Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
Vom Netzwerk:
Donnerstagmorgen saßen beide kurz nach neun an ihrem
Schreibtisch. Lettie sortierte einen Stapel Lebensmittel- und
Metzgerrechnungen, Candace saß am Computer. Das Telefon stand vor ihr
auf dem Tisch und klingelte.
    Candace sagte: »Nicht rangehen.«
    Es war zu spät. Lettie hatte bereits abgenommen. Sie reichte
ihr den Hörer. »Es ist ein Mann. Ich habe seinen Namen nicht
verstanden, aber er klingt aufgeregt. Er will Sie sprechen.«
    Candace nahm das Telefon und lauschte, dann sagte sie: »Wir
haben hier im Büro zu tun und ehrlich gesagt keine Zeit, Robin Boyton
hinterherzujagen. Ich weiß, dass er unser Cousin ist, aber das macht
uns nicht zu seinen Aufpassern. Seit wann versuchen Sie denn schon, ihn
zu erreichen …? Na gut, wir schicken jemanden ins Gästehaus,
und wenn er dort ist, richten wir ihm aus, dass er Sie anrufen
soll … Ja, ich rufe zurück, wenn wir kein Glück haben. Wie ist
Ihre Nummer?«
    Sie griff nach einem Blatt Papier, schrieb die Nummer auf,
legte den Hörer zurück und wandte sich an Lettie. »Das war Robins
Geschäftspartner, Jeremy Coxon. Offenbar hat ihn einer seiner Lehrer
sitzenlassen, und er drängt darauf, dass Robin zurückkommt. Er hat
gestern Abend schon versucht anzurufen, aber Robin ist nicht
rangegangen, deshalb hat er eine Nachricht hinterlassen. Er hat es auch
heute Morgen schon mehrfach versucht. Robins Handy klingelt, aber er
meldet sich nicht.«
    »Vielleicht ist Robin ja hierhergekommen, um sich eine Auszeit
von all den Anrufen und dem ganzen Betrieb zu gönnen«, meinte Lettie.
»Aber warum schaltet er das Handy dann nicht einfach aus? Ich finde,
jemand sollte nachsehen.«
    »Als ich heute Morgen das Stone Cottage verlassen habe, stand
das Auto dort, und die Vorhänge waren zugezogen«, sagte Candace.
»Vielleicht schläft er ja noch, und das Handy liegt irgendwo, wo er es
nicht hört. Dean könnte rasch hinüberlaufen, wenn er gerade nicht
beschäftigt ist. Er ist sicher schneller als Mog.«
    Lettie stand auf. »Ich gehe. Etwas frische Luft wird mir
guttun.«
    »Nehmen Sie besser den Zweitschlüssel mit. Wenn er einen
Rausch ausschläft, hört er die Klingel vielleicht nicht. Es ist lästig,
dass er überhaupt noch da ist. Dalgliesh kann ihn nicht ohne Grund hier
festhalten, und man sollte doch meinen, er müsste froh sein, bald nach
London zurückzukommen, und wenn es nur um den Spaß geht, den Klatsch zu
verbreiten.«
    Lettie ordnete die Unterlagen, an denen sie arbeitete. »Sie
mögen ihn nicht, oder? Mir kommt er harmlos vor, aber sogar Helena
seufzt, wenn sie seine Reservierung aufnimmt.«
    »Er ist ein Mitläufer, der sich ständig beschwert.
Wahrscheinlich sogar zu Recht. Als seine Mutter schwanger wurde, hat
sie einen offensichtlichen Mitgiftjäger geheiratet, sehr zum Verdruss
des alten Großvaters Theodore. Er hat sie verstoßen, ich vermute eher
wegen ihrer Dummheit und Naivität als wegen der Schwangerschaft. Robin
taucht ganz gerne ab und zu auf, um uns an die in seinen Augen
ungerechte Diskriminierung zu erinnern, und ehrlich gesagt langweilt
uns seine Hartnäckigkeit. Gelegentlich greifen wir ihm ein bisschen
unter die Arme. Er nimmt das Geld, aber ich glaube, er findet das
erniedrigend. Eigentlich ist es für beide Seiten erniedrigend.«
    Eine solche Offenheit in Familienangelegenheiten überraschte
Lettie. Es war so untypisch für die zugeknöpfte Candace, die sie
kannte – oder gekannt zu haben glaubte, wie sie nun bei sich
dachte.
    Sie nahm die Jacke von der Stuhllehne. Beim Gehen sagte sie:
»Wäre es nicht weniger lästig, wenn Sie ihm einen angemessenen Betrag
aus dem Vermögen Ihres Vaters auszahlen und seinem Opportunismus ein
Ende machen? Natürlich nur, wenn Sie seinen Anspruch für berechtigt
halten.«
    »Daran hab ich auch schon gedacht. Das Schwierige bei Robin
ist, dass er den Hals nicht voll kriegen würde. Ich bezweifle, dass wir
uns darauf einigen könnten, worin ein angemessener Betrag besteht.«
    Lettie ging und zog die Tür hinter sich zu. Candace wandte
sich wieder dem Computer zu, um sich die Bilanz für den November
vorzunehmen. Der Westflügel schrieb wieder schwarze Zahlen, wenn auch
kleine. Die bezahlten Honorare deckten die Instandhaltung des Hauses
und des Gartens sowie die chirurgischen und medizinischen Kosten, doch
die Einnahmen schwankten bei steigenden Kosten. Nächsten Monat würde es
auf jeden Fall katastrophal aussehen. Chandler-Powell hatte nichts
gesagt, aber sein sorgenvolles, von verzweifelter

Weitere Kostenlose Bücher