Abschied nehmen
dann schnell und ohne lange Vorankündigung.
Eine Weile später kam Jamie inzwischen angezogen erneut in Williams Zimmer, um ihm mit den Sachen zu helfen.
„Eines brauchst du auf jeden Fall noch.“
„Ach und was wäre das? Mir fällt nämlich beim besten Willen nichts mehr ein.“
Jamie griff in seine Hosentasche und als William sah, was es war, machte er eine abwehrende Bewegung.
„Nein, Jamie, das kann ich nicht annehmen.“
Es war der Dolch, den Jamie von seinem Großvater bekommen hatte, als er acht gewesen war. Er hatte eine scharfe Klinge und einen hölzernen Griff. Dieser war mit dem Bild eines Elches, der ein prächtiges Geweih trug, verziert. William erinnerte sich noch, als sei es gestern gewesen, wie sein Freund sich über das Geschenk gefreut hatte. Seit dem war es seine absolute Lieblingswaffe gewesen und er hatte ihn bei jeder Jagd und auch sonst stets bei sich getragen.
„Ich möchte keine Widerworte hören. Du kannst ihn viel besser brauchen als ich. Er wird dir gut dienen und dich schützen. Was soll ich denn schon damit, die einzigen Gelegenheiten, bei denen er zum Einsatz kommt, ist die Jagd. Und wenn du fort bist ...“ Jamie brach seinen Satz mittendrin ab. Er wollte seinem Freund und sich selbst nicht wieder Kummer bereiten und außerdem wussten sie beide, wie der Satz enden würde. So legte er den Dolch lediglich in Williams Hand und schloss dessen Finger darum.
„Komm schon!“, sagte er, als er mit einem Teil der Sachen bereits auf halbem Wege hinaus war. William nahm den Rest und folgte seinem Freund, den Dolch in seiner Hand fest umklammert.
Draußen regnete es in Strömen und es war dazu bitterkalt und so verbrachten sie den ganzen Tag im Haus. Sie unterhielten sich, spielten mit Amy Verstecken und bereiteten sich langsam aber sicher auf den Abschied vor. Jeder von ihnen spürte genau, dass es nicht mehr lange dauern würde.
William wurde immer nervöser und Jamie und George gaben ihr Möglichstes, um ihn und damit auch sich selbst, so gut es ging abzulenken. Sie versuchten, ihn mit irgendwelchen Geschichten zu unterhalten, und wenn sie merkten, dass seine Gedanken doch abdrifteten, schlugen sie schnellstens etwas anderes vor, was sie tun könnten.
Auch diese Nacht verbrachte Jamie in dem Gästezimmer, in dem er bereits die Nacht zuvor geschlafen hatte. Doch an Schlaf war zunächst beim besten Willen nicht zu denken. Seine Gedanken ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Und als er dann für ein paar wenige Stunden doch Schlaf fand, wurde er wie William von Albträumen geplagt.
Als dieser dann am Morgen nicht sehr ausgeruht erwachte, wünschte er zum ersten Mal, dass diese Warterei endlich ein Ende fände.
Es war bereits später Nachmittag, als Edward ihr gemütliches Beisammensitzen unterbrach. Sie befanden sich im Empfangssalon. Amy war damit beschäftigt ihrer Puppe Mary ein neues Kleid anzuziehen, das sie mithilfe der Köchin genäht hatte. William und Jamie hatten gerade eine Partie Schach beendet, die Jamie für sich entschieden hatte, und entspannten sich nun gemeinsam mit George bei einem Glas Whisky. Der Butler blieb im Eingang stehen und wartete, bis er zum Sprechen aufgefordert wurde.
„Was gibt es, Edward?“, fragte George.
„Lord Winston, bitte verzeiht die Störung aber an der Tür steht ein Junge, der Euch unbedingt sprechen möchte.“
Ihm war sichtlich unwohl in seiner Haut.
„Ich habe alles versucht, um ihn wieder fortzuschicken, doch er ist einfach zu hartnäckig. Er behauptete sich nicht von der Stelle zu rühren, bevor er mit Euch gesprochen hat.“ Edwards Wangen röteten sich. Es war ihm peinlich den Hausherrn mit solchen Banalitäten belästigen zu müssen. „Er spricht so wirre Sachen, dass er noch Geld bekäme und er hier ist, um Euch zu warnen, doch ich ...“
Während George sich genauso wenig einen Reim auf das, was sein Butler sagte, machen konnte, war es sein Sohn, der scheinbar umso besser verstand. Denn noch eh Edward zu Ende gesprochen hatte, sprang William bereits auf und rannte an dem verblüfften Edward vorbei Richtung Tür. George und Jamie warfen einander einen erschrockenen Blick zu und endlich begreifend, eilten sie hinter William her.
„…, da kam ein Trupp mit sechs Soldaten, die nach Euch fragten. Ich hab natürlich gesagt, ich wüsst
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