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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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gefangen waren, um es anzutreiben.
    Dariel hatte sehr schnell eingewilligt. Und sich geschworen, dass er mit dem Kutter fliehen würde, sollte sich eine Gelegenheit dazu ergeben. Er hatte keine Ahnung, ob er das Schiff der Lothan Aklun wirklich in Gang bringen konnte, und ihm wurde klar, dass die Angehörigen des Volkes ihrerseits so wenig über das Meer wussten, dass sie ihm Wissen unterstellten, das sie nicht hätten voraussetzen sollen. Aber nun gut. Er würde es versuchen. Er würde das Schiff über die Grauen Hänge steuern, wenn es sein musste, oder der Küstenlinie nach Norden folgen und sich einen Weg durch die Eiswüste suchen. Um die Einzelheiten würde er sich später Gedanken machen, aber dies war vielleicht seine beste Chance, wieder nach Hause zu kommen. Er musste sie nutzen, wenn er konnte.
    »Was für ein Totem willst du?«, fragte Mór, während sie die Instrumente auf einem kleinen Tisch ordnete.
    »Ich nehme das, von dem du meinst, dass ich es verdiene«, antwortete er.
    »Ich weiß nicht, was du verdienst.«
    »Wenn ich selber wählen könnte, würde ich das Gesicht der Shivith tragen. Flecken – wie deine.«
    »Du scherzt«, sagte sie und sah ihn an.
    »Nein«, wehrte Dariel ab. Er wusste, dass es sich merkwürdig anhörte, und er wusste auch, dass die Menschen in der Bekannten Welt ihn anstarren würden, doch was das anging, konnte er wahrheitsgemäß antworten. »Ich finde die Wirkung ziemlich ansprechend. Allerdings bin ich noch nicht bereit für Schnurrhaare, nein danke. Ein paar Flecken hingegen – wenn sie so aussehen wie deine – könnten interessant sein. Aber wie schon gesagt, wenn dich das kränkt, nimm ein anderes Totem. Oder … jemand anders könnte das hier machen.«
    Statt ihn anzusehen, schloss Mór die Augen und ließ seine Entscheidung auf sich wirken. »Wie du willst. Und nein, ich mache es selbst.« Sie fasste die Tätowiernadel wie einen Griffel und drehte sich zu ihm um, eine kleine Schüssel mit Tinte aus schwarzer Asche zwischen die Finger der anderen Hand geklemmt. »Es wird wehtun, aber Schmerz geht vorüber. Nur unser Vermächtnis dauert fort. Komm, setz dich hier vor mich. Es wird ein Weilchen dauern.«
    Dariel gehorchte. Sie hatte natürlich recht – es tat weh. Und es dauerte lange. Doch jeder schmerzhafte Augenblick wurde durch die Nähe von Mórs Körper gemildert, durch ihren Geruch und die flüchtigen Augenblicke, wenn ihr Ellbogen oder ihr Handgelenk, ihre Brust oder ihre Hüfte ihn streiften. Er versuchte, an Wren zu denken, aber es war schwer. Wenn er sich Wrens Gesicht vorstellte, sah er es von Tätowierungen überlagert, nicht von Mórs Antlitz zu unterscheiden. Schließlich stammten sie beide aus Nord-Candovia. Beim Schöpfer, er konnte sie nicht mehr auseinanderhalten.
    »Es tut mir leid«, flüsterte er, während sie arbeitete, »dass … dass das Volk keine Kinder haben kann. Das habe ich nicht gewusst. Wir hätten fragen sollen. Es tut mir leid, dass wir es nicht getan haben. Ich schwöre dir, alles wäre anders gekommen, wenn wir gefragt hätten.«
    Daran, wie Mór ihre Arbeit unterbrach, merkte Dariel, dass sie über das, was er gesagt hatte, nachdachte. Doch ihre einzige Antwort bestand darin, ihn weiter zu stechen.
    »So«, sagte sie schließlich. Sie nahm das blutbefleckte Handtuch, das sie während der Prozedur benutzt hatte, feuchtete es mit irgendeiner Flüssigkeit an und säuberte sein Gesicht damit.
    Ohne es zu wollen, zuckte Dariel bei jeder Berührung zusammen: Die Flüssigkeit brannte. Sie trat ein paar Schritte zurück, legte die Folternadel weg und betrachtete lächelnd ihr Werk.
    »Dann bist du also erheitert?«, fragte er.
    Sie hielt sich den Handrücken vor den Mund und versuchte, das Lachen zu unterdrücken. »Vielleicht solltest du es dir selbst ansehen«, sagte sie und hielt einen Spiegel hoch. »Sieh dir an, wie du aussiehst – jetzt und für immer.«
    Dariel streckte die Hand aus und nahm den Spiegel, dann drehte er ihn zu sich um. Er erwartete, dass ihn ein Fremder entgegenstarren würde. Vielleicht eine Bestie. Etwas Fremdes und möglicherweise Furchterregendes. Er erwartete – trotz der neugierigen Vorfreude, die er empfand –, dass das, was er sah, ihn ängstigen und ihm bei der Aussicht, dass es von Dauer war, übel werden würde. Beides war nicht der Fall. Tatsächlich …
    »Was denkst du, Akaran?«, fragte Mór.
    »Dass ich einen guten Shivith abgebe«, sprach er seinen Gedanken laut aus.
    Mór gab ein

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