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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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sehr gerne zu, aber bitte hab Verständnis, dass meine Situation in Bezug auf Suze dringend und ziemlich verzweifelt war, da der Auftritt vor dem Standesamt-Totalisator nicht mehr lange auf sich warten lassen konnte, auch wenn es mir noch nicht gelungen war, herauszufinden, wann genau er stattfinden würde.
    Was den Jungen betrifft, war Wiz die offensichtliche Wahl – beziehungsweise im Grunde jeder andere aus der Altersklasse außer dem Fabulous Hoplite. Aber Wiz war leider momentan nicht mein bester Freund, deshalb entschied ich mich für den Hop. Der Grund ist der, dass der Hoplite, obwohl er sich berechtigterweise nicht für einen authentischen Teenager hält, oder auch nicht, wenn wir schon dabei sind, für einen Märchenprinzen, wirklich ausgesprochen gut aussehend ist und köstlich und fotogen, und der Junge hat immer eine Menge Freizeit, mit der er nichts anzufangen weiß. Die Verabredung war hier ziemlich heikel, denn ich musste dem Hoplite ablehnen, was vor Gericht ein »gewisses Angebot« genannt wird, und konnte mich erst mit ihm einigen, als ich ihm ein exklusives Album von ihm selbst in klassischen Posen versprach, das er seinem Americano als Geburtstagsgeschenk überreichen konnte.
    Wenn du je versucht hast, zwei so farbenfrohe Typen wie den Fabulous und die Ex-Deb am selben Ort zusammenzubringen, zu verschiedenen Gelegenheiten, für eine gewisse Zeitspanne, dann weißt du, was ich den letzten Wochen auszuhalten hatte. Besonders da ich sie, um die Londoner Märchen-Atmosphäre hinzukriegen, auf die ich aus war, mit auf einen Tanker unten in den Surrey Docks nehmen musste und ins Reptilienhaus im Zoologischen Garten und sowohl in einen Krankenwagen als auch in einen Leichenwagen (das war nicht so schwierig, wie es scheinen mag) und schließlich auch in die Ställe, in denen unsere nationalen Spielzeugsoldaten ihre Tiere pflegen – das war ein Tag, den ich, glaube ich, nie vergessen werde.
    »Nein, nein, nein, nein«, schrie ich vom Gewässerrand, weil die Ex-Deb und der Hoplite mir doch tatsächlich den Rücken zugewandt hatten.
    »Nein – was?«, rief meine Heldin, schleuderte ihre Locken herum und stellte sich in eine eingeübte Pose, die alle ihre hervorstechendsten Eigenschaften hervorhob.
    »Du machst so ein Getue «, sagte der Hoplite wieder, stand auf, um seine Hosen zurechtzuzupfen, und sah dabei aus wie in der Bist-du-schmächtig?-Sei-wie-ich-Reklame.
    Ich watete vorwärts und appellierte an ihr Gewissen. »Hört mal, ihr Amateure!«, rief ich. »Ich bezahle euch für eure Vorderseite – den Teil von euch, mit dem ihr ein bisschen Ausdruck zeigt.«
    »Uns bezahlen, Kleiner!«, sagte die weibliche Hauptrolle.
    »Also, wenn du Ausdruck willst …«, fügte der Hoplite hinzu. »Außerdem hast du eine reizende Unterhaltung unterbrochen.«
    Ich wusste genau, wovon die gehandelt hatte. Der Hop wurde es nie leid, von den Transaktionen auf dem Debütantinnen-Markt zu hören, und bequatschte die Hauptdarstellerin ohne Ende zu diesem Thema, besonders wenn ich ihn um einen heroischen oder tieftraurigen Ausdruck bat.
    »Nur noch einen Versuch«, bettelte ich, »und bitte erinnert euch an das Drehbuch. Die augenblickliche Situation ist, dass Lord Myre den jungen Schwarm seiner Tochter auspeitschen will, und sie bringt ihm gerade die Neuigkeit bei, dass Daddy mit seinem Trupp schon auf dem Weg ist.«
    »Köstlich«, sagte der Hoplite.
    »Heutzutage wird ja Daddy ausgepeitscht«, sagte die Ex-Deb-of-Last-Year.
    Ruf dir die Szene in Erinnerung. Dort, auf dem Kai, standen der Kabinenroller der Ex-Deb und die Vespa von M. Pondoroso (denn, ja, Mickey P. hatte tatsächlich die versprochene Ware geliefert) und eine Bande Zuschauer mit Gratistickets, und oben, auf der Brücke über uns, wieselten die Bürger der Stadt hin und her, die Männer sahen aus wie pflichtbewusste Schulkinder mit ihren Aktentaschen und Regenschirmen, die Frauen so, als eilten sie in die Arbeit, nur um wieder nach Hause zu eilen, und draußen auf dem Strom die ganzen Schiffe, wie ein Picadilly Circus auf dem Wasser, und dort im Morast ich und dieses temperamentvolle alt-viktorianische Duo. Es war tatsächlich ziemlich schwierig, sich zu konzentrieren, weil das ganze Panorama so famos war, mit der Sonne, die sich in gläsernen Dreiecken auf dem Wasser spiegelte, und der Sommer hatte die Jahreszeit wirklich im Griff, sodass einem der Gedanke an diese kurzen, dunklen, kalten Tage, die schon so lange her waren, wie ein Albtraum vorkam.
    Also

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