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Absolut WILD 3

Absolut WILD 3

Titel: Absolut WILD 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Courtenay
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Set führten, huschten Helfer mit Rechen und Schaufeln durch die Manege, um das Sägemehl in Ordnung zu bringen, und ein Assistent in schwarzem Hemd kam zu Mr Adlernase. »Alles bereit für die nächste Szene, Mr Valkyrie, Sir.«
    »Wir reden später«, sagte der Regisseur zu Papa, bevor er zu der Kamera ging, die in unserer Nähe stand. Papa schaute ihm geknickt nach.
    Plötzlich sah ich, wie Joe zum Ausgang des Zelts hastete. Er ging ganz gerade und steif und reckte das Kinn in die Höhe, wie er es immer macht, wenn er versucht, nicht zu weinen. Statt ihrem Sohn zu folgen, stellte sich Mrs Morton mitten in die Manege und machte irgendeine merkwürdige Atemübung.
    »Warum habe ich bloß das Gefühl, dass da gerade was schiefgegangen ist?«, fragte Tori. Anscheinend hatte sie Joe auch gesehen.
    »Ich weiß, man soll nicht unhöflich zu Erwachsenen sein«, sagte ich mit einer ungeheuren Wut im Bauch, »aber ich hätte wirklich Lust, Mrs Morton mal so richtig …«
    Tori ließ mich einfach stehen und lief hinter Joe her. Ich überlegte, ob ich ihr folgen sollte, kam aber zu dem Schluss, dass es besser war, wenn sie mit Joe redete. Sie würde Ruhe bewahren und sich nicht so aufregen wie ich.
    Mirza Khan erschien in der Manege, rückte den Kragen seines weißen Hemds zurecht und nickte dem Regisseur zu. Mrs Morton beendete ihr komisches Geschnaufe und nickte ebenfalls.
    »Action!«, rief Mr Valkyrie.
    »Meine Tochter wurde in eine Welt geboren, die Sie nie verstehen werden!«, rief Lady Tempest aufgebracht. »Wenn Sie sie mitnehmen, wird sie vor lauter Unglück sterben. Und wenn Sie sie umbringen wollen, dann lieben Sie sie nicht!«
    Mrs Morton war vielleicht keine gute Mutter gewesen, aber sie war eine ziemlich gute Schauspielerin. Bei den Dreharbeiten im Haus hatte ich sie ja nicht lange in Aktion erlebt, weil ihre Wutanfall-Szene von Joe unterbrochen worden war, doch nun sah ich, dass sie wirklich was draufhatte. Und Mirza Khan, der in einer schmutzigen Reithose vor der vornehmen Lady Tempest auf und ab schritt, hatte eine wunderschöne Stimme. Als ich sie hörte, musste ich irgendwie an dunkle, sahnige Schokolade denken. Sein fantastisches blaues Auge, von dem uns Papa so begeistert erzählt hatte, wirkte tatsächlich ziemlich echt. Es sah aus, als würde es richtig wehtun.
    »Sie scheinen zu glauben, ich könnte Rose umstimmen, Lady Tempest. Aber Ihre Tochter hat ihren eigenen Kopf. Ich kann sie genauso wenig beeinflussen, wie ich die Richtung des Windes beeinflussen kann.«
    »Sie werden sie dazu bringen, ihre Meinung zu ändern. Und zwar schnell!«
    Lady Tempest sah den Reiter finster an, bevor sie der Kamera ruckartig den Rücken zukehrte und davonrauschte wie eine zornige schwarze Krähe. Mirza Khan sank auf die Knie und schlug die Hände vors Gesicht. Das ganze Zelt hielt eine halbe Ewigkeit die Luft an, bis Mr Valkyrie »Schnitt!« rief.
    Und schon fingen alle an zu reden und schauten sich die Szene auf den kleinen Kameramonitoren an. Vor meinen Augen tanzten Bilder, als hätte mir jemand Zauberstaub hineingestreut, und ich musste ein paar Mal blinzeln, um sie zu vertreiben.
    »Wow, das war super!«, sagte ich.
    Das fand Mr Valkyrie offensichtlich nicht, denn er ließ die Szene noch vier Mal drehen, und vor jedem Take musste jemand das Sägemehl von Mirza Khans Hose bürsten.
    Bei der fünften Wiederholung kam mir die Szene allmählich ein bisschen öde vor, obwohl die Schauspieler nicht nachließen und sie jedes Mal mit frischem Schwung spielten.
    »Sie scheinen zu glauben, ich könnte Rose umstimmen, Lady Tempest …«
    »Sie scheinen …«
    »Sie scheinen zu glauben …«
    Dann war Mr Valkyrie endlich zufrieden und rief: »Schnitt!« Alle Anwesenden seufzten erleichtert. Es gab eine kurze Pause … und schon war Mr Adlernase bei uns und legte wieder den Arm um Papas Schultern.
    »Bär«, sagte er freundlich, aber bestimmt, um Papa in Erinnerung zu rufen, worum es ihm ging. »Ihre Frau ist zwar Pflegerin, aber Direktor von Safari-Park muss Entscheidung treffen. Ich will mit ihm reden.«
    »Natürlich liegt die Verantwortung für den Bären letztlich bei der Parkleitung, Mr Valkyrie, aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass der Direktor hundertprozentig hinter meiner Frau stehen wird«, sagte Papa. »Boris ist einfach zu jung, um bei einem Film mitzuwirken.«
    Mr Valkyrie blickte verärgert drein und nahm seinen Arm von Papas Schultern. Ich musste an die vielen Aufträge denken, die der alte Regisseur

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