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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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abermals nehme. Doch Vaharinda stand der Sinn nicht danach. Er sagte, sie sei zwar recht hübsch, doch sei das für ihn kein Grund, auf andere Frauen zu verzichten. Ihre Augen seien blassblau wie der Himmel, er aber ziehe braunäugige Frauen vor. Ihr Haar sei fein und so dünn wie die Wolkenschleier, die einen Wetterwechsel ankündigten; er bevorzuge dichtes, schwarzes Haar, das er um seine Finger wickeln könne. Ihre Haut habe die Farbe hellen Sands; dies sei zwar ungewöhnlich, doch sonnengebräunte Haut sei ihm lieber.
    Maeben geriet außer sich, als sie dies hörte. Brüllend fuhr sie aus ihrer Menschengestalt und verwandelte sich in einen großen, zornigen Seeadler. Niemand hatte jemals gewaltigere Schwingen gesehen, und ihre Krallen waren so groß, dass sie damit die Hüfte eines Mannes umfassen konnte, jede Klaue ein Krummschwert. Sie fragte ihn, ob sie ihm so besser gefiele. Die Zuschauer rannten verängstigt fort. Nur Vaharinda blieb zurück. Er hatte noch nie etwas erblickt, das ihm Angst gemacht hätte, und daran sollte sich auch nichts ändern. Er packte einen seiner Speere, und es entbrannte ein heftiger Kampf. Sie tobten über die Insel und in die Berge hinauf. Sie kämpften in den Baumkronen, sprangen hoch in die Luft und stürmten übers Meer. Vaharinda kämpfte wie noch kein Mann vor ihm, doch am Ende konnte er nicht gewinnen. Schließlich war er ein Mensch; Maeben war eine Göttin. Schließlich zermalmte sie ihn mit ihren Krallen. Sie setzte sich auf einen Ast, wo die Menschen von Vumu sie sehen konnten, und verzehrte ihn Stück für Stück, bis nichts mehr von ihm übrig war. Dann flog sie davon. Allerdings war Vaharindas Geschichte damit noch nicht zu Ende.
    Die Priesterin ließ den Götterweg hinter sich und rannte den gewundenen Pfad entlang, der sich zum Tempel hinaufwand. Irgendwann blieb sie stehen und sah zum Hafen zurück. Inzwischen herrschte dort rege Betriebsamkeit. Mehrere Boote mit Pilgern, die die Göttin in Menschengestalt sehen wollten, hielten auf die Stege zu. In ein paar Stunden würde die Priesterin sie empfangen, wie jeden Tag.
    Als sie den Tempel fast erreicht hatte, blieb die junge Frau erneut stehen. Sie betrachtete gern Vaharindas Statue, die sowohl zu seinem Andenken als auch zur Erinnerung an Maebens grenzenlose Macht auf einem Podest neben dem Eingang stand. Die Bewohner von Vumu hatten sich entschieden, ihren Helden zu verehren. Er war der Stärkste, Schönste und Tapferste ihres Volkes gewesen. Er hatte den Frauen unvergleichliche Lust bereitet und war damit für alle anderen Männern ein Vorbild. Sie schickten dem Volk von Veh, das an der talayischen Küste lebte, Geschenke und brachten einen großen Steinblock zurück, wie er auf der Insel nicht zu finden war. Daraus meißelten sie Vaharindas Statue. Er saß zurückgelehnt da, in der Haltung, in der er sich gern ausgeruht hatte, die Muskeln wohlgeformt, das Gesicht lebensecht. Er war nackt, und sein steinernes Glied – auch dies durchaus typisch für ihn – ragte zum Himmel empor wie eine geballte Faust. Es war eine wundervolle Statue, wie die Welt sie noch nicht gesehen hatte.
    Angesichts dieser Schönheit begannen die Bewohner von Vumu alsbald, Vaharinda als Gott zu verehren. Sie beteten zu ihm, baten ihn um die Erfüllung ihrer Wünsche, schenkten ihm Blumen und Edelsteine und brachten ihm Brandopfer dar. Die Frauen, die ihn geliebt hatten, setzten sich breitbeinig auf seinen Schoß und bereiteten sich Lust. Sie gingen sogar lieber zu Vaharinda als zu ihren Ehemännern, und viele behaupteten, von dem steinernen Gott geschwängert worden zu sein. Sie besuchten ihn so häufig und in so großer Zahl, dass die Unebenheiten seines Glieds allmählich verschwanden und dessen Länge abnahm. Noch immer aber schenkte er auf seine stumme Art Lust und wurde gleichermaßen beschenkt.
    Maeben war dies alles zuwider. Es erboste sie mehr, als Vaharindas Verachtung sie geärgert hatte. Also beschloss sie, die Besucherinnen zu demütigen. Sie stürzte sich auf die Statue, packte Vaharindas Phallus mit ihren Krallen und riss ihn ab. Das abgebrochene Glied trug sie aufs Meer hinaus und ließ es dann fallen. Ein Hai beobachtete sie dabei. Da er glaubte, sie habe etwas Essbares fallen gelassen, stieg er aus der Tiefe empor und verschluckte das Glied als Ganzes. Maeben frohlockte. Vaharinda würde keine Frau mehr beglücken. Doch sie hatte ihre Rache an den Menschen noch nicht vollendet. Sie holte sich das Geschenk, das Vaharinda den

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