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Achsenbruch

Achsenbruch

Titel: Achsenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Junge
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wenn wir jetzt alle drei auf die Ziehung der Lottozahlen warten. Einer von euch nimmt sich den PC vor und schreibt auf, was genau in den Ordnern steckt, der andere kümmert sich um den blauen Lastwagen und hört die Anrufe ab, die uns die Kollegen geschickt haben.«
    »Ich nehme die Anrufe«, sagte Hardenberg und stand auf. »Schick mir die Dateien nach nebenan. Wenn ich sie da abhöre, stört euch das Gequatsche nicht.«
    Während Klemm den Sonnenschein-Computer erforschte, setzte sich Lohkamp an den eigenen Rechner und tippte den Bericht für die Ermittlungsakte. Doch weit kam er nicht: Die Richterin meldete sich am Telefon. Sie zierte sich noch ein Weilchen, aber der Hauptkommissar lieferte ihr die nötigen Stichworte: ungesichertes Beweismaterial, Eile geboten, neue Gesichtspunkte.
    »Ist in Ordnung«, sagte sie schließlich. »Ich faxe Ihnen die Anordnung rüber. Aber das nächste Mal fragen Sie bitte vorher, lieber Lohkamp.«
    »Ja«, versprach er. »Schönen Nachmittag noch!«
    »Werde ich haben«, kicherte sie. »Ich fahre nach Hause und tanke auf der Terrasse noch etwas Sonne. Nächste Woche soll ja der große Regen kommen.«
    Er legte auf, von Neid überfallen. Richter müsste man sein, vielleicht auch Lehrer. Da kann man mindestens die Hälfte der Arbeitszeit frei einteilen. Er wollte weiterschreiben, aber da meldete sich wieder Beethovens Neunte Sinfonie. Er zog sein privates Handy. Eine Nummer, die er nicht kannte. Aber Aldi Talk . Das musste Mager sein. Er stand auf und verzog sich auf den Flur.
    »Mager hier. Grüß dich. Läufst du noch frei herum?«
    »Für U-Haft reicht ein totes Pferd nicht. Da müsste ich schon einen Vorgesetzten meucheln. Was gibt’s?«
    »Neue Nachrichten.«
    »Ich dachte schon, ich sollte Kalle befreien. Würde mich den Job kosten.«
    »Wofür gibt es Anwälte?«, fragte Mager zurück und berichtete von den Fotos, die sie auf Beißners Laptop gefunden hatten. »Interessiert?«
    »Schon.«
    »Wohin?«
    »An die offizielle Adresse natürlich. Aber – mach keine Selbstanzeige daraus, wenn du verstehst.«
    »Weiß ich. Aber wir sind auch nicht von gestern.«
    Lohkamp verkniff sich einen Kommentar zu dem Plural »wir«. Für anonyme Browser und nicht verfolgbare Mailadressen waren bei PEGASUS eher die Frauen zuständig.
    »Wann?«
    »Später. Wir sind noch unterwegs. In Hattingen.«
    »Macht keinen Unsinn! Es gibt da Orte, an denen ihr euch heute besser nicht sehen lasst.«
    »Keine Sorge. Es reicht uns, wenn immer nur einer sitzt.«
    37
    Mager hockte allein vor der Eisdiele im Kirchviertel von Wiemelhausen, als Susanne Ledig wieder auftauchte. Genussvoll kratzte er gerade mit dem Löffel einen hohen Glasbecher aus: »Sehr empfehlenswert, Susanne. Joghurt-Becher mit Erdbeeren. Ein Gedicht.«
    »Laktosefrei?«
    »Nein.«
    »Au Backe!«
    Der Bärtige zog resignierend die Schulter hoch: »Alles Schöne hat seinen Preis. Und wir müssen gleich nach Hattingen.«
    »Wieso das denn?«
    Mager berichtete, dass Bochums bester Anwalt angerufen hatte. Als Susanne von der Idee hörte, vorsorglich einen Speicherstick auf dem Hattinger Friedhof zu deponieren, tippte sie sich an die Stirn: »Für den Fall, dass ein Bulle aussagt, Kalle hätte was über die Mauer geworfen, könnte Kalle dann sagen … Völlig hirnrissig.«
    »Hört sich im ersten Moment so an. Aber Nagel III meint, wenn die Bullen dann den Stick fänden, würde das Kalles Aussagen glaubwürdiger machen. Simone sucht zu Hause gerade einen Stick mit unverdächtigen Dateien heraus, die von Kalle stammen könnten.«
    »Und der Time-Code auf dem Stick?«
    »Hömma, die Frau ist in diesen Dingen Profi. Die macht das schon. Aber erzähl mal, was Tenberge noch gebeichtet hat.«
    Susanne sah sich um. Die drei Tische standen dicht an dicht, gleich nebenan warteten mehrere Kunden vor einem Zeitungskiosk, ständig liefen Leute vorbei.
    »Besser nicht hier. Lass uns fahren und danach irgendwo einen Happen einwerfen.«
    Sim trafen sie am Eingang des Friedhofs hinter dem Hattinger Rathaus. Mit einem schönen Blumenstrauß ausgerüstet, steuerten sie auf die Mauer zu, die Beißners Hof vor unerwünschten Blicken schützte. Als Mager zu der Wohnung des Toten hinaufschaute, entdeckte er am Fenster den schmalen Rücken einer Frau. Wie am Vortag unten in der Kanzlei, so ließ Dorn ihre Leute arbeiten und steuerte deren Aktionen von ihrem Feldherrnposten aus.
    »Gar nicht drum kümmern!«, empfahl Susanne. Gemeinsam berieten sie, welche Flugbahn solch

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