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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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ihm sein Bruder und sein Songschreiber und sein Mädchen und sein persönlicher Manager – bloß seine Mutter fehlte. Und die Kids winkten, und der junge Rattenfänger winkte mit seiner freien Hand zurück, und für einen Moment hatten alle an seinem Ruhm teil.
    »Ein Sänger!«, rief der Dean ihm nach. »Har, Har!«
    Er stand mitten auf der Straße und gestikulierte dem Fahrzeug wild hinterher. Dann scherte er abrupt aus, und ich musste zusehen, dass ich ihn einholte. Er blickte über die Schulter zurück, packte meinen Arm und hastete weiter. »Cowboys«, stellte er klar.
    Ich blickte ebenfalls zurück. »Die sahen mir gar nicht nach Cowboys aus«, sagte ich zum Dean.
    Aber ihm das zu sagen, das war, als erzählte man irgendeiner Fachkraft in
Hatton Garden
18 , man glaube nicht, dass der Stein da ein Diamant sei.
    »Ich sag dir eins«, sagte der Dean mit Nachdruck, »ich rieche einen Bullen im Dunkeln und mit Augenbinde auf dreißig Meter Entfernung. Und überhaupt«, fuhr er mitleidsvoll fort, »hast du die zwei nicht gesehen, in Freizeitkleidung, aber mit aufpolierten Schuhen ?«
    Damit war die Sache für den Dean geklärt.
    »Du magst die Bullen nicht, oder«, sagte ich zu ihm.
    Der Dean blieb stehen. »Das einzig Gute an den Bastarden«, sagte er sanft, »ist, dass sie sich alle in derselben Cowboy-Truppe zusammengetan haben. Stell dir nur mal vor, wie die Welt aussähe, wenn Monster wie die einfach unter uns lebten, so ohne Etikett.«
    Der arme alte Dean! Er hasst das Gesetz wirklich, allerdings und im Gegensatz zu all den anderen, die dies tun, fürchtet er es nicht, wirklich nicht, obwohl er schon bei mehr als einer nächtlichen Gelegenheit in die Mangel genommen wurde. Natürlich haben ihn auch alle Jobs, die er bisher hatte, in Konflikt mit den Cowboys gebracht – z. B. Wunderheiler, Tanzlehrer, Tischherr in einem Club, Eigentumsberater und Ladysitter bei alten Damen.
    Inzwischen hatten wir eine Straße nahe der »Front« erreicht, wie die Strichmädchen dort jene Durchfahrt nennen, als der Dean flüsterte: »Ich muss sehr bald einen Fix haben, und ich brauche ein neues Dingsda für mein Bumsda.« Also gingen wir in eine Apotheke in der Nähe.
    Hinter der Theke stand ein weibliches Wesen, dem der Anblick des Dean nicht gefiel und das sofort dieses Programm abspulte, das Ladenbesitzer hier im Königreich perfektioniert haben, das heißt, sie sind ganz beschäftigt und wuseln wegen sehr wichtiger Dinge herum, und wenn man hüstelt oder so, schauen sie auf, als wäre man in ihr Schlafzimmer eingebrochen. Und wenn sie sprechen, tun sie dies auf eine neue Art von »Höflichkeit«, die in unserer Stadt sehr üblich ist, d. h., sie sagen zwar nette und freundliche Dinge, das aber mit einem fiesen, gehässigen Einschlag, sodass sie dich entwaffnen, während sie dich bereits niederknüppeln. Zur Eröffnung fragte sie uns natürlich: »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ah! Aber im Dean hatte sie einen ebenbürtigen Gegner gefunden, denn er hat einen Stil perfektioniert und fast patentiert, fürchterlich höflich zu sein, ohne dass es irgendwas bedeutet, außer, in Wirklichkeit, dass er denjenigen hochnimmt, zu dem er höflich ist, obgleich es nicht leicht ist, ihn darauf festzunageln, weil der Dean dabei so ernsthaft und aufrichtig bleibt, dass man nie ganz dahinterkommt, ob es Sarkasmus ist oder nicht.
    »Ja, Mad-ahm!«, antwortete er, »Sie können mir tatsächlich helfen, wenn Sie so freundlich wären und ich nicht zu viel Ihrer Zeit beanspruche.«
    Und so begann ihr Duell der Höflichkeiten, ihre Augen loderten vor Hass aufeinander, und ich dachte, da hast du’s, das passiert, wenn die Leute anfangen Höflichkeit, die an sich so bezaubernd ist, für eine Schwäche zu halten. Und nachdem der Dean die alte Schlampe erfolgreich dazu verleitet hatte, alle möglichen Produkte herauszuholen, die er überhaupt nicht wirklich brauchte, sagte er plötzlich: »Ich danke Ihnen, Mad-ahm, sehr herzlich«, lupfte seine Kappe für sie und ging hinaus in die Sonne, während er sagte: »Einer meiner Leidensgenossen im Dubious wird mir mit dem, was ich brauche, aushelfen.«
    Das Dubious , sollte ich erklären, ist unter all den Trink-Clubs, die in Soho schwären, der bei den schicken Existenzen derzeit beliebteste,
     und so blieb es nicht aus, dass ich, als ich mit dem Dean hereinkam, unter anderem, Mr. Call-me-Cobber und seiner Freundin, der
Ex-Deb-of-Last-Year
19 begegnete: er ein Fernsehgesicht aus fernen Kolonien und sie eine, die

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