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AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I

AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I

Titel: AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Klein
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–entladungen der Paramirs halten unsere Truppen weiterhin auf!“
    In einem plötzlichen Anfall von Wut schlug Ramiquai in das Projektionsfeld, das sich blitzend und zuckend auflöste; doch die Gemini-Monarchin gab sich nur einige wenige Sekunden den über sie hereinbrechenden Schmerzen hin, dann zog sie die Hand zurück. Sofort baute sich das Feld von Neuem auf, zeigte jedoch weiterhin nur den Verlust an Einheiten der Hohen Mächte von Citadel.
    „Verdammt!“ fluchte Ramiquai. „Wir werden verlieren! Die Zeit der Hohen Mächte ist vorbei!“
    „Unsinn!“ widersprach Tematokler. „Die Zeit der Hohen Mächte endet niemals! So war es, und so wird es immer sein!“
    „Leere Formeln!“ schrie die schlanke, unbeherrschte Frau und sprang aus ihrem Sessel. „Floskeln und Redewendungen, auswendig gelernt und aufgesagt! Sieh es Dir doch an! Unsere Einheiten versagen! Sie versagen und gehen zu Grunde, und wir mit ihnen!“
    „Die Hohen Mächte gehen niemals unter!“ wiederholte Tematokler stupide; diesen Satz hatte er von Geburt an gelernt, und im Gegensatz zu Ramiquai kam er nicht auf den Gedanken, dass er unwahr sein könnte. In seinem Kopf hatten sich zwei völlig voneinander getrennte Wahrheiten konstruiert – einerseits die Wahrheit, dass die Hohen Mächte herrschten und nicht untergingen, andererseits die Wahrheit, dass der Angriff der fremden Eindringlinge nach und nach zur Vernichtung der eigenen Kampfeinheiten führte. Dass sich beide Wahrheiten gegenseitig ausschlossen, erkannte sein degenerierter Verstand nicht.
    Ramiquai wusste es besser; ihr war klar, dass inzwischen nur noch ein völliges Umkippen des Kampfgeschehens, das einem Wunder gleichkäme, zu einem Sieg der Hohen Mächte führen könne. Die Situation schien unausweichlich: Selbst wenn die Eindringlinge besiegt werden könnten, würden die rebellierenden Paramirs doch schlussendlich so sehr aus dieser Situation profitieren, dass die Macht der Paramecs und mit ihnen die der Hohen Mächte zu Grunde gehen würde. Und selbst wenn die Gemini-Monarchin diese Zusammenhänge nicht bewusst nachvollziehen konnte, so ahnte sie doch die tatsächliche Wahrheit – dass die Herrschaft der Hohen Mächte in Citadel, die seit Jahrtausenden weder auf Vernunft noch auf Autorität, sondern nur aus der Undurchsichtigkeit des Gesamtsystems beruhte, dadurch zu Fall gebracht werden würde, dass es eben das Gesamtsystem war, das diese Erschütterung seiner Grundgefüge nicht zu kompensieren vermögen würde.
    „Was könnten sie wollen? Warum sind sie hier?“ fragte Ramiquai laut in den Raum hinein. „Sind es die Herren von Arche Eins, die zurückgekommen sind?“
    „Wenn es die Herren von Arche Eins sind, dann gibt es nur eines, was sie wollen!“ folgerte Tematokler, die Frage der Monarchin als Tatsache wahrnehmend. „Sie wollen zur Kaskade!“
    Ramiquai fuhr erschrocken herum; Panik blitzte aus ihren Augen, und mit den scharfen Fingernägeln der rechten Hand riss sie die Haut an ihrem linken Handgelenk auf, dass kleine Ströme roten Blutes flossen und ihr silbernes Kleid befleckten.
    „Die Kaskade der Unendlichkeit?“ flüsterte sie. „Der verbotene Ort? Du meinst, sie sind…“
    Sie unterbrach sich, denn sie wagte es nicht, den Gedanken auszusprechen, der über Jahrtausende wie ein Schatten über den Hohen Mächten gehangen hatte.
    Tematokler beendete ihren Satz. „Sie sind die Armee des Lichts!“
    Daraufhin brach in ihr der letzte Damm, und ein endloser Schrei drang aus ihrem Mund und erfüllte den Thronsaal.

    *

    Die Rebellion der Paramirs hatte binnen kürzester Zeit nahezu jegliche Ordnung in der Zitadelle der Unendlichkeit beseitigt. Dabei waren die eigentlichen Diener in Citadel mit unglaublichem Einfallsreichtum und einer faszinierenden Raffinesse vorgegangen – in den wenigsten Fällen setzten sie einfache Strahlen- oder Projektilwaffen ein, denn gerade auf diesem Gebiet waren die Hohen Mächte, die Paramecs und ihre Roboter den kleinen Geschöpfen aus den Randgebieten hoffnungslos überlegen. Die Paramirs setzten auf ihre Stärken, und die waren – durch Jahrhunderte langen Zwang seitens der Hohen Mächte kultiviert – technische Alltags- und Industriegeräte. Kein Mitglied der Armee des Lichts vermochte zu sagen, wie lange schon heimliche Vorbereitungen für diesen Tag getroffen worden waren, doch eines war sicher: Die Planungen trugen Früchte. Immer wieder wurden Roboter und Soldaten von plötzlich in den Fluren entstehenden

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