Acacia 02 - Die fernen Lande
interessant, doch sie sahen aus , als wären sie als Vergnügungsboote für Halbwüchsige gedacht, und nicht dafür, gegen ein Ungeheuer zu kämpfen. Mena ging zu ihrem Zelt und wusste nur allzu gut, dass es noch viel vorzubereiten gab, nicht nur, was die eigentlichen Vorbereitungen betraf, sondern auch im Hinblick auf die Moral des Stammes.
7
Am Vorabend seines Aufbruchs in die Anderen Lande, nachdem alle erdenklichen Vorbereitungen auch tatsächlich getroffen worden waren, erkämpfte Dariel sich ein paar freie Nachmittagsstunden, die er mit seinem Neffen Aaden verbrachte. Dabei begrub er alles, was den Anschein erwecken könnte, er würde sich über die bevorstehende Reise Sorgen machen, unter einer Reihe phantastischer Geschichten. Er war im Begriff, über die Grauen Hänge zu segeln, um die Krümmung der Welt herum und genau in den gewaltigen Mahlstrom hinein, durch den der Schöpfer entkommen war! Ja, genau das würde er tun. Er würde den wandernden Gott aufstöbern und ihm die Ohren volljammern, bis er seine Meinung änderte und zurückkam. Und wenn er irgendwo unterwegs Elenet fand, würde er dem jungen Mann gehörig die Meinung sagen. Einfach so einen Gott zu bestehlen? Mit der Sprache des Schöpfers herumzuspielen? Was für eine Frechheit! Um all das zu schaffen, würde er schlüpfriger als eine Schlange sein müssen, glattzüngiger als ein schwimmender Händler, gerissener als ein Seeräuber.
»Oh, warte.« Ein listiges Grinsen erschien auf Dariels Gesicht. »Ich bin doch ein Seeräuber! So ein Glück. Elenet hat nicht die geringste Chance!«
Onkel und Neffe rannten zusammen durch die Korridore und die Treppen hinauf und hinunter, die zum Haupthof des Oberen Palasts führten. Sie fochten mit leichten Holzschwertern, lachten und drohten einander. In Augenblicken wie diesen war Dariels Geist so beweglich und phantasievoll wie der eines Kindes. Ihr Spiel hatte nichts Geradliniges, es gab keinen thematischen Zusammenhang. Eben waren sie Schiffskameraden an Bord der Ballan , gleich darauf waren sie Edifus und Tinhadin, die die Bekannte Welt einten, und genauso schnell waren sie zwei Laryxe, die darum kämpften, wer ihre Meute anführte, oder ein Architekt, der sich mit seinem Baumeister über ein großes Projekt beriet. Ein paar Stunden lang waren sie zwei Jungen, die durch einen Palast voller Bediensteter flitzten, die ihnen eilends aus dem Weg sprangen. Manche machten finstere Gesichter. Die meisten lächelten, denn ihr Anblick brachte eine seltene und willkommene Leichtigkeit in die normalerweise ernste Atmosphäre von Corinns Hof.
Was Aaden anging, so lauschte er seinem Onkel mit einem Gesichtsausdruck, der manchmal ausdrückte, dass er den alten Knaben nur bei Laune hielt, und manchmal andächtiges Interesse verriet. Er war nur ein kleiner Junge, das wusste Dariel. Obwohl sein Leben noch keine Härten für ihn bereitgehalten hatte, hatte er bereits einen Hang zur Ernsthaftigkeit. Corinns Werk. Es gab keinen Zweifel, dass sie ihren Sohn über alles liebte, doch sie hatte vor einiger Zeit begonnen, ihn zu formen. Das würde sie wahrscheinlich mit mehr und mehr Druck tun, wenn er größer wurde. Dariel beneidete den Jungen nicht.
Er versuchte, Aaden in die unterirdische Welt zu führen, die er selbst als Junge erkundet hatte, doch die Wände und Gänge des Palasts widersetzten sich seinen Erinnerungen. Eigentlich war er sich sicher, dass es von seinem alten Kinderzimmer einen Weg in die verborgenen Bereiche gab, doch er konnte ihn nicht finden. Er spähte hinter Schränke und tastete hinter Wandbehängen herum. Er trat gegen Ecken und ließ sich sogar auf Hände und Knie nieder, als könne eine genaue Betrachtung der Stelle, wo die Wand auf den Boden traf, ihm deinen Hinweis geben. Aber er fand nichts. Bald fing Aaden an, sich zu langweilen, ganz zu schweigen davon, dass er auch skeptisch wurde. Zweifellos wieder mal ein Scherz seines Onkels, aber kein besonders lustiger.
»Wenn ich zurückkomme, suchen wir gründlicher«, sagte Dariel. Die beiden saßen in Aadens Zimmer auf dem Fußboden und aßen Käse von einem Teller. »Ich schwöre, es gibt da einen Durchgang. Deine Mutter weiß davon. Sie hat im letzten Krieg die Numrek dort hindurchgeschickt.«
»Also – was wirst du wirklich auf dieser Reise tun?«, fragte Aaden und kehrte damit zu einem Bündel von Fragen zurück, die Dariel vor einiger Zeit abgewehrt hatte. »Hat das etwas mit der Quote zu tun?«
»Was weißt du denn davon?«, wich
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