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Absolute Beginners

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Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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ohne Aufwand von den Seiten der wöchentlichen Klatschmagazine auf die Seiten der monatlichen Modemagazine gerutscht war. Eigentlich ist die Ex-Deb ganz nett mit ihren Jagdgesellschaftsmanieren, was man von Call-me-Cobber nicht sagen kann, der das authentische Aussie-Ding wirklich zu weit treibt, auch wenn es auf dem Bildschirm sagenhaft rüberkommt – absolut aufrichtig.
    Während der Dean in dunkle Ecken wanderte, knipste ich dieses betrunkene verliebte Paar, meine Rolleiflex auf der Bar abstützend.
    »Oh, huhu Reptil«, sagte die Ex-Deb, »vielleicht kannst du meinem Geliebten mit seiner neuen Serie helfen.«
    »Sie heißt«, sagte der Cobber, » Lorn Lovers , und wir sind auf der Suche nach Leuten, die schwer verliebt, aber durch das Schicksal getrennt worden sind.«
    »Ich nehme an, du bist für Tränen zu jung«, sagte die Ex-Deb zu mir, »aber vielleicht unter deinen etwas älteren Kameraden …?«
    Ich nominierte den Hoplite als »Lorn Lover« des Jahres.
    »Und in wen ist er verliebt?«, fragte Call-me-Cobber. »Wir möchten das verzweifelte Paar vor der Kamera gegenüberstellen, ohne dass einer der beiden vorher weiß, was ihn erwartet.«
    »Er ist in einen Amerikaner verliebt«, sagte ich.
    »Ein guter Ansatz, obwohl wir die Gage dann in Dollar zahlen müssen… Ja, stellen wir die beiden einander gegenüber und bringen sie in einen Clinch.«
    »Das wird sensationell«, sagte ich.
    » Sein Problem«, sagte die Ex-Deb und zeigte mit einem Zigarettenhalter in Prinzessinnen-Größe auf ihren Liebhaber, »ist sein Erfolg. Seit
     dieser fabelhaften Serie über die
Angries
20 , als das ganze Ding gerade losging, erwarten sie nichts als das Beste von ihm.«
    »Und das kriegen sie auch!«, rief Call-me-Cobber. »Es ist mein Ziel, meine Mission und meine Leistung, Qualität und Hochkultur zu den der Popkultur anhängenden Massen zu bringen.«
    »Er ist die größte Kulturschranze aller Zeiten«, sagte seine Dame, während sie beide ihr Feuerwasser herunterkippten und dann versuchten, einander zu küssen.
    Call-me-Cobber sah sich in dem Kellerraum um, wo die Leute auf Stühlen mit Plastikbezug hockten und von gedämpftem rosa Licht beleuchtet waren, das vom Parkett reflektiert wurde. »Heute«, gab er bekannt, »kann jede Frau, jeder Mann und jedes Kind im Vereinigten Königreich zu einer Persönlichkeit gemacht werden, einem Star. Wer auch immer du bist – ich wiederhole, wer auch immer –, wir können dich vor die Kamera setzen und für Millionen lebendig werden lassen.«
    Aber niemand schien sich für seine Idee zu interessieren da unten im Dubious , deshalb rutschte Call-me-Cobber von seinem Hocker und machte sich auf die Suche nach der Toilette. Und die Ex-Deb wandte all ihre Aufmerksamkeit mir zu und wurde plötzlich »mütterlich«. Denn wenn eine Frau high ist und leicht frustriert und du jung bist, neigt sie dazu, wie ich herausgefunden habe, zu »verstehen« – was genau, kriegt man allerdings nie ganz raus, und das ist höchst peinlich.
    »Erzähl mir von deiner Kamera«, sagte die Ex-Deb, lehnte sich rüber und befummelte das Ding und blies mir Weingeister entgegen, obgleich sie, muss ich sagen, klasse aussah.
    »Was willst du denn darüber wissen?«, erkundigte ich mich.
    »Wie hast du gelernt, sie zu benutzen?«, sagte sie geheimnisvoll.
    »Versuch und Irrtum.«
    »Ah!«
    Dieses »Ah!«, verstand ich nicht.
    »Als du jung warst?«, sagte sie. »Ein Junge?«
    »So ist es.«
    Sie blickte mich an, als käme ich direkt von
Dr. Barnardo
21 . »Du hattest ein schweres Leben, das sehe ich«, sagte sie »mitfühlend«.
    »Nein, das würde ich nicht behaupten« – und das würde ich wirklich nicht.
    »Ah, aber ich sehe, dass es so ist!«, plapperte sie weiter.
    Ich gab auf. »Na gut – du hast gewonnen«, sagte ich zu ihr.
    »Deine Mutter muss ein Miststück gewesen sein«, sagte sie.
    Und obwohl ich mit ihr da ziemlich einer Meinung bin, machte mich das rasend! Wer zum Teufel glaubte sie denn, dass sie war, dieses Fotomodell – Mrs. Freud?
    »Ich erzähl dir was«, sagte ich, »über meine Mutter. Sie mag ihre Fehler haben – wer hat die nicht? –, aber sie hat eine Menge Mut, und sie sieht immer noch so aus wie früher, nämlich sagenhaft.«
    »Du bist loyal, Kid«, sagte die Ex-Deb, wobei sie vor Aufregung fast mit ihrem weiten Rock vom Hocker rutschte.
    »Darauf kannst du wetten«, sagte ich und hievte sie wieder hoch.
    Sie hielt mich am Arm und sagte: »Verrat mir ein Geheimnis über euch

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