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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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Nachdem Jamie seine zukünftige Braut in seiner Kutsche nach Hause geleitet hatte, kam er wieder zurück und sie feierten die frohe Nachricht bis tief in die Nacht.
        
         „Guten Morgen“, sagte Jamie an die offen stehende Eingangstür zu Williams Schlafzimmer gelehnt.
         Er war in der Nacht nicht mehr nach Hause geritten, dafür war er zu betrunken gewesen und die Winstons hatten mehr als genug leer stehende Zimmer, die sie ihm zur Verfügung stellen konnten. Nachdem George irgendwann in der Nacht nach oben gegangen war, waren die beiden Freunde noch viele Stunden sitzen geblieben und hatten sich unterhalten.
         Sie hatten über alles Mögliche gesprochen, über Claudias und Jamies bevorstehende Hochzeit, sie frischten alte Erinnerungen auf und betrunken, wie sie waren, sprachen sie auch über Williams Zukunft und seine jüngere Vergangenheit. Es war eine Nacht, in der sie viel lachten, die aber auch von ihrem Kummer beherrscht wurde. Doch es war auch eine Nacht, die ihnen dabei half, ihre Gefühle auszudrücken und auch ein Stück weit zu verarbeiten.
         Sie hatten gedacht das Thema bereits bei ihrem Ausritt endgültig besprochen und auch abgehakt zu haben, doch als sie in der Nacht darüber zu reden begannen, merkten sie erst wie viele Dinge noch unausgesprochen und ungeklärt geblieben waren. Mit einem Schrecken erkannten sie, dass sie sich beinahe ohne dieses klärende Gespräch voneinander getrennt hätten und dies mit Sicherheit für den Rest ihres Lebens bereut hätten.
         Sowie Jamie William alles über Claudia hatte erzählen müssen, so musste auch William jeden einzelnen dieser Schotten, mit denen er sein zukünftiges Leben verbringen würde, - wie Jamie sie nannte - ob er es bereits getan hatte oder nicht, bis ins kleinste Detail beschreiben. Die Erleichterung darüber seinen Freund nach ihrer Trennung in guten Händen zu wissen, verspürte nach dieser Aussprache jedoch lediglich William.
         Es lag wahrscheinlich einerseits daran, dass er Claudia, wenn auch nicht sehr gut aber doch persönlich kennengelernt hatte. Andererseits lag es jedoch daran, dass Jamie derjenige war, der seinen Freund ziehen lassen musste. Er musste ihn Menschen überlassen, die er nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass er meinte, sie würden ihm seinen Freund wegnehmen, nicht leiden mochte. Es mochte sein, dass er ihnen Unrecht tat, doch dies interessierte ihn in dem Moment überhaupt nicht.
         Doch auch für Jamie hatte das Gespräch etwas gebracht. Er und William sprachen nun wieder so frei und ungezwungen wie vorher miteinander. Es stand nichts mehr zwischen ihnen und nichts schaffte mehr diese gewisse Distanz, die seit William sein Geheimnis offenbart hatte, geherrscht hatte.
         „Guten Morgen“, erwiderte William.
         Er hatte in seine Gedanken vertieft am Fenster gestanden und hinausgeschaut.  
         „Hast du gut geschlafen?“, fügte er noch hinzu.
         „Ja, aber ihr hättet mich ruhig eher wecken können. Wie ich sehe, bin ich der Einzige, der bis zum Mittag geschlafen hat“, stellte Jamie fest, nachdem er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. William war bereits vollständig angezogen und sein Bett war auch gemacht worden.
         „Wir wollten aber, dass du wieder nüchtern bist, wenn du aufwachst“, grinste William schelmisch.
         „Mach dich nur lustig. Ich meine, dass dein Gang gestern Nacht auch nicht mehr der sicherste war, oder täusche ich mich da?“
         William rieb sich lächelnd das Kinn, und indem er die Hände hob, signalisierte er seinem Freund seine Kapitulation.  
         „Was hast du da in der Hand?“, fragte Jamie, als William sich vom Fenster entfernte und näher kam.
         „Dies hat Amy mir gegeben“, erwiderte William und erinnerte sich, wie das Mädchen am Morgen wieder in sein Zimmer geschlichen war.
         Dieses Mal war er noch nicht wach gewesen, als seine Schwester leise die Tür öffnete und auf Zehenspitzen zu seinem Bett hinübertrabte. Es war wie an jedem Morgen bitterkalt in dem Raum und so beschloss sie dieses Mal nicht darauf zu warten, bis William sie dazu aufforderte, sondern gleich unter die Decke zu schlüpfen. Sie schlich zur der Seite des Bettes, die leer war, und hüpfte hinein. Dabei berührte sie mit ihren eiskalten Füßen Williams Bein und ließ ihn aus dem Schlaf fahren.
         Ein Glück bemerkte William sofort, dass es nur Amy war und keine

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