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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kwei Quartey
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Tedamm Angst, drehte sich um und floh.

26
    Es war kurz nach zehn, als Dawson und Chikata draußen vorm Bahnhofsgebäude Mosquito entdeckten.
    »Wie geht’s?«, fragte ihn Dawson. Der Junge wirkte nervös.
    »Gut. Gehen wir zu meinem Schlafplatz.«
    Sie überquerten die Kwame Nkrumah Avenue und gingen die Knutsford Avenue hinauf. Einige Leute waren noch unterwegs, aber viele schliefen schon auf dem Pflaster.
    »Hier ist unser Platz«, sagte Mosquito ungefähr in der Mitte der Knutsford. Auf der Veranda eines Geschäfts lagen einige Pappmatten. Bisher waren erst zwei Gangmitglieder dort: Issa, der Anführer, und Mawusi, der bereits schlief. Dawson und Chikata begrüßten Issa, der sichtlich besorgt war.
    »Alles in Ordnung mit ihm?«, fragte Dawson und zeigte auf Mawusi.
    »Er ist krank«, antwortete Issa. »Fieber.«
    Es mutete zynisch an, dass der Name Mawusi »in Gottes Hand« bedeutete, wie Dawson noch aus der Schule wusste. Ihn erschrak, wie klein der Junge war.
    »Wie alt ist er?«
    »Dreizehn«, sagte Issa.
    Er sah eher aus wie zehn.
    »Vielleicht hol ich ihm morgen Medizin aus der Apotheke.« Issa klang wenig überzeugend.
    »Kennst du die Krankenstation im Street Children of Accra Refuge?«, fragte Dawson.
    »Eben hat mal was davon erzählt, aber ich war da noch nie.«
    »Bring Mawusi dahin«, sagte Dawson und gab Issa eine von Patiences Visitenkarten.
    Issa betrachtete die Karte eine Weile lang. »Danke.«
    »Gerne. Das mit Ebenezer tut mir leid.«
    Issas Miene verfinsterte sich, als er sich abwandte.
    »Von wann bis wann sollte Ebenezer Wache halten?«
    »Von neun bis Mitternacht«, antwortete Issa.
    »Und wann kam Mosquito?«
    »Da war es fast halb elf.«
    »Und Ebenezer war nicht mehr da?«
    »Nein, Sir.«
    »Seid ihr ihn gleich suchen gegangen?«
    »Ja. Zuerst ist Mosquito da lang.« Issa wies zum östlichen Ende der Knutsford. »Dann ist er zurückgekommen, und wir sind zusammen zur anderen Seite gegangen.«
    »Zeigst du mir bitte die Stellen, an denen ihr gesucht habt?«, bat Dawson.
    Issa führte sie, während Mosquito bei Mawusi blieb. Als Dawson sich umdrehte, sah er, wie der ältere Junge den Kranken mit einem großen Stück Pappe zudeckte.
    Am Ende der Straße stand ein alter Müllwagen parallel zur Kojo Thompson Road geparkt. Er rostete langsam vor sich hin, genau wie der Eisenbahnwaggon auf dem Bahnhof.
    Sie schritten um den Müllwagen herum und suchten mit ihren Taschenlampen den Boden ab. Anschließend sahen sie hinten auf die Laderampe und stocherten mit einem Stock im Unrat herum. Sie fanden nichts, aber damit hatte Dawson schon gerechnet.
    »Sehen wir uns jetzt das andere Straßenende an«, sagte er.
    Am Westende der Knutsford Avenue gab es eine Apotheke, die A-Plax hieß und auf deren Veranda etwa ein Dutzend Straßenkinder schliefen. Dahinter ragte das dunkle UTC-Gebäude auf. Rechts davon ging es zur Derby Avenue, Commercial Street, Kimberly Avenue und Station Road, die alle parallelzur Knutsford verliefen. All diese Straßen hatten eines gemein: Durch die ungenügende oder gar nicht vorhandene Straßenbeleuchtung waren sie sehr dunkel, ganz besonders zum Ende hin. Ebenezer könnte hier ohne Weiteres überfallen oder verschleppt worden sein. Er wurde heute Morgen tot in Jamestown aufgefunden, also etwa drei Kilometer entfernt, demnach wurde er verschleppt und dann ermordet oder getötet und hinterher bewegt. Eine dritte Möglichkeit wäre, dass er ermordet worden war, während man ihn wegbrachte.
    Dawson dachte darüber nach, als sie an der Nkrumah Avenue standen. Inzwischen war es still in der Stadt geworden.
    »Issa, wir suchen auch nach Tedamm«, sagte er. »Hast du ihn gesehen?«
    »Ja, ich habe ihn und seine Jungs heute Abend getroffen.«
    »Welche Jungs meinst du?«
    »Antwi Boasiako und Michael Ofosu. Die hängen dauernd mit ihm rum.«
    »Wo hast du sie getroffen?«
    »In der Tudu Road. Sie hatten ein Mädchen bei sich.«
    »Ebenezer hatte Streit mit Tedamm, nicht wahr?«
    Issa nickte und sah plötzlich verbittert aus. »Er wollte Eben seinen Schuhputzplatz wegnehmen. Aber Eben hat nicht vor ihm gekuscht. Deshalb hat Tedamm ihn umgebracht.«
    Dawson erschrak. »Was? Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es einfach.«
    »Sagt dir das dein Gefühl?«
    Issa nickte.
    »Wie hat Tedamm ihn ermordet?«, fragte Dawson. »Und wie hat er Eben nach Jamestown gebracht?«
    »Bestimmt hatte er seine Prügelknechte bei sich und Eben in einen Wagen gezerrt. Dann sind sie mit ihm nach Jamestown und

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