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Ackerbau und Unzucht

Ackerbau und Unzucht

Titel: Ackerbau und Unzucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Moment explodieren würde, und freute mich schon auf den Anblick. Doch
er nahm sich enorm zusammen, und als er antwortete, war sein Ton direkt sanft.
    »Ich will einmal versuchen, die
Dinge mit Ihren Augen zu sehen, Boyd«, sagte er milde. »Martha hat Sie
engagiert, damit Sie sie beschützen. Also schön, was hat sie Ihnen erzählt? Daß
sie das Opfer einer Konspiration ist, daß ich Geld aus dem Erbschaftsfonds
veruntreut habe, daß sie und Clemmie um ihr Leben bangen?«
    »Bislang kann ich nicht
widersprechen.«
    »Ein Vermögen wie das Erbe
meiner Frau mit all seinen Verzweigungen und Varianten zu überprüfen, würde
zwei gewitzte und tüchtige Bücherrevisoren einen Monat lang beschäftigen.
Bitte, Mr. Boyd, bringen Sie mir die Buchprüfer, und ich stelle Ihnen sämtliche
Unterlagen zur Verfügung.«
    »Und wie ist das mit Clemmie
dort auf der Farm?« bohrte ich weiter. »Mit diesem Exboxer als Leibwächter, der
keinen Besucher ins Haus läßt, und der seltsamen Haushälterin, die von sich
behauptet, eine Krankenschwester zu sein? Halten Sie die zwei dort draußen,
damit sie aufpassen, wie das Korn wächst, oder wozu sonst?«
    »Setzen Sie sich!« sagte er
abrupt.
    Also setzte ich mich. Er nahm
sich aus einer kostbaren Kiste eine Zigarre, die er bedachtsam anzündete.
    »Also gut, Boyd, ich werde
Ihnen reinen Wein einschenken. Doch ich erwarte, daß Sie mein Vertrauen
respektieren.«
    »Da kann ich keine
Versprechungen machen.«
    »Unsere Familie ist seit vier,
fünf Generationen mit einer Geisteskrankheit erblich belastet. Meine Frau hat
sich deswegen das Leben genommen. Manchmal überspringt es eine Generation — und
ich habe gebetet, daß es meine Kinder nicht treffen möge.«
    »Und jetzt wollen Sie mir
erzählen, daß es nichts genützt hat? Ihre Kinder sind Idioten — alle drei?«
    Hazelton betrachtete lange die
Glut an seiner Zigarre, dann fuhr er ernst fort: »Philip ist völlig normal,
auch bei den Mädchen waren während der Kindheit keine Zeichen einer Erkrankung
zu bemerken. Doch seit kurzem sind beide etwas — exzentrisch.«
    »Was sagte denn der Psychiater
dazu? Sie sind doch wohl in Behandlung?«
    »Nein«, sagte er still. »Sie
waren noch bei keinem Arzt. Verstehen Sie denn nicht, wenn ich sie zu einem
Psychiater bringe, kommt die traurige Familiengeschichte ans Tageslicht, und
damit wäre ihr Schicksal besiegelt. Das wollte ich vermeiden, bis es keinen
anderen Weg mehr gibt.«
    »Aha. Martha bildet sich also
nur ein, daß Sie Geld unterschlagen haben. Sie bildet sich nur ein, daß Clemmie
auf der Farm wie eine Gefangene gehalten wird. Sie bildet sich ein, Philip in
den letzten Tagen nicht gesehen zu haben. Sie hat sich aber nicht eingebildet,
daß sie verfolgt wurde, als sie sich mit mir in einer Bar traf.«
    »Harris hat zufällig zugehört,
als sie mit Ihnen telefonierte«, gab er schweratmend zu. »Er machte mir
Mitteilung, und ich wandte mich an Houston, der herausfinden sollte, was sie im
Schilde führt. Verstehen Sie, Boyd? Sie leidet an Verfolgungswahn. Sie bildet
sich ein, alle Welt konspiriert gegen sie, sogar ich —ihr eigener Vater.«
    »Soso«, sagte ich zweifelnd.
»Und was ist mit Clemmie? Welchen Wahn hat sie?«
    »Bei Clemmie tauchten die
ersten Anzeichen vor drei Monaten auf. Sie schwankt zwischen tiefsten
Depressionen und höchster Extase . Einmal bleibt sie
den ganzen Tag in ihrem Zimmer und weigert sich, mit irgend jemandem auch nur
ein Wort zu wechseln. Am nächsten Tag lacht und plaudert sie ohne
Unterbrechung. Aus diesem Grunde habe ich sie auf die Farm gebracht, dort ist
es ruhig und friedlich. Pete soll ihr neugierige Nachbarn vom Leibe halten, und
die Krankenschwester, die nicht nur voll ausgebildet, sondern auch besonders
vertrauenswürdig und diskret ist, soll auf sie aufpassen und sie beobachten.
Was konnte ich mehr tun?«
    »Dann bleibt ja wohl nur noch
Philip. Was ist mit ihm?«
    »Ich weiß nicht, wo er sich im
Augenblick aufhält. Meines Wissens nach war er noch auf der Farm, als ich mit
Martha Montag früh abreiste. Er kann praktisch überall sein, auf seiner Jacht,
bei Freunden, wo Sie wollen. Er ist ein erwachsener junger Mann und Herr seiner
Entschlüsse. Ich mische mich da nicht ein. In einigen Monaten wird er in mein
Büro eintreten und das Investmentgeschäft von der Pike auf erlernen, das hat er
mir versprochen. Bis dahin kann er tun und lassen, was ihm gefällt.«
    »Wer von Ihnen ist auf Tolvar gekommen?«
    »Tolvar?« fragte er
verständnislos.

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