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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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an Dienstbotentrakt und Küche vorbei. Wir halten diese Tür eigentlich immer verschlossen und verriegelt, und so auch jetzt; Lord Stilgoe hat vor Ihrer Ankunft alle Türen überprüft.« Ein Kommentar zu Lord Stilgoes eigenmächtigen Aktivitäten lag ihr anscheinend schon auf der Zunge, aber sie beherrschte sich gerade noch und fuhr fort: »Wir benutzen für gewöhnlich den Seiteneingang an der Innocent Lane, wo Sie ja auch hereingekommen sind. Diese Tür steht tagsüber offen, solange George Copeland am Empfang ist. George hat einen Schlüssel zu der Tür, aber nicht für den Hintereingang oder für den vorn zur Themse raus. Ach ja, und die Alarmanlage wird von einer Schalttafel gleich neben der Telefonvermittlung bedient. Türen und Fenster sind über drei Stockwerke gesichert. Das System ist leider sehr primitiv, aber für Einbrecher gibt’s hier eigentlich nichts zu holen. Das Haus selbst ist natürlich von unschätzbarem Wert, aber unter den Gemälden zum Beispiel sind nur ganz wenige Originale. In Gerards Büro befindet sich ein großer Safe, und als jemand vor einiger Zeit heimlich an Lord Stilgoes Fahnen herumgepfuscht hatte, sind in drei Büros und am Empfang verschließbare Fächer installiert worden, damit Manuskripte und wichtige Papiere über Nacht eingeschlossen werden können.«
    »Und wer«, fragte Dalgliesh, »ist morgens normalerweise als erster hier und schließt auf?«
    Gabriel Dauntsey antwortete: »Das ist in der Regel George Copeland. Sein Dienst beginnt um neun, und um die Zeit ist er für gewöhnlich schon am Empfang. Ein sehr zuverlässiger Mann. Wenn er mal aufgehalten wird – er lebt südlich der Themse –, dann könnten Miss Peverell oder ich die ersten im Hause sein. Wir wohnen beide drüben in Nummer 12, das ist das Nebengebäude links von Innocent House. Wir handhaben das relativ locker, wissen Sie. Wer immer morgens der erste ist, schließt auf und stellt die Alarmanlage ab. Die Tür zur Innocent Lane hat ein Yale- und ein Sicherheitsschloß. Heute morgen kam George wie gewöhnlich als erster und stellte fest, daß das Sicherheitsschloß unbenutzt war. Er konnte allein mit dem Yale-Schlüssel öffnen. Und da auch die Alarmanlage abgeschaltet war, dachte er natürlich, es sei bereits einer von uns im Haus.«
    »Wer von Ihnen hat Mr. Etienne zuletzt gesehen?« fragte Dalgliesh.
    »Das war ich«, sagte Claudia. »Ich bin gestern, kurz bevor ich das Haus verließ, noch mal in sein Büro gegangen, um etwas mit ihm zu besprechen. Das war kurz vor halb sieben. Er pflegte donnerstags immer länger zu arbeiten. Und als ich reinkam, saß er auch noch am Schreibtisch. Ich kann nicht ausschließen, daß um die Zeit noch andere Leute im Haus waren, aber ich denke, die Angestellten waren alle schon fort. Natürlich habe ich das nicht weiter nachgeprüft.«
    »War es allgemein bekannt, daß Ihr Bruder donnerstags länger arbeitete?«
    »Hier im Verlag wußte man das, ja. Durchaus möglich, daß es auch noch anderen bekannt war.«
    »Und Sie haben nichts Ungewöhnliches an ihm bemerkt?« fragte Dalgliesh. »Er hat Ihnen nicht gesagt, daß er vorhabe, später noch oben im kleinen Archiv zu arbeiten?«
    »Er war genau wie immer, und das kleine Archiv hat er mit keinem Wort erwähnt. Soweit ich weiß, hat er nie einen Fuß da reingesetzt. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wieso er dort raufging oder warum er da gestorben ist – falls er überhaupt dort oben starb.«
    Wieder hefteten sich vier Augenpaare forschend auf Dalgliesh’ Gesicht. Aber der äußerte sich nicht dazu. Und nachdem er, ganz förmlich, die Standardfrage – »War Ihnen jemand bekannt, der Etienne vielleicht den Tod gewünscht hätte?« – gestellt und ihre knappen und ebenso standardmäßigen Antworten erhalten hatte, stand er auf, und die Kriminalbeamtin, die die ganze Zeit nichts gesagt hatte, erhob sich ebenfalls. Der Commander bedankte sich ruhig bei den vieren, und die junge Beamtin trat ein wenig beiseite, so daß er als erster hinauskonnte.
    Als die beiden gegangen waren, blieb es eine halbe Minute still, und dann sagte de Witt: »Nicht gerade die Art Bulle, den man nach der Uhrzeit fragen würde. Mir persönlich kommt er schon furchterregend vor, selbst wenn man ein reines Gewissen hat. Nicht auszudenken, wie er auf die Schuldigen wirken mag. Kennst du ihn, Gabriel? Ich meine, ihr seid doch gewissermaßen Kollegen.«
    Dauntsey blickte auf. »Ich kenne natürlich sein Werk, aber ich glaube nicht, daß wir uns je

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