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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ab, und darüber schien sie sich sehr zu freuen. Ich glaub’, es ist ein echter Glücksfall, daß sie zur Zeit was mit ’nem Psychofritzen hat. Ist vermutlich im Augenblick genau das Richtige für sie.«
    »Vermutlich.«
    »Um ihr Selbstvertrauen aufzubauen«, sagte Hollander. »Das schlimmste ist, wenn man sein Selbstvertrauen verliert und anfängt, an sich zu zweifeln. Dann wird die Sache wirklich ziemlich brenzlig.«
    Decker antwortete nicht.
    »Ist dir irgendwas Schlimmes passiert, Rabbi?«
    »Alles in Ordnung«, sagte Decker. Und in diesem Augenblick beschloß er, daß es das auch war. Seine Erinnerungen waren wie alte Fotoalben, die man in einer Truhe auf dem Speicher verstaut und nur an ganz schlimmen Regentagen hervorholt. »Es geht mir wirklich ganz gut, Mike.«
    Hollander zog an seiner Bruyèrepfeife und blies fruchtig riechenden Rauch aus. »Dann wird es dich vielleicht interessieren, daß man vor einer Stunde unseren Freund Earl Darcy ohne Kaution freigelassen hat.«
    Decker war plötzlich hellwach. »Wer hat ihn abgeholt?«
    »Sue Beth Litton«, antwortete Hollander. »Ich hab’ zwar nicht persönlich mit ihr gesprochen, aber der Gefängniswärter hat erzählt, die ganze Sache hätte sie ziemlich mitgenommen.«
    »Sue Beth hatte nicht den blassesten Schimmer, auf was sie sich einließ, als ihr Bruder das Geständnis ablegte.«
    »Den Eindruck hatte der Gefängniswärter auch.«
    Die beiden Männer sahen sich an. Hollander spielte an seiner Pfeife herum, Decker strich sich über den Schnurrbart. Durch die ganze Geschichte mit Rina und Abel hatte Decker seine Fälle vernachlässigt. Jetzt wurde es Zeit, das Privatleben erst mal zu vergessen und den beruflichen Pflichten wieder nachzukommen. Zeit, sich an die Arbeit zu machen!
    »Glaubst du, daß die abhauen?« fragte Hollander.
    »Der Gedanke ist mir auch gerade gekommen«, sagte Decker. »Imker können bestimmt schon eine ganze Weile in der Wildnis leben. Die können fast überall Bienen züchten, wo es Kleefelder gibt.«
    »Sie schienen aber sehr an ihrem Land zu hängen.«
    »Ich denke, die könnten sich auch woanders einleben, wenn’s sein müßte.«
    »Yeah.« Hollanders Pfeifenstiel bewegte sich in seinem Mund auf und ab. »Außerhalb von Kalifornien gibt es jede Menge billiges Land, besonders wenn sie das Geld von Manfred haben. Könnten sich in irgendeiner kleinen Stadt in Idaho oder Montana niederlassen und da weitermachen, wo sie aufgehört haben. Und niemand wird was spitzkriegen.«
    Sie schwiegen einen Augenblick.
    »Sollen wir ihnen einen Besuch abstatten?« fragte Hollander.
    »Unbedingt«, sagte Decker.
    Hollander nahm die Pfeife aus seinem Mund und stopfte sie neu. »Du siehst schon wieder besser aus, Pete. Arbeit bekommt dir.«
     
    Bereits nach einer Weile merkte Decker, wie sehr er Marge vermißte. Hollander ging mit dem Plymouth um, als ob er sein Gegner wäre, übersteuerte in jeder Kurve und trat jedes Mal, wenn er anhalten mußte, wie verrückt auf die Bremse. Beim Fahren grunzte er und sang ständig irgendwelche Melodiefetzen zu seinen eigenen Texten vor sich hin, so daß man den Einsatzleiter kaum verstehen konnte. Freundlicherweise verzichtete er wegen der geschlossenen Fenster auf das Rauchen, doch seine Pfeife verströmte immer noch den Geruch von billigem Tabak. Decker saß ganz starr auf seinem Sitz. Er hatte die Zähne so fest zusammengebissen, daß sie ihm anfingen weh zu tun.
    Nun fing Hollander auch noch an, sentimentale Liebeslieder zu trällern – und das völlig falsch. Decker drehte den Polizeifunk lauter, in der Hoffnung, daß Mike den Hinweis verstehen würde.
    »Mein Gott!« Hollander stellte das Radio leiser. »Willst du, daß wir beide taub werden? Hast es wohl auf Arbeitsunfähigkeit oder so abgesehn. Was ist bloß heute mit dir los?«
    »Ich bin nervös.«
    »Das seh’ ich.«
    »Fahr da raus«, sagte Decker und zeigte auf die Straße, die in die Berge hinauf führte.
    »Ganz schön steil«, bemerkte Hollander.
    »Soll ich fahren?«
    »Yeah, warum nicht?« Hollander fuhr auf den Seitenstreifen. »Du kennst ja den Weg.«
    Decker ließ den Motor aufheulen und fuhr mit qualmenden Reifen los. Er hörte Hollander heftig einatmen, ignorierte ihn jedoch und beschleunigte weiter.
    Eine Minute später sagte er: »Du übernimmst Granny Darcy, Mike. Ich nehm’ mir Pappy vor.«
    »O-kay.«
    »Setz sie nicht unter Druck. Schließlich haben wir nichts, womit wir sie festnageln könnten. Das Labor hat die Leichen noch

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