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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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freut, ihn wiederzusehen, was die ganze Sache ein kleines bisschen heikel macht.
    »Seid gegrüßt, mein Herr«, sagte ich. »Lange nicht gesehen. Wie geht es Euch und uns? Wollt Ihr es nicht erzählen, sagt?«
    Der Dean lächelte sein lebensmüdes Lächeln. »Stinkt dieser Laden nicht?«, sagte er zu mir.
    »Aber selbstverständlich, Dean Swift, das tut er, aber meinst du damit die Luft oder nur die Atmosphäre?«
    »Beides. Das einzig Zivilisierte daran«, fuhr der Dean fort, »ist, dass sie dich hier sitzen bleiben lassen, wenn du pleite bist.«
    Der Dean blickte in die Runde der Teenage-Produkte wie der Henker eines Konzentrationslagers. Ich sollte erklären, dass der Dean, obwohl selbst erst seit Kurzem ein Ex-Teenager, traurige Furchen um den Mund hat und eine stahlumrandete Brille trägt (die er für unsere Sitzungen abnimmt), sodass sein Dean-Look ständig grimmig und ernst ist. (Swift kommt von seiner Fertigkeit, blitzschnell zu verschwinden, sobald irgendwelche Cowboys auftauchen. Man redet mit ihm, und dann, tick-tock, ist er verschwunden.) Ich sah schon, dass der Dean, wie üblich, wenn er ausgebrannt und boshaft ist, sein Lieblingsthema aufbringen würde, d. h. das Grauen der Teenager. »Schau dir diese bartlosen Mikroben an!«, rief er aus, laut genug, dass es alle hören konnten. »Schau dir diese Kinderwagen-Erzeugnisse an, wie sie konspirieren und Pläne aushecken!«
    Und eigentlich verstand man schon, was er meinte, denn wenn man sich die Kids ansah, wie sie sich über die Tische beugten, dann sah es tatsächlich so aus, als sei hier eine Verschwörung im Gange, darüber, wie die älteren Brüder und Volljährigen auszumerzen seien. Und als ich gezahlt hatte und wir auf die Straße hinaus traten, waren sogar hier in Soho, dem Hauptquartier der Erwachsenenmafia, überall die Anzeichen der un-stillen Teenager-Revolution zu sehen. Die Plattenläden mit diesen herrlichen Hüllen im Fenster, der originellsten Erfindung, seit wir am Leben sind, und die Kids, die drinnen Gitarren erwerben oder ein Vermögen für die Songs der Top-Zwanzig ausgeben. Die Hemden-Läden und die BH -Läden mit Filmstar-Fotos im Fenster, die den ganzen exklusiven Teenager-Putz verkaufen, den ich beschrieben habe. Die Friseursalons, in denen sie die Kids stundenlang der Folter des Lockenföhnens unterziehen. Die Kosmetikläden – damit Mädchen von siebzehn, fünfzehn und sogar dreizehn aussehen können wie blasse ausgewaschene Schöngeister. Motorroller und Kabinenroller werden von Kids die Straße runtergejagt, die vor ein paar Jahren noch Spielzeugautos auf dem Gehsteig herumschoben. Und überall stößt man auf die engen Kaffeebars und abgedunkelten Keller, in denen sich die Kids drängen und summen wie Bienen im Stock, die darauf warten, dass die glorreiche Bienenkönigin erscheint.
    »Verstehst du, was ich meine«, sagte der Dean.
    Und die Mädels, in allen Gassen, an diesem Sommernachmittag! Himmel, jedes Jahr wird das Teenager-Traummädchen jünger, und jetzt bitteschön: wie Kinder, die sich in die elegantesten Kleider ihrer schicken Tanten geworfen haben – und plötzlich wird einem klar, dass es kein Spiel ist, dass es diese Mädels ernst meinen und dass es gar nicht unbedingt du bist, einer der Jungs, auf den sie es abgesehen haben, wie sie da, immer drei beieinander, mit ihren blanken, süßen, energischen Beinen die Straße runtergehen, sondern dass es vielmehr die erwachsenen Nummern sind, die schon ziemlich reifen Typen, denen sie ihre selbstbewussten, stolzen Blicke zuwerfen, die kein Missverständnis zulassen.
    »Kleine Madams«, sagte der Dean.
    »Du sagst es!«, antwortete ich.
    Da blieb der Dean plötzlich stehen.
    »Ich sag’s dir«, sagte er und zog sich seine in den US -Farben gestreifte und mit einer Schnalle am Hinterkopf verschließbare Mütze über die Augen, »ich sag dir was. Diese Teenager sind keine rationalen, denkenden Menschen mehr, sie verwandeln sich in geistlose Schmetterlinge. Und zwar in Schmetterlinge von der gleichen Größe und der gleichen Farbe, die um genau die gleichen Blumen in den gleichen Gärten flattern müssen. Ja!«, rief er einer Gruppe Kiddos zu, die gerade klappernd, krachend und plappernd vorbeiliefen. »Ihr seid nichts als ein Haufen Schmetterlinge!«
    Aber die Kiddos nahmen vom Dean überhaupt keine Notiz, denn just in diesem Moment … da! fuhr in seinem handgefertigten Auto, seine Initialen auf dem Nummernschild, die neueste singende Teenager-Sensation vorbei, neben

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