Acornas Heimkehr
eine tiefe, sinnliche Frauenstimme. »Und wenn ich das tue, dann darf ich doch annehmen, dass ich dein Wort habe?«
»Sicher, Gebieterin. Ich werde nie wieder einschlafen, wenn du meinen Rücken mit Ölen eingerieben hast, bevor ich nicht auch das Gleiche mit dir gemacht habe.«
»Na also, es geht doch!« Jetzt war ein Kussgeräusch zu hören. »Ich weiß ja, dass es dir schwer fällt, Ikky, dich nach all den Jahren des Vergewaltigens und Brandschatzens noch daran zu erinnern, dass wir Frauen auch unsere Bedürfnisse haben.
Aber in einer Verbindung wie der unseren ist es unabdingbar, dass du diese beachtest und ausgiebig befriedigst. Nun gut, dann will ich deine Würde mal wieder herstellen.«
»Bitte, meine heißblütige Blume.« Das Geräusch eines weiteren, längeren Kusses erklang. Eines sehr viel längeren Kusses. Ganoosh räusperte sich vernehmlich.
»Ah! Nadhari, darf ich vorstellen: Graf Edacki Ganoosh.
Graf, haben Sie meine Stellvertreterin schon kennen gelernt, Oberst Nadhari Kando?«
»Habe ich«, erwiderte Ganoosh. »Wenngleich wir einander nie offiziell vorgestellt wurden.« Die Frau hatte an der Seite von Delszaki Li gestanden und ihn die ganze Zeit über mit bedrohlich finsterer Miene angestarrt, als sie einander begegnet waren. Sie hatte ausgesehen, als ob sie mit Freude jedem den Kopf abbeißen würde, der auch nur einen einzigen schiefen Blick in Richtung ihres Arbeitgebers zu werfen wagte. Jetzt stand sie nackt und unübersehbar weiblich, wenn auch auffallend muskulös, hinter Ikwaskwan. Ganoosh war von ihrem Anblick allerdings sexuell ebenso wenig berührt, als wenn er irgendein anderes gefährliches Raubtier betrachtet hätte. Sie musterte ihn mit einem langen Starren, das ihm das Gefühl gab, als ob er derjenige wäre, der unbekleidet war, oder als ob er zwar angezogen sein mochte, jedoch nur so, wie man eine Jagdbeute oder Mahlzeit ausstaffierte. Dann hüllte sie ihre geschmeidigen Muskeln langsam in ein mit glitzernden Feuerwerksmotiven gemustertes Gewand.
»Hmm«, knurrte sie in seine Richtung, murmelte dann Ikwaskwan zu: »Die Offiziere werden wohl schon auf ihre Einweisung warten«, wandte sich um und verschwand.
Ikwaskwan zeigte Ganoosh ein ziemlich albernes Grinsen, zwinkerte und zuckte die Achseln, als wollte er sagen:
»Frauen!«
Ganoosh antwortete mit einem höflichen Glucksen, das sehr viel nachsichtiger war, als ihm tatsächlich zu Mute war. Nicht einmal hart gesottene Söldner waren heutzutage noch vom gleichen Kaliber wie früher.
»Admiral, ich will gleich zur Sache kommen. Wie Sie wissen, hat unsere Regierung hier auf Maganos eine tief greifende, gegen ihre korrupten Elemente gerichtete Säuberungswelle hinter sich, sodass wir dank der guten Werke von Delszaki Li und seinem Mündel endlich von der Tragödie der Kindersklaverei befreit wurden.«
»Ich hatte schon geraume Zeit vor, diesbezüglich meine Glückwünsche zu übermitteln, Graf«, meinte der Admiral trocken. »Aber ich habe einfach noch nicht die passende Grußkarte gefunden, um meiner Begeisterung angemessen Ausdruck zu verleihen.«
»Na, na, Sie haben doch keinen Grund, verbittert zu sein, bloß weil das Ihre Leute um die profitablen Einkünfte gebracht hat, die sie dafür erhalten haben, dass sie unsere Einrichtungen von Zeit zu Zeit mit Kriegswaisen belieferten. Sicherlich haben Sie doch auch erkannt, dass dieses schreckliche Unrecht uns zwar von einer moralischen Verwerflichkeit geläutert, aber gleichzeitig auch ein gewaltiges Loch in das Arbeitskräfteangebot unserer Planetarwirtschaft gerissen hat.«
»Soweit ich verstanden hatte, wollten Sie doch zu verstärkter Automatisierung übergehen?«
»Was aber grauenhaft teuer ist, wie Sie wissen. Einigen von uns – mir zum Beispiel – ist daher der Gedanke gekommen, dass wir, statt hochwertige Maschinen für Arbeiten einzusetzen, die sehr viel preiswerter von Menschen geleistet werden könnten, vielleicht lieber eine andere Quelle für Arbeitskräfte ausfindig machen sollten. Womit Sie ins Spiel kämen. Sie haben doch von Zeit zu Zeit Anlass, in Kriegen zu kämpfen, bei denen die eine oder die andere Seite anschließend vollkommen vernichtet am Boden liegt.«
»Wenn meine Truppen beteiligt sind, ist das unweigerlich der Fall«, bestätigte der Admiral.
»Statt nun die Verwundeten zu exekutieren oder die Überlebenden, sofern es überhaupt welche gibt, entweder abzuschlachten oder verhungern zu lassen, warum bringen Sie sie nicht einfach zu uns? Wir
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