Acornas Welt
langen, gebogenen Zähnen, einer Nase wie einer Schlange, Beinen wie Säulen und kleinen, gleichmütigen Augen, die ihn ruhig betrachteten und sich dann wieder der Kontemplation der Unendlichkeit zuwandten. Aari ging an dem Tier vorbei; als er zurückblickte, sah er nur schwarze Nacht.
Er begann sich zu fragen, wo er war, und bekam Angst.
Vielleicht war er immer noch in der Foltermaschine der Khleevi, und sein Geist spielte ihm grausame Streiche.
Vielleicht war all dies nur eine Illusion, um ihm Hoffnung zu machen, ihm einen Traum zu geben, den sie dann grausam zerschmettern konnten? Aber – nein. Ihm tat nichts weh. Das war ein sicheres Zeichen, dass dies nichts mit den Khleevi zu tun hatte. Als er noch bei den Khleevi gewesen war, hatte er ständig Schmerzen gehabt, und nun gab es nichts als seinen Körper, der sich gesund und verblüffend lebendig anfühlte, und die Nacht, und Khornya, die vor ihm herflackerte, lockend wie eine Kerzenflamme.
Abrupt verlosch ihre weiße Gestalt, und dann hörte er sie viel weiter entfernt, als sie in dieser kurzen Zeit eigentlich hätte gehen können, nach ihm rufen. »Aari?« Sie klang flehend und beinahe kindlich. Er eilte vorwärts.
»Khornya?«
»Aari, wo bist du?« Sie schien nicht gerade verängstigt zu sein, aber doch beunruhigt.
»Direkt hinter dir. Ich bin sofort bei dir«, rief er, und das war er auch. Plötzlich fand er sich ihr gegenüber, und nicht in einem Raum, sondern auf einem mondbeschienenen Feld, ganz ähnlich denen, die er aus seiner Jugendzeit von Vhiliinyar her in Erinnerung hatte. Die Monde schienen durch Nebel, der aus einem plätschernden Bach aufstieg, und Nachtvögel riefen leise aus nahen Gehölzen. Khornya stand neben einem Baum am Bach und schien froh zu sein, ihn zu sehen.
»Da bist du ja!«
»Natürlich bin ich hier.« Er trat zu ihr. Erleichtert stellte er fest, dass sie gesünder und irgendwie stofflicher wirkte als bei ihrem ersten Auftauchen in seinem Pavillon. Ihre Haut strahlte Wärme und diesen süßen, sauberen Blütenduft aus, der zu ihr gehörte. Aber noch ein weiterer, verlockenderer Duft ging von ihr aus. Sie blickte zu ihm auf, mit Augen, so groß und schimmernd wie die Monde, und ihre Lippen waren feucht.
»Ich hatte schon Angst, du würdest nicht wiederkommen«, sagte sie leise.
»Gegen der Liebe Feuer hat der Frost der Angst keine Macht«, sagte er und ergänzte auf ihren fragenden Blick hin:
»Etwas, das ich vor kurzem gelesen habe.« Er strich ihr durch ihre Mähne, dann berührte er ihre Wange mit dem Handrücken. »Es schien mir angemessen.«
Sie seufzte. »In der intergalaktischen Verkehrssprache klingt es irgendwie besser.«
»Ich werde meine Eltern bitten, mir Linyaari-Liebesgedichte beizubringen und dir die Ohren damit voll plappern, wenn es das ist, was du willst«, sagte er, und ihm wurde klar, dass sie versucht hatte, die Sprache der Liebe zu sprechen, als sie in sein Zelt gekommen war. Sie hatte Recht – obwohl die Bedeutung ziemlich unklar war, klangen die Gedichte aus dem Buch, das er gelesen hatte, in der alten Sprache viel besser.
»Das ist nicht alles, was ich will«, sagte sie mit heiserer Stimme. Ihr Atem roch süß.
Er spürte, wie Teile von ihm, die er für tot gehalten hatte, sich beeilten, seine Adern mit einem Leben zu füllen, das so heiß und stark, so drängend war wie Magma, das danach strebt, aus einem vulkanischen Riss hervorzudringen. Sie hob beinahe wie in Trance die Arme, und er umarmte sie und drückte sie an sich. Ihr süßer, moschusartiger Duft umgab ihn, als sie zusammen in das Gras mit den Wildblüten sanken, das nicht feucht und betaut war, wie Aari es erwartet hätte, sondern so warm und bequem wie eine Decke.
Annella und Maati seufzten gleichzeitig tief. Jana zog sie aus dem Kontrollraum für die Holosuite. Dann packte sie Laxme am Ohr und zerrte ihn ebenfalls heraus. Thariinye blieb noch ein wenig, bis Maati ihn am Arm packte.
»Sie haben ein bisschen Abgeschiedenheit verdient«, sagte er.
»Ich hätte ihm vielleicht noch ein paar Hinweise geben sollen, bevor wir angefangen haben«, sagte Thariinye.
»Dafür war keine Zeit«, wandte Laxme ein. »Sie werden uns bald wegschicken, und wir mussten fertig werden – wir mussten sie zusammenbringen, bevor geschieht, was immer geschehen wird.«
»Ich fand eigentlich, dass er – dass beide – auch ohne deine Ratschläge ganz gut zurechtgekommen sind«, sagte Maati zu Thariinye. »Und jetzt sollten wir das Ganze ihnen
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