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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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zu senken und ihm helfen, es zu bekämpfen. Es hatte keinen Sinn! Er würde sterben so oder so und dies wäre vielleicht sogar die bessere Art. So würde er nicht die öffentliche Hinrichtung ertragen müssen, die Peitschenhiebe, so könnte er einfach in Ruhe sterben.
         Marcus schloss die Augen und nickte mit vor Schmerz zusammengezogenen Brauen.
         „Du hast Recht, mein Freund. Du hast so Recht!“, wisperte er in die Stille hinein.
         Dann suchte er sich einen Platz neben William, lehnte sich wie sein Freund mit dem Rücken an die Wand, und während William seinen Kopf an Marcus’ Schulter abstützte, begann der wie bei seinen letzten zwei Besuchen in Erinnerungen zu schwelgen und William davon zu erzählen.
     
         Als Marcus am folgenden Tag wieder kam, wappnete er sich dafür, seinen Freund tot vorzufinden. Sein Herz hämmerte wie verrückt, als er vor der Zellentür stand, doch als sich diese öffnete, waren es Williams Augen, denen er begegnete. Seine Atmung ging flach, das Fieber war nicht gesunken, doch er lebte zweifellos und Marcus war gleichermaßen froh wie traurig darüber.
         Er ließ sich ihm gegenüber nieder, ergriff seine Hand und wie schon am Vortag befragte William seinen Freund nach Kates Wohlergehen.
         „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es ihr besser geht. Sie braucht Zeit“, erwiderte Marcus und William nickte zustimmend.
         Sein Blick war trüb wie in weite Ferne gerichtet und Marcus schwieg. Normalerweise hätte er jetzt irgendein belangloses Thema angeschnitten, ihm irgendeine lustige Geschichte erzählt, um ihn abzulenken, ihn aufzumuntern, doch nicht heute.
         Heute war der Tag seines letzten Besuchs und weder ihm noch William stand die Lust nach Belanglosigkeiten. Ihre letzten gemeinsamen Minuten wollten sie nicht darauf verschwenden, lieber schwiegen sie und tauschten die unaussprechlichen Dinge, die ihnen noch auf der Seele lagen, wortlos aus.
         „Jamie ist wohl noch nicht angekommen, aye?“, fragte William nach einer Weile.
         Marcus hatte seine Männer in den letzten Tagen ununterbrochen nach dem jungen Engländer Ausschau halten lassen, doch von Jamie war weit und breit nichts zu sehen gewesen. Marcus hatte schon überlegt, ob sie ihn einfach verpasst oder übersehen hatten, doch in dem Fall hätte er sich inzwischen sicherlich ans Gefängnis gewandt oder Billy hätte Kontakt mit ihnen aufgenommen. Doch nichts von all dem war geschehen.   
         „Nein, bisher ist er noch nicht hier, aber bis morgen schafft er es sicher!“, erwiderte der Hüne.
         Er wusste, wie viel William daran lag, Jamie noch einmal zu sehen. Er hatte sich so sehr gewünscht, dass auch er ihn hier besuchen kam und er noch einmal die Chance bekommen würde, mit ihm zu sprechen. Und wenn das schon nicht möglich war, wollte er ihn zumindest noch einmal sehen.
         Plötzlich riss er die Augen auf und sah Marcus von einer inneren Unruhe ergriffen an.
         „Soll ich noch mal wiederholen, was du ihm ausrichten sollst?“, fragte er alarmiert, doch sein Aufruhr flaute gleich wieder ab, als er den besänftigenden und mitfühlenden Ausdruck in Marcus’ großen, dunklen Augen sah.
         Er hatte ihm schon vor Tagen in aller Ausführlichkeit seine Botschaft an Jamie mitgeteilt und Marcus hatte sie sich ganz genau eingeprägt. Er kannte gar noch Williams Wortlaut und würde ihn haargenau an Jamie weiter geben.
         „Entschuldige, Marcus. Ich weiß, auf dich ist Verlass“, erwiderte er nun, klopfte seinem Freund mit der freien Hand auf die Schulter und krallte anschließend seine Finger darin fest.  
         Seine Hand zitterte leicht, während ihre Blicke aufeinandertrafen.
         „Marcus, halte mich nicht für einen Schwächling, aber ...“, er unterbrach sich, senkte den Blick, „ich habe Angst“, flüsterte er beinahe tonlos.
         Es war mehr eine Entschuldigung, denn ein Eingeständnis und Marcus sah seinen Freund den Kopf schüttelnd an.
         Wären sie in einer anderen Situation gewesen, hätte er ihn nun wahrscheinlich ausgeschimpft, ihn gefragt, ob er noch bei Sinnen ist, so etwas zu sagen und ob seine Meinung von ihm so schlecht sei, dass er ihm solche Urteile unterstellte.
         Doch sie waren nicht in einer anderen Situation. Sie waren genau hier und genau jetzt und im Augenblick brachen Williams Worte Marcus das Herz.
         Er ballte die Linke zur Faust

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