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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ganz offenkundig. Er sah aus, als würde er noch mehr Pillen nehmen oder Alkohol trinken, sobald Decker aus der Tür war. Decker dachte an Meechams Patienten, an diese sechs schwangeren Frauen, von denen einige so ausgesehen hatten, als würde das Kind jeden Moment kommen.
    »Haben Sie diese Nacht Bereitschaftsdienst?« fragte Decker.
    »Yeah. Warum?«
    Decker handelte ganz impulsiv. Er stand auf, ging um Meechams Schreibtisch herum und riß die oberste Schublade auf.
    »Was, zum Teufel, machen Sie da?« schrie Meecham.
    Decker nahm ein Röhrchen Tabletten heraus – Valium – und eine Rolle Pfefferminz. Ein sicheres Zeichen, daß er noch mehr hatte. Er steckte die Tabletten und die Pfefferminz in die Tasche, und da er schon so weit gegangen war, öffnete er auch noch die untere Schublade und nahm den erwarteten Flachmann heraus.
    Meecham betrachtete ihn mit einer Mischung aus Zorn und Verlegenheit. Schließlich sagte er: »Sie haben ja recht. Nehmen Sie alles mit. Ich kann mir morgen abend den Kopf volldröhnen, wenn niemand auf mich angewiesen ist. Meine Damen und ich danken Ihnen, Sergeant.«
    »Keine Ursache«, erwiderte Decker.

21
    Die fünfzehnhundert Dollar brannten Abel ein Loch in die Tasche. Er mußte an all die Dinge denken, die er damit machen könnte – was Neues zum Anziehen, ein Paar neue Reifen für sein Motorrad, eine Nacht im Sündenbabel Las Vegas. Er könnte sich ein Zimmer im Caesar’s Palace mieten oder vielleicht im MGM Grand – Montag nachts war das Geschäft im allgemeinen mau – und sich zwei Nutten aufgabeln. Manche Dinge mußte man einfach zu dritt machen. Mit fünfzehn Riesen könnte er sich einen wahrhaft unvergeßlichen Abend kaufen.
    Als er sich Deckers Ranch näherte, riß er sich widerwillig aus seinen Träumen. Er parkte in der Einfahrt und hoffte, daß Doc zu Hause wäre, damit das Mädchen nicht glaubte, er versuche mit ihr allein zu sein. Allerdings wäre es auch nicht gerade die schlimmste Strafe der Welt für ihn, wenn er noch einmal mit dem Mädchen sprechen müßte. Beim Gedanken an sie bekam er Gänsehaut – trotz achtunddreißig Grad im Schatten. Er humpelte zur Tür, schlug heftig gegen den Türklopfer und wartete. Sein Glückstag. Das Mädchen antwortete mit einem süßen »Wer ist da?« Abel saugte ihre Stimme in sich auf.
    »Abel Atwater, Ma’am«, antwortete er. »Sie müssen die Tür nicht aufmachen, ich schiebe bloß einen Umschlag mit Geld für Peter unter die Fußmatte. Den sollten Sie allerdings reinholen, sobald ich weg bin, da sind nämlich fünfzehnhundert …«
    Die Tür ging auf. Diese Augen, die ihn ansahen, dieses Haar – schwarz, lang und offen getragen. Er bekam weiche Knie. Alles, was er herausbringen konnte, war ein vorpubertäres Hi.
    »Hallo«, antwortete Rina. Der arme Kerl. Er war so nervös und wurde ganz rot. Oder vielleicht lag das nur an der Hitze. Heute hatte er sich fein gemacht; er trug ein Hemd. Doch so harmlos er auch aussehen konnte, Rina konnte nicht über die Tatsache hinwegsehen, daß er angeblich ein Vergewaltiger war. Sie beschloß, höflich zu sein, und nichts weiter.
    »Äh, könnten Sie das für mich Peter geben?« sagte Abel.
    Er hielt ihr den Umschlag hin. »Sie können ihm das Geld selbst geben, Abel. Er ist hinten bei den Pferden.«
    »Sie können es doch für ihn annehmen. Schließlich sind Sie quasi seine Frau.«
    »Das ist doch eine Sache zwischen Ihnen und Peter«, sagte Rina. »Damit habe ich nichts zu tun.«
    »Jaaa, Ma’am.«
    Rina entspannte sich und schenkte ihm ein vages Lächeln. »Sie können mich ruhig Rina nennen, Abel. Bei ›Ma’am‹ komm’ ich mir wie sechzig vor. Wie dem auch sei, gehen Sie einfach nach hinten und machen Sie sich bemerkbar. Er ist nicht zu übersehen. Er trägt eine Baseballkappe.«
    Abel lachte, und sie schloß die Tür ohne ein weiteres Wort zu sagen. Er schlug den Umschlag mehrere Male gegen die Handfläche, dann nahm er den Seitenweg zum angrenzenden Feld. Plötzlich bemerkte er, wie heftig sein Herz klopfte.
    Er wartete eine Weile, bevor er sich Decker zeigte, und beobachtete, wie Cowboy Pete in Shorts und T-Shirt und einer Dos-Equis-Kappe auf dem Kopf einen Apfelschimmel um den Korral ritt. Doc trug immer ein T-Shirt. Abel hatte ihn häufig wegen seiner hellen Haut aufgezogen und ihn Lobster-Boy genannt, weil er in der Sonne so rot wie ein Hummer wurde.
    Als Abel ins offene Feld trat, sah er, daß Deckers Blick in seine Richtung ging. Decker wendete sofort und ritt auf ihn

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