Acornas Welt
»wie die eigentliche Kommunikation mit den Pflanzen. Aber ich habe mich gefragt – wenn die Gerüche für ihre Gedankenformen stehen, dann können wir vielleicht eine gemeinsame Basis finden und ihnen etwas über unsere beibringen.«
»Warum?«, wollte Thariinye wissen.
»Es kann viele gute Gründe dafür geben, mit einer neuen Spezies kommunizieren zu wollen, Thariinye«, sagte Neeva.
»Aber derjenige, der Khornya wohl vorschwebt, hat damit zu tun, dass wir die Ranken bitten könnten, sich zurückzuziehen und zuzulassen, dass die Khleevi die Hologramme sehen.«
»Aber zunächst müssen wir ein gemeinsames Vokabular finden«, wandte Khaari ein. »Was wissen wir über die Ranken? Wie können wir ihnen Ähnlichkeiten demonstrieren?«
»Nun«, schlug Maati vor, »wenn wir wollen, dass sie sich teilen, sollten wir damit anfangen. Sie kommen zusammen und trennen sich wieder. Vielleicht können wir das miteinander zeigen.«
»Aber sie kommunizieren nicht über das, was sie sehen«, sagte Liriili, und dieses Mal brachte sie ihren Einwand in vernünftigem, wenn auch ungeduldigem Tonfall vor, der nur unzureichend die Tatsache verbarg, dass sie ebenso wenig weiterwusste wie die anderen. »Sie kommunizieren durch Geruch.«
»Aber sie übermitteln in gewisser Weise einen Gedanken«, widersprach Maati. Acorna fand, dass das Mädchen erheblich reifer geworden war, seit sie nicht mehr als Liriilis Botin arbeitete. Sie hatte jetzt viel mehr Selbstvertrauen.
(Ach was, sie will sich einfach nur vor ihren Eltern aufspielen), flüsterte Thariinye, der Acornas Gedanken aufgefangen hatte, ihr hartherzig zu. Doch Aari schaute ihn missbilligend an, als hätte er ihn ebenfalls verstanden, und Thariinye wandte sich ab, als wäre der Gedanke von jemand anderem gekommen.
»Ja«, stimmte Acorna Maati zu. »Es ist eine Gedankenform, wie immer sie es auch ausdrücken, und wer weiß, vielleicht strömen wir für die Ranken auch einen Duft aus, wenn wir bestimmte Dinge denken. Nur sind wir für sie erheblich schwieriger zu verstehen als sie für uns. Versuchen wir, es ihnen einfacher zu machen. Verteilen wir uns, und während wir das tun, konzentrieren wir uns darauf, dass wir uns trennen.«
»Unser essenzielles Getrenntsein«, intonierte Karina.
(Bewegt euch vorsichtig, verteilt euch weit), flüsterte Acorna.
»Karina, denk ›Bewegt euch vorsichtig, verteilt euch weit‹.«
»Ein Mantra! Wie schön!«, quiekte Karina. »Bewegt euch vorsichtig, verteilt euch weit. Bewegt euch vorsichtig, verteilt euch weit.«
»Leise«, sagte Acorna. »Eigentlich solltest du es nicht aussprechen, sondern denken.«
Karina nickte ernst, und nun bewegte sie nur noch ihre Lippen zu den Worten.
Das Flüstern wurde von allen im Chor aufgenommen: (Bewegt euch vorsichtig, verteilt euch weit.) Sie gingen auf Abstand zueinander, bis sie einander selbst mit ausgestreckten Händen nicht mehr berühren konnten. Zunächst teilten sich die Pflanzen nur, um jeden Einzelnen durchzulassen, nach und nach jedoch, während Linyaari und Menschen weiterflüsterten, legten sich die Ranken sachte aufeinander, bis sich ein großer, rechteckiger freier Bereich gebildet hatte.
Nachdem dieses Konzept offenbar verstanden worden war, sagte Acorna leise zu Karina, die rechts von ihr stand, und in Gedanken zu den anderen: (Jetzt nähert euch einander, verflechtet euch, rankt euch umeinander).
Die anderen nahmen es auf und kamen vorsichtig wieder zusammen, dann drängten sie sich näher und näher aneinander, verschränkten Finger, schlangen Knie und Füße um Beine, Hüften und Taillen, so fest sie konnten – und dann noch fester, als sich die Ranken um sie schlossen und sich zusammenzogen, bis Acorna keuchte: »Bewegt euch vorsichtig, verteilt euch weit«, und die anderen den Gedanken abermals aufgriffen. Alle hielten einen Augenblick lang den Atem an, doch dann begriffen die Pflanzen, dass sie sich diesmal als Erste entfernen mussten. Der erstickend schwere Duft, der von ihnen ausgegangen war, als sie die Linyaari fest umschlungen hatten, wurde angenehmer und leichter, und die Pflanzen zogen sich abermals zurück.
»Diese Pflanzen sind Wesen mit Bewusstsein«, sagte Neeva anerkennend – und offenbar auch in gewisser Weise duftend.
Die Ranken schwankten sanft hin und her, als wären sie erfreut, und sonderten einen leichten, süßen Duft ab.
»Gut«, meinte Acorna, »denn jetzt müssen wir ihnen von den Khleevi erzählen.«
»Warum?«, wollte Thariinye wissen.
»Und
Weitere Kostenlose Bücher