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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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aufzurichten und sich vor allem nicht durch Absonderung verdächtig zu machen. Aber sie hatten nichts zu tun, und keiner traute sich, nach Akten, Papieren oder Lesestoff zu schicken, für den Fall, daß ihm dies als Herzlosigkeit ausgelegt werden könnte. Das Haus wirkte merkwürdig still. Irgendwo, das wußten sie, würden die wenigen noch auf dem Anwesen verbliebenen Mitarbeiter die Köpfe zusammenstecken, diskutieren, spekulieren. Auch für die vier verbliebenen Gesellschafter gab es allerhand zu diskutieren, und man mußte sich möglichst rasch auf eine provisorische Umverteilung der Arbeitsbereiche einigen, aber das jetzt in Angriff zu nehmen, wäre nicht minder brutal und gefühllos gewesen als einen Toten auszuplündern.
    Fürs erste mußten sie freilich gar nicht so lange warten. Binnen zehn Minuten nach seinem Eintreffen erschien Commander Dalgliesh in Begleitung von Inspector Miskin. Als die hochgewachsene dunkle Gestalt ruhig auf den Tisch zuschritt, richteten sich vier Augenpaare so ernst auf ihn, als würde seine Gegenwart, teils erwünscht, teils gefürchtet, sie in ihrem gemeinsamen Kummer stören. Sie rührten sich nicht, als er der Kriminalbeamtin einen Stuhl zurechtrückte und dann selbst, die Hände auf den Tisch gestützt, Platz nahm.
    »Entschuldigen Sie, daß wir Sie haben warten lassen«, sagte er, »aber Wartezeiten und Störungen sind nun mal leider unvermeidlich bei einem ungeklärten Todesfall. Ich muß Sie einzeln sprechen, meine Herrschaften, und hoffe, Sie schon bald befragen zu können. Gibt es hier einen Raum mit Telefonanschluß, den ich benutzen könnte, ohne daß es allzuviel Umstände macht?
    Ich brauchte ihn auch nur heute. Unsere Einsatzzentrale wird künftig die Polizeistation Wapping sein.«
    »Und wenn Sie das ganze Haus einen Monat lang beschlagnahmen würden«, versetzte Claudia bitter, »wären die Unannehmlichkeiten immer noch gering, verglichen mit denen eines Mordes.«
    »Falls es Mord ist«, schränkte de Witt ruhig ein, und es war, als ob es in dem ohnehin schon stillen Saal noch stiller wurde, während sie auf Dalgliesh’ Reaktion warteten.
    »Mit absoluter Sicherheit können wir die Todesursache natürlich erst nach der Obduktion bestimmen. Der Gerichtsmediziner wird bald hiersein, und dann erfahre ich, wann die Autopsie ungefähr stattfinden wird. Es dürften außerdem noch ein paar Laboruntersuchungen nötig sein, die natürlich auch ihre Zeit dauern.«
    »Sie können das Büro meines Bruders benutzen«, sagte Claudia. »Das scheint mir angemessen. Sie finden es im Erdgeschoß, das Vorderzimmer gleich rechts. Sie müssen zwar erst durch das Büro seiner Sekretärin, aber Miss Blackett kann ihr Zimmer räumen, falls das stören sollte. Brauchen Sie sonst noch was?«
    »Ja, ich hätte gern eine Liste aller Mitarbeiter, die gegenwärtig bei Ihnen beschäftigt sind, und außerdem die Namen all derer, die vielleicht nicht mehr zur Belegschaft gehören, aber noch da waren, solange Ihr Bürokobold hier sein Unwesen trieb. Wenn ich recht unterrichtet bin, haben Sie diese Fälle bereits hausintern untersucht. Ich brauche alle Einzelheiten und, sofern vorhanden, die Ergebnisse Ihrer Nachforschungen.«
    »Sie haben also von diesen Intrigenspielen gehört?« fragte de Witt.
    »Die Polizei wurde informiert, ja. Ach, und wenn ich auch einen Grundriß vom Haus haben könnte? Damit wäre mir sehr geholfen.«
    »Wir haben die Pläne bei den Akten«, sagte Claudia. »Vor ein paar Jahren wurde hier drinnen einiges umgestaltet, und bei der Gelegenheit hat der Architekt für Innen- wie Außenbereich neue Zeichnungen angefertigt. Die Originalentwürfe für Haus und Fassadendekor liegen im Archiv, aber Ihr Interesse gilt vermutlich nicht in erster Linie der Architektur.«
    »Im Moment nicht, nein. Wie steht es mit den Sicherheitsvorkehrungen? Wer hat alles Schlüssel zum Haus?«
    »Von den Gesellschaftern besitzt jeder einen Satz Schlüssel für sämtliche Türen. Der offizielle Eingang liegt zur Themse hin, auf der Terrassenseite, aber den benutzen wir mittlerweile bloß noch zu feierlichen Anlässen und auch dann nur, wenn die meisten Gäste per Boot eintreffen. Das kommt heutzutage nicht mehr oft vor. Die letzte große Party fand am 10. Juli statt, als wir unser Sommerfest zusammen mit der Verlobung meines Bruders feierten. Die Tür am Innocent Walk ist der eigentliche Straßenzugang, aber auch der wird kaum benutzt, denn aufgrund der architektonischen Eigenarten des Hauses führt er

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