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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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wie unsere Eltern und nahen Verwandten – sich nicht direkt bedroht fühlen, wird sich nichts ändern.« Sie stöhnte und legte den Kopf in die Hände, stets dramatisch. Das war die Art explosiver Leidenschaft, die dein Vater unwiderstehlich fand, eine Eigenschaft, mit der ich nie aufwarten konnte. »Ich muss mich entschuldigen«, sagte sie, durch ihren dunklen Pony zu dir aufschauend, »es ist unfair von mir anzunehmen, dass du meine Auffassungen unbedingt teilst. Doch ich weiß, wem Bills Sympathien gelten, da dachte ich, dass du –«
    »Nein«, bestätigtest du sie, ergriffst ihre Hand über dem Tisch und schütteltest sie wie zum Pakt, »du hast ganz recht. Ich stimme dir voll und ganz zu.«
    Sie lächelte und umschloss deine Hand mit beiden Händen. »Ich wusste es. Das freut mich so. Du musst Peter kennenlernen. Wir haben auf so jemanden wie dich gewartet.«
    Du warst von dieser Eröffnung geschmeichelt, hattest aber das Gefühl, ihr nicht trauen zu können. Vielleicht hast du recht gehabt: Sie war die Geliebte deines Vaters gewesen, hatte sich ihm in die Arme geworfen, als du noch ein Kind warst, obwohl sie wusste, dass er eine Familie hatte. Sie war im Haus gewesen, hatte Frau und Kinder kennengelernt und ihn dennoch verführt, in Kenntnis, welchen Schaden das anrichten könnte.
    »Sehr gern«, hast du gesagt, beinah mit ihr flirtend. Du hast an diesem Tag entschieden, jede Einladung anzunehmen, die ausgesprochen wurde, um in ihr Leben einzudringen und einen Weg zu finden, ihr die Kränkung der Grenzüberschreitung heimzuzahlen.
    Ich habe Adam angewiesen, heute später zu kommen, damit ich mein Bad ungestört genießen und beim Schwimmen beobachten kann, wie das frühe Morgenlicht auf der einen Seite des weißen Kiespfades, der die strengsten Beete teilt, die dunklen Tränentropfenblüten des Agapanthus durchdringt und auf der anderen Seite den Tau einfängt, der auf den Feuerball-Lilien liegt. Ich stelle mit Entsetzen fest, dass die früheren Besitzer die Pflanzen so angeordnet haben, dass sie an die alte südafrikanische Fahne erinnern, Streifen von Blau, Weiß und Orange. Ich mache mir in Gedanken eine Notiz, dass Adam die Lilien entfernen soll; ich habe diese giftig glühenden Farben sowieso nie gemocht.
    Als Adam eintrifft, begebe ich mich nach drinnen und verbringe den Vormittag damit, eine Abschrift von einem meiner Interviews mit Sam zu prüfen, der mir jetzt schreibt, als wäre ich so etwas wie eine Geliebte, oder wenn nicht das, dann die Mutter, die er sich gewünscht hätte. Es verschafft mir Gewissensbisse, doch ich kann mich noch nicht überwinden, ihm mehr zu geben, als ich schon getan habe.
    Nach dem Mittagessen kehre ich zu deinen Worten zurück, Laura, und spüre mit jeder Seite, dass deine Notizbücher, statt dich mir näherzubringen, mir noch mehr erschweren zu verstehen, wer du gewesen bist. Sie führen mich nicht zur Wahrheit über dein Schicksal, weit entfernt davon. Mit jeder Zeile kenne ich dich immer weniger, bis mir schließlich der Gedanke kommt, dass du nicht einmal du selbst bist, nicht in diesem Notizbuch, nicht wie du dich im letzten Band darstellst, in dem ich doch, selbst wenn du meine Erwartungen enttäuschst, die Menschlichkeit deiner Entscheidungen sehen kann, oder wenn nicht das, dann wie du dir diese Entscheidungen erklärt, sie möglicherweise als human angesehen hast. Aber in diesem Notizbuch, auf diesen Seiten, bist du nichts als kalter Vorsatz, eine junge Frau von zielgerichteter Entschlossenheit, die nur das tut, was sie will, was du dich zu tun entschieden hast oder was dir aufgetragen wurde. Aber ich kann nicht erkennen: Was ist das eigentlich, das du willst?
    Auf ihren Vorschlag hin organisiertest du ein Zusammentreffen mit Ilse und Peter in einem Gasthaus im Observatory-Viertel – das bedeutete, dass du am Freitag nach dem Heimkommen von der Arbeit nur knapp eine Minute die Straße hochgehen musstest, um sie zu treffen, schon an einem Tisch in einer stillen Ecke, abseits vom fließenden Verkehr, ein Ort, wo ihr drei euch unterhalten konntet und nicht befürchten musstet, belauscht zu werden.
    In Anbetracht von Ilses Überschwänglichkeit und unbedachten Verlautbarungen beim Mittagessen war es eine Überraschung, Peter so kontrolliert zu sehen, konservativ in Kleidung und Gebaren – die Art von Universitätsabsolvent um die dreißig, der seine ganze Schulzeit am Bishops oder SACS zugebracht hatte und dann direkt an die Kapstädter Universität gegangen war,

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