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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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setzte mein verschmitztes Grinsen auf. „…und, was wäre, wenn ich mit dir zusammen den Tag ruiniere?“ Meine Arme glitten sanft unter ihren Körper und ich hob sie vorsichtig hoch.
    Sie lächelte zufrieden und lehnte sich an mich. „Okay.“
    Ich trug sie die Treppen hinauf und steuerte direkt ins Schlafzimmer. Kälte strömte uns entgegen, kaum das wir den Raum betreten hatten. Liz hatte heute Früh ein Fenster zum Lüften geöffnet und es stand noch immer halb offen. Ich schloss es eilig, nachdem ich Lesley vorsichtig auf das Bett gelegt hatte.
    „ E-es ist k-kalt h-hier drinnen.“ Ihr gesamter Körper zitterte.
    „ Vielleicht wäre es klüger das Bett unten vor dem Kamin abzustellen?“
    Sie schmunzelte nur und zog sich die Decke bis zur Nasenspitze.
    Ich setzte mich auf die Kante und schob das Bettzeug enger an sie heran. „Ich bin nicht gerade die beste Wärmflasche“, gestand ich.
    Sie antwortete nicht, aber ich spürte, wie sich Lesleys Muskeln erneut anspannten. Nicht noch einmal, schoss es mir durch den Kopf. Doch sie schloss die Augen und holte mehrmals tief Luft. Ihre Hand fühlte sich klamm an, als sie nach meiner griff.
    „ Möchtest du etwas schlafen?“
    „ Nein!“, sie schlug ihre Lider sofort wieder nach oben. „Ich möchte doch noch so viel wissen.“
    „ Alles, was du willst…aber nur, wenn du dich ausruhst. Das sollte ein entspannter Kurztrip werden und kein Marathon.“ Ich seufzte ernüchtert. „Ich wusste nicht, wie schlimm es ist. Es hat sich verschlechtert, oder?“ Ich konnte meine Besorgnis nicht mehr verbergen.
    Sie nickte. „Es geht aber schon wieder. Es war gerade eben nur eine kleine Attacke.“
    Kleine Attacke??
    „ Ich muss einfach mehr Morphium nehmen.“ Sie sah vermutlich meinen erschrockenen Gesichtsausdruck. „Du küsst einfach so gut, dass mir manchmal die Luft wegbleibt“, scherzte sie schnell.
    „ Du bist unmöglich, weißt du das?“
    „ Mhhmm, deswegen bin ich mit einem Vampir zusammen.“ Sie wurde aber wieder ernst. „Ich möchte dich gern noch etwas fragen.“
    Ich lächelte. „Ja, das dachte ich mir schon.“
    „ Du hast gesagt, dass du dein Dasein als Vampir nicht bereust, richtig?“
    Ich nickte.
    „ Was ist mit deinen Eltern oder Freunden? Ich meine, du hast niemanden mehr an deiner Seite, der aus der Zeit stammt, bevor du ein Vampir wurdest. Fehlt dir nicht etwas?“
    Ich überlegte kurz. „Nun, es klingt vielleicht schrecklich, aber ich kann mich wie gesagt an vieles nicht mehr erinnern. Ich habe meine Eltern nach meiner Verwandlung nicht mehr gesehen. Es ist schon irgendwie schwierig, nicht zu wissen, was sie gedacht und gefühlt haben mochten, als sie erfuhren, dass ich tot war. Falls sie überhaupt irgendetwas gewusst haben. Es gab ja nie eine Leiche, ich war wie vom Erdboden verschluckt. Vermutlich gingen sie davon aus, dass ich geflohen war oder mich das verruchte Leben in Paris auf die schiefe Bahn gelenkt hatte. Ich werde es nie mit Gewissheit sagen können.“
    „ Das muss dich doch traurig machen?“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Es lässt sich nicht mehr ändern. Ich verdanke Vincent so viel, dass ich auf dieses `Detail´ mittlerweile verzichten kann. Ich weiß, dass es kalt klingt, aber ich habe Jahrzehnte gehabt, um diese Sache zu verarbeiten. Ich habe meine Wahl damals getroffen und sie ist nicht mehr rückgängig zu machen. Es ist also ohnehin zu spät, warum sollte ich nun in nostalgischen Sphären schweben, wo das hier und jetzt so wichtig ist.“ Ich streichelte zärtlich über ihren Handrücken.
    Sie lächelte, doch ich sah in ihrem Blick, dass sie nicht einer Meinung mit mir war. „Okay…aber es gibt doch bestimmt etwas, was du vermisst, oder nicht?“
    „ Muss es zwangsläufig etwas geben?“
    „ Na ja, ich hätte es zumindest erwartet. Was ist zum Beispiel mit Sonnenlicht? Ist das auch so ein Mythos oder verbrennst du?“
    „ Sagt dir die Krankheit XP etwas?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „ Xeroderma pigmentosum. Es ist eine Art Gen-Defekt. Diese Krankheit gibt es in einigen Fällen auch bei euch Menschen. Man könnte sie mit dem vergleichen, was mit uns passiert, wenn wir uns in der Sonne aufhalten. Ich erspare dir jetzt lieber mal die Details, aber Blasen sind noch das kleinste Übel. Je älter ein Vampir wird, desto mächtiger und stärker wird er, aber die UV Strahlen schädigen immer schneller die Erbsubstanz und er würde zwangsläufig verbrennen.“ Ich grinste. „Also, sollte ich mir wohl keinen

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