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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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vermutlich mit einem 38er erschossen wurde, bevor ihn die Schrotkugeln trafen«, sagte Marge. Ein klirrender Pfeifton ertönte in ihrem Kopf und hörte genauso plötzlich wieder auf, wie er angefangen hatte. »Ich versuche mir die ganze Zeit, die Szene vorzustellen … Ich weiß nicht, ob es an meinem dusseligen Kopf liegt, aber das Ganze scheint ziemlich verrückt.«
    »Einer von diesen Familienkrächen, die außer Kontrolle geraten sind.« Decker dachte einen Augenblick nach. »Okay, laß uns mal versuchen, die Sache zu rekonstruieren. Luke, Linda, Carla und Rolland sind in der Küche. Linda, Rolland und Carla auf der einen Seite, Luke auf der anderen – eine typische Konfrontationssituation. Nach dem, was Earl gesagt hat, waren Linda und Luke die Hauptakteure in diesem Streit.«
    »Warum waren Rolland und Carla dann überhaupt da?«
    »Gute Frage«, sagte Decker. »Vielleicht um Linda moralisch zu unterstützen, vielleicht ging Carla Luke um Geld an und wollte moralische Unterstützung von Linda, vielleicht wollte Rolland mit einem der Mädels abhauen. Die beiden könnten aus sehr vielen Gründen in die Sache hineingeraten sein. Aber laß uns erst mal auf Linda und Luke konzentrieren.«
    »Okay.«
    »Irgendwas Grundlegendes muß den sanftmütigen Luke zum Explodieren gebracht haben. Denn bisher hatte Luke das ungezügelte Verhalten seiner Frau toleriert. Aber plötzlich fielen harte Worte, Luke rastete aus und nannte Linda eine Hure. Darauf hat Linda ihn wüst beschimpft.«
    »Was soll diese Sache, daß Luke Linda angeblich einen Zuhälter genannt hat?« fragte Marge.
    »Tja, das ergibt überhaupt keinen Sinn.« Decker riß die Augen auf. »Es sei denn … es sei denn, Luke hat Linda eine Hure genannt, und dann hat Linda als Retourkutsche Zuhälter zu ihm gesagt.«
    »Aber …«
    »Überleg mal folgendes«, unterbrach Decker sie. »Linda machte mit verschiedenen Männern herum, aber wir vermuten, daß es ihr im Grunde nur darum ging, schwanger zu werden, richtig?«
    »Richtig.«
    »Dann nimm mal an … nimm mal an, Linda hörte mit der künstlichen Befruchtung auf, weil Luke sich weigerte, weiter dafür zu zahlen. Ich hab’ nämlich herausgefunden, daß so eine Prozedur Tausende von Dollar kostet.«
    »So viel?«
    »Yep«, sagte Decker. »Acht Jahre in Behandlung, sagen wir zwei- bis dreimal im Jahr ein Versuch. Da kommt schon einiges zusammen. Jetzt nehmen wir mal an, daß Luke bei dieser Cocktailmischung mit Sperma von anderen Männern eh nur eine geringe Chance sah, daß das Kind von ihm sein würde.«
    »Red weiter.«
    »Jetzt sieh das mal im Zusammenhang mit all den Kommentaren über Lukes und Pappys Knickrigkeit.«
    Marge deutete ihm durch ein Nicken an weiterzumachen.
    »Okay.« Decker war jetzt voll in Fahrt. Plötzlich bemerkte er, wie Marge sich den Kopf hielt.
    »Was ist los?«
    »Nichts«, antwortete Marge mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich krieg’ nur immer wieder diese verdammten Schmerzanfälle.« Sie ließ die Hände sinken. »Die kommen ganz plötzlich und sind genauso schnell wieder weg. Aber diese verdammten Schmerzen haben mich am Arsch … na ja, eher am Kopf.«
    »Brauchst du irgendwas?«
    »Bitte keine Schmerzmittel mehr, Pete. Die haben mir schon die paar grauen Zellen, die ich noch übrig hab’, völlig abgestumpft.«
    »Du solltest nicht arbeiten.«
    »Was soll ich denn sonst tun? Trübsal blasen? Darüber nachdenken, wie ich versagt hab’?«
    »Du hast nicht versagt.«
    »Natürlich hab’ ich das. Er ist mir entwischt. Das Arschloch war direkt vor meiner Nase, und ich hab’ ihn nicht gesehen.«
    »Jetzt weißt du also, daß du kein Radar hast«, sagte Decker. »Margie, A: du hast nicht versagt. B: und selbst wenn, kannst du jetzt auch nichts mehr dran machen. Außer dir ist niemand verletzt worden, Detective Dunn. Du kriegst ’nen Orden erster Klasse …«
    »Aber ich weiß doch, wie’s passiert ist.«
    Decker warf die Hände in die Luft. »Dann schlag dir doch an die Brust und hüll dich in Sack und Asche.«
    »Du bist so unglaublich sensibel, Pete.«
    »Meine ganze Sensibilität gehört den Vergewaltigungsopfern. Und was dann noch übrigbleibt, geht an Rina.« Decker dachte einen Augenblick nach. »Und sie kriegt im Augenblick auch nicht gerade viel davon ab. Du als meine Kollegin und Mitstreiterin kriegst halt nur die üblichen Machosprüche ab, von wegen scheiß drauf, lassen wir uns einfach vollaufen.«
    Marge lächelte.
    »Ist es nicht zu anstrengend für dich?« fragte

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