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Acqua Mortale

Acqua Mortale

Titel: Acqua Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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Ich lasse Sie lieber allein«, sagte Zappaterra.
    »Wie Sie meinen«, sagte Lunau, den plötzlichen Meinungsumschwung Zappaterras nicht kommentierend. Er gab ihm die Hand und fragte: »Wie heißt denn Ihr Freund, mit dem Sie telefoniert haben?«
    Zappaterra schaute auf einen unbestimmten Punkt an der Wand. Dort hing ein Stich mit dem von einem Wassergraben umgebenen Kastell, seinem Gewirr aus Zinnen, Zugbrücken und Schießscharten. Er schien mit den Gedanken weit weg.
    »Ihr Freund bei der Polizei.«
    »Ach so. Michele Balboni. Er erwartet Sie morgen früh.«
    Zappaterra hastete die Treppe hinunter. Lunau schloss sein Zimmer auf, ging ans Fenster und schaute hinunter auf die Straße. Zappaterra telefonierte beim Einsteigen und schlug heftig die Autotür zu. Das sah nach einem Krach aus. Da haben wir den italienischen Macho, dachte Lunau und sah amüsiert zu, wie der schwere Geländewagen mit einem eckigen Sprung auf die Fahrbahn setzte und davonschoss. Er versuchte noch einmal, Di Natale zu erreichen. Vergeblich. Da wurde Lunau klar, dass er vielleicht gerade eine wichtige Spur zu Di Natale verlor. Mit schmerzendem Bein rannte er die Treppe hinunter und fragte den Portier nach einem Taxistand.
    »Gibt es hier nicht, aber ich kann Ihnen eines rufen.«
    Lunau winkte ab, ignorierte den Schmerz und lief auf die Straße. Er hatte Glück. Er konnte ein Taxi stoppen, stieg ein und bat den Fahrer, den Rücklichtern am Ende der Straße zu folgen. Der Geländewagen fuhr durch die Via Porta Po , Richtung Norden. Plötzlich waren die Lichter verschwunden. Lunau ließ den Taxifahrer abbremsen, suchte die Seitenstraßen ab. Vielleicht hatte Zappaterra irgendwo geparkt. Die Suche verlief ohne Ergebnis. Lunau wählte Zappaterras Handynummer, aber es war nur die Mailbox geschaltet.
17
    Lunau kehrte ins Hotel zurück. Die Geräusche des vergangenen Tages hallten so laut durch seinen Schädel, dass er nicht wusste, ob es sich um Erinnerungen oder die Vorstufe zur Halluzination handelte. Verlor er jetzt komplett den Verstand? Hatte er sich tatsächlich Di Natales Gesicht eingebildet?
    Er griff zum Telefon und probierte wieder Vitos Handy- und seine Privatnummer aus. Silvia ging dran.
    »Kann ich Ihren Mann bitte sprechen?«, fragte Lunau.
    »Wissen Sie, wie spät es ist?«
    »Es ist äußerst wichtig , auf dem Handy erreiche ich ihn nicht.«
    »Er ist noch unterwegs.«
    »Wissen Sie, wo?«
    »Nein.«
    »Sagen Sie ihm bitte, dass er mich sofort anrufen soll, egal um welche Uhrzeit?«
    »Ja.«
    »Bitte, es ist wichtig.«
    »Das habe ich verstanden.«
    Lunau legte auf, wartete eine Weile, dann stand er auf, fuhr den Laptop hoch und fing an, die Audiofiles vom Rekorder auf seine Festplatte zu kopieren.
    In Lunaus Kopf kreisten immer wieder dieselben Fragen. Er rief Amanda an. »Gibt es irgendeine Verbindung zwischen Vito Di Natale und Marco?«
    Amanda war immer noch verschnupft, aber sie musste nicht lange überlegen. »Nein.«
    »Bist du ganz sicher? Du warst bei Vitos Frau in der Klasse. Auch Marco?«
    »Ja.«
    »Und die Polizisten, die Marco verhaften wollten, stehen die in einer Beziehung zu Di Natale?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Aber was ist denn mit Vito Di Natale?«
    Lunau überlegte, ob die Polizisten Di Natale benutzt hatten, um ihn einzuschüchtern. Dann mussten diese Polizisten irgendetwas guthaben bei Di Natale. Aber was?
    »Kann ich dir jetzt nicht sagen.«
    »Wissen Sie was ..?« Sie war wieder zum Sie zurückgekehrt. »Ich würde sagen, Sie machen Ihr Ding, und ich mache meines. War mir eine Ehre, Sie kennengelernt zu haben.«
    Sie hatte aufgelegt.
    Er wählte Zappaterras Handynummer. Diesmal antwortete er, mit nervöser Stimme. Im Hintergrund dröhnte noch immer der Automotor, das Leder seiner Jacke und seiner Sitzbezüge ächzte, und alle paar Sekunden quietschten die Reifen.
    »Wo sind Sie?«, fragte Lunau.
    »Wieso?«
    »Ich würde Sie gerne noch einmal treffen.«
    »Das geht jetzt nicht. Ich habe einen Termin, sehr privat, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Lunau verstand, was Zappaterra meinte. Er fragte: »Gibt es irgendwelche blinde Flecken in Di Natales Vergangenheit? Ist er in krumme Machenschaften verwickelt? Lässt er sich schmieren, wenn es um Bauaufträge der Schifffahrtsbehörde geht?«
    »Sie müssen sich irren. Sie können nicht Di Natale gesehen haben.«
    »Was macht Sie da so sicher?«
    »Es ergibt keinen Sinn. Wie sind Sie eigentlich an Di Natale geraten?«
    Lunau überlegte. Zappaterra hatte recht.

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