Achtung, Superheld! (German Edition)
hatte.
»Lass mich das für dich machen«, bot ihm Rohan an.
»Danke«, sagte Daniel und winkte schwach mit dem gebrochenen Arm. »Ich schätze, ich bin eine Weile lang nicht zu allzu viel zu gebrauchen.«
»Nun mal langsam. Wenn wir Eric noch vor seinem Geburtstag überzeugen wollen, brauchen wir dich, und zwar da, wo du am besten bist.«
»Und das wäre?«
»Du bist doch Detektiv, oder nicht?«, sagte Rohan und gab ihm die Comics zurück. »Es wird Zeit, dass du dich als solcher betätigst.«
11
Text und Bilder von Herman Plunkett
Am Tag nachdem Daniel das Krankenhaus verlassen konnte, kam Gram hinein. Ihre letzte Chemotherapie war besonders stark gewesen und sie litt nun unter ihrem – wie sein Vater es beschrieb – »trägen Immunsystem«. Sie war so schwach, dass selbst eine gewöhnliche Erkältung eine Gefahr für sie bedeutete.
Die Ärzte brachten sie in einem speziellen Flügel des Krankenhauses unter, wo Besucher unter vierzehn Jahren nicht erlaubt waren. Bis es ihr wieder besser ging, konnten Daniel und Georgie sie nicht besuchen, doch ihre Mutter fuhr tagsüber ins Krankenhaus und ihr Vater jeden Abend.
Daniel vermisste sie furchtbar. Nun, wo Gram nicht da war und seine Eltern so viel Zeit im Krankenhaus verbrachten, schien das alte Haus leer und einsam zu sein. Auch wenn sie versuchten, es nicht zu zeigen, waren seine Eltern ganz offensichtlich erschöpft. Und es war schwer für Daniel, sich wegen des gebrochenen Arms nicht schuldig zu fühlen, wenn er sah, wie müde sie waren und unter welchem Druck sie standen. Seine Eltern glaubten, er habe beim Sternebeobachten einen Unfall gehabt – er hatte ihnen erzählt, er hätte sich zu weit aus Simons Fenster gebeugt und dabei das Gleichgewicht verloren. Daniel fühlte sich mies, weil er sie anlog, doch es gab keine Möglichkeit, ihnen die Wahrheit zu sagen, ohne dabei die Superkids in Gefahr zu bringen. Außerdem hätten ihm seine Eltern sowieso nicht geglaubt. Sie hatten genug damit zu tun, sich um Gram zu sorgen, und konnten Daniels verrückte Heldentaten zusätzlich zu ihrem augenblicklichen Stress bestimmt nicht gebrauchen.
Wegen all dieser Umstände hatte Daniel nun also jede Menge Zeit, denn die Ärzte hatten angeordnet, dass er noch eine ganze Woche zu Hause bleiben musste. Gerade jetzt entdeckte Georgie ein neues Lieblingswort, das Wort »NEIN«. Sein Bruder wackelte durchs Haus und benutzte das Wort wie eine Waffe.
»Georgie, komm zum Essen.«
»Nein.«
»Georgie, es wird Zeit, ins Bett zu gehen.«
»Nein.«
»Georgie, lass meine Haare los.«
»Nein.«
Um dem zu entkommen, gab es manchmal keine andere Möglichkeit, als das Haus zu verlassen. Doch da er nicht spazieren gehen durfte (auf Anweisung der Ärzte), verbrachte er viele Abende damit, auf der langen Veranda vorne am Haus hin- und herzulaufen. Eines Abends machte er gerade zum fünften Mal kehrt, als er sah, wie Louisa mit dem Fahrrad die Auffahrt hochfuhr.
Sie winkte und Daniel winkte zurück. Er war froh über etwas Gesellschaft, doch er musste unwillkürlich daran denken, was Rohan über sie gesagt hatte. Daniel schwor sich, tot umzufallen, wenn sie in seiner Gegenwart jemals ins Schwärmen geraten würde. Dazu kam, dass er Mollie noch gar nicht zu Gesicht bekommen hatte, obwohl sie direkt gegenüber wohnte.
Wenn er jedoch ganz ehrlich zu sich selbst war, gab es da etwas an Louisa, das Daniel gefiel. Etwas sehr … nun ja, Mädchenhaftes .
»Wie geht es dir?«, fragte sie und setzte sich auf die Verandaschaukel. Sie glättete ihren Rock und rutschte ein wenig zur Seite, sodass genug Platz blieb, damit sich jemand dazusetzen konnte – doch gleichzeitig war es nicht so viel Platz, als dass man allzu weit voneinander entfernt gesessen hätte. Mollie hätte die Füße hochgelegt und die ganze Schaukel besetzt.
Daniel beschloss, stehen zu bleiben.
»Mir geht’s viel besser. Der Arzt sagt, ich kann am Montag wieder in die Schule, also schätze ich, dass alles gut ist.«
»Ich hab in Biologie alles mitgeschrieben für dich«, sagte Louisa und griff in ihren Rucksack. »Wir nehmen diese Woche Vererbungslehre und die menschliche DNA durch.«
Sie reichte Daniel ein Bündel sauber geschriebener Notizen, die sogar mit Leuchtstift markiert waren.
»Wow«, sagte Daniel. »Das wäre doch nicht nötig gewesen. Ich hätte doch nach meiner Rückkehr alles von Rohan kriegen können.«
»Ich möchte nicht, dass du im Stoff zurückbleibst. Und die Struktur der menschlichen DNA
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