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Acqua Mortale

Acqua Mortale

Titel: Acqua Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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oder? Ich nehme an, du hattest damals bereits eine wichtigere Mission.«
    Gasparottos Ohren begannen zu glühen. So etwas musste er sich nicht anhören, nicht in seinem Haus. Er lachte stumm. Was hatte er sich in diesem Haus nicht schon alles angehört! Aber nicht von so einem Schmierenkomödianten, einem kleinen Geldeintreiber, einem Parteidiener, der vor fünfzig Jahren noch Kurzwaren an der Haustür verkauft hätte.
    »Ich denke, du findest den Weg«, sagte er.
    Der Mann drehte sich noch einmal um. In seinem Blick lag eine Brutalität, die man ihm nicht zugetraut hätte. Gasparottos Widerwillen schlug in Ekel um.
15
    »Willkommen in meinem Reich«, sagte ein großgewachsener Mann von Mitte vierzig. Andrea Zappaterra stand auf der Metalltreppe, die in einen Bürocontainer führte, und beugte sich zu Lunau herunter. Sein Händedruck war kräftig, aufdringlich kräftig. Zappaterra war ein Mann, der sich diesen Händedruck antrainiert hatte. Und es erschien Lunau merkwürdig, dass er ein guter Freund Di Natale sein sollte. Aber was war nicht merkwürdig an Di Natale?
    »Was ist denn mit Ihnen passiert?«, fragte dieser.
    Lunau beschloss, sich erst einmal defensiv zu verhalten, Di Natale nicht zu erwähnen.
    »Haben Sie oben an der Straße einen Wagen bemerkt?«
    »Was für einen Wagen?«
    »Ein blauer Punto. Er parkte da, und vor ein, zwei Minuten heulte der Motor auf.«
    »Ich verstehe nicht recht.«
    »Er hat versucht, mich zu überfahren. Ich muss zur Polizei.«
    Zappaterra betrachtete Lunau halb verblüfft, halb amüsiert.
    »Jetzt beruhigen Sie sich erst einmal. Kommen Sie einen Moment in mein Büro, trinken Sie ein Glas Cognac, und dann erzählen Sie mir alles.«
    Zappaterra ging durch ein Vorzimmer in einen karg eingerichteten Raum. Ein Schreibtisch, ein paar Aktenschränke, mehrere Wandkalender, die seit längerem nicht umgeblättert worden waren. Er schrieb mit einer entschuldigenden Geste eine SMS und schickte sie ab. Lunaus Worten schien er nicht allzu viel Bedeutung beizumessen.
    »Haben Sie denn nichts gehört?«, insistierte dieser.
    Zappaterra deutete in die Luft. Das tiefe Brummen war auchbei geschlossenen Türen überdeutlich. Darauf hätte Lunau auch selbst kommen können.
    »Meine Sekretärin ist schon gegangen. Aber ich habe Kaffee und Tee machen lassen.«
    Zappaterra stand auf, ging ins Vorzimmer und kam mit einem gewaltigen Tablett mit Getränken, belegten Weißbrotschnitten und in Blätterteig eingebackenen Wurst-, Sardinen- und Olivenspezereien wieder.
    »Ich muss zur Polizei. Wenn die sofort jemanden losschicken, kriegen sie den Wagen vielleicht noch.« Lunau stand schon wieder.
    Zappaterra winkte ab. »Bis die sich von Ferrara aus in Marsch gesetzt haben … Wieso meinen Sie, man wollte Sie überfahren?«
    Zappaterra setzte sich und nahm eine besonders üppige Schnitte. Er entblößte die Schneidezähne, durch die sich beim Beißen die Mayonnaise drückte. Lunau schilderte den Ablauf der Ereignisse.
    »Kommt leider immer wieder vor, dass Fahrradfahrer auf der Deichstraße übersehen werden. Eigentlich ist die Straße von April bis September für den Autoverkehr gesperrt, ein reiner Radweg, aber kaum jemand hält sich daran.«
    Der Fettgeruch löste auf einmal Übelkeit bei Lunau aus. »Der hat mich nicht übersehen. Der hätte mich um ein Haar gerammt, aus voller Absicht. Und dann hat er gewendet und noch einmal voll auf mich zugehalten.«
    »Haben Sie ihn provoziert?«
    »Ich bin ganz friedlich in meiner Spur gefahren.«
    »Ich meine nach der ersten Beinahekollision.«
    »Ich habe gestikuliert, um auf mich aufmerksam zu machen.«
    »Haben sie einfach freundlich gewinkt, oder haben Sie ihm womöglich die Hörner gezeigt?«
    »Würden Sie jemandem, der Sie umbringen will, nur freundlich winken?«
    Zappaterra grinste.
    »Haben Sie vielleicht ein Desinfektionsmittel da?«, fragte Lunau.
    Zappaterra ging hinaus in den Vorraum, kramte in einem Schrank und kam mit einer Flasche Cognac zurück. »Verbandszeug ist auf dem Schwimmbagger. Trinken Sie erst einmal. Sie sind auf einmal ziemlich blass. Soll ich Sie ins Krankenhaus bringen?«
    Lunau schüttelte den Kopf. »Ich will zur Polizei.«
    »Da werden Sie um diese Zeit niemanden erreichen. Ich meine, niemanden aus der Mordkommission.«
    »Ich muss aber sofort hin.«
    Zappaterra setzte sich, schenkte zwei Gläser Cognac ein und reichte eines davon Lunau.
    »Danke, ich trinke nicht.«
    Zappaterra trank sein Glas in einem Zug. »Die Sache wird im

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