Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
Vom Netzwerk:
Gefahr drohte und so griff er nicht zu dem Dolch unter seinem Kopfkissen, mit dem er das Kind wahrscheinlich zu Tode erschreckt hätte.
         Stattdessen rieb er sich die müden Augen und gähnte. Der üble Geschmack in seinem Mund und das Hämmern in seinem Kopf machten ihm zu schaffen, doch trotzdem drehte er sich zu ihr und stützte sich auf seinen Ellbogen.
         „Was ist denn, meine Kleine? Warum schläfst du nicht mehr?“
         „Ich konnte es nicht mehr abwarten, dir mein Geschenk zu geben!“ Amy drehte sich aufgeregt hin und her.
         „Hm, ein Geschenk“, erwiderte William nachdenklich.
         „Ja, als du nach Hause gekommen bist, habe ich angefangen und jetzt ist es fertig.“ Amy richtete sich auf und griff voller Stolz nach dem Präsent.
         Es war ein kleiner Lederbeutel. An ihm war ein Riemen befestigt, mit dessen Hilfe man diesen um den Hals hängen konnte. Er war mittels zwei zu einer Schleife gebundenen Riemchen verschlossen worden und Amy hatte vorne eine Rose darauf gestickt.
         William war vollkommen gerührt von dem Geschenk und im ersten Moment brachte er kein Wort raus. Er legte den Beutel um.
         „Darin werde ich meine wichtigsten Schätze aufbewahren“, sagte er mit einem liebevollen Lächeln, mühevoll um Fassung ringend und Amy senkte schüchtern ihren Blick. „Ich danke dir, meine Kleine, das ist ein wunderschönes Geschenk.“ Er nahm sie in den Arm und drückte sie so fest an sich, wie er nur konnte.
         „William“, keuchte das Mädchen, „du erdrückst mich!“  
         Da ließ er sie los, setzte sie vor sich ab und streichelte ihr zärtlich übers Haar. Danach alberten sie noch ein wenig im Bett herum, bis sie aufstanden.
         „Sei nicht traurig, mein Freund.“ William tat Jamie leid und er wusste nicht, wie er ihm helfen sollte.
         „Ist schon in Ordnung“, erwiderte dieser und atmete tief durch, während er wehmütig den Beutel in seiner Hand betrachtete. „Es ist gleich wieder vorbei. Es ist nur manchmal da frage ich mich, wie ich es ohne euch aushalten soll und ob das damals die richtige Entscheidung war“, sagte er und seufzte schwermütig.  
         „William, du hast getan, was du tun musstest und du wirst auch dort, wo du hingehst, Menschen haben, die dich lieben.“ Es war eine Überwindung für Jamie dermaßen zuversichtlich von dieser Situation zu sprechen aber es war ihm unmöglich seinen Freund so leiden zu sehen. William war sich dessen vollkommen bewusst. Er drehte sich zu Jamie und nickte mit einem bekümmerten Lächeln.
         „Ich danke dir, mein Freund“, sagte er, eh George ihre Zweisamkeit unterbrach.  
         „Ach, auch bereits erwacht Mr. Connell?“, stichelte er, als er mit mindestens einem Dutzend Kerzen in den Händen eintrat. Dann wandte er sich an William. „Ich denke mehr bekommst du nicht in die Taschen, oder?“
         „Nein, ich denke nicht“, erwiderte William und rieb sich dabei nachdenklich das Kinn.
         „Was tut ihr denn da?“, fragte Jamie verständnislos.
         „Wir packen ein paar Sachen für Williams Abreise zusammen.“
         Jamies Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken. Die schlechten Nachrichten hatten ihm dermaßen zu schaffen gemacht, dass er es sich bislang noch nicht so richtig klargemacht hatte, dass es jeden Tag so weit sein könnte. Und nun traf es ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Er schüttelte den Schock jedoch schnellstmöglich ab und trat zu den beiden Männern, die vor dem Schrank standen.
         „Was habt ihr denn bereits?“
         William und George zählten abwechselnd die Dinge auf, die sie schon eingepackt hatten. Darunter befanden sich ein frisches Leinenhemd, ein Dutzend Kerzen, der Wollmantel, den William bereits auf der Reise von York angehabt hatte. Er war warm und nicht sehr ungewöhnlich, sodass er nicht sonderlich damit auffallen würde. Sie hatten ihm noch warme Strümpfe und Handschuhe bereitgelegt. Die Hose, die zunächst auch in der Satteltasche gewesen war, musste den Lebensmitteln, die weitaus nötiger waren, weichen.
         George gab seinem Sohn neben Brot, getrocknetem Fleisch und Käse auch mehrere Flaschen Whisky und Wein, die ihn warm halten sollten. Außer einer Decke fiel Jamie auch nichts mehr ein. Er machte lediglich den Vorschlag, die gepackten Taschen beim Pferd im Stall zu verstauen und dieses auch bereits zu satteln. Denn wenn William würde flüchten müssen,

Weitere Kostenlose Bücher