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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Entschlossenheit
geprägtes Gesicht hatte Bände gesprochen. Wie viele Patienten würden
wohl gerne in einem Zimmer im Westflügel wohnen, wenn sie Bilder vom
Tod und – schlimmer noch – vom Tod einer Patientin im
Kopf hatten? Die Klinik war schon immer alles andere als ein Goldesel
gewesen, aber jetzt war sie zu einer finanziellen Belastung geworden.
Candace gab ihr keinen Monat mehr.
    Eine Viertelstunde später kehrte Lettie zurück. »Er ist nicht
da. Keine Spur von ihm, weder im Cottage noch im Garten. Sein Handy lag
auf dem Küchentisch, zwischen den Resten eines Mittag- oder
Abendessens – ein Teller mit eingetrockneter Tomatensauce, ein
paar Spaghetti und eine Plastikpackung mit zwei Eclairs. Das Handy hat
geklingelt, während ich die Tür aufgeschlossen habe. Es war wieder
Jeremy Coxon. Ich habe ihm gesagt, wir wären auf der Suche. Das Bett
sah aus, als wäre es nicht benutzt worden, und das Auto steht noch vor
dem Haus, wie Sie gesagt haben, also ist er offensichtlich nicht
weggefahren. Weit kann er nicht sein. Er scheint mir nicht der Typ für
lange Spaziergänge zu sein.«
    »Nein, sicher nicht. Am besten starten wir eine großangelegte
Suche, aber Gott weiß, wo wir anfangen sollen. Er könnte überall
stecken, vielleicht schläft er ja auch in einem fremden Bett, und in
diesem Fall wird ihm die Suche nicht sehr recht sein. Vielleicht warten
wir noch eine Stunde.«
    »Wäre das ratsam? Es sieht so aus, als wäre er schon eine
ganze Weile verschwunden«, gab Lettie zu bedenken.
    Candace dachte nach. »Er ist erwachsen und hat das Recht
auszugehen, wohin und mit wem er will. Aber seltsam ist es doch. Jeremy
Coxon wirkte gleichzeitig besorgt und verärgert. Vielleicht sollten wir
zumindest sichergehen, dass er nicht hier im Manor oder irgendwo auf
dem Grundstück ist. Möglicherweise ist er krank oder hatte einen
Unfall, auch wenn mir das nicht sehr wahrscheinlich vorkommt. Und ich
sehe auch besser mal im Stone Cottage nach. Ich schließe die Seitentür
nicht immer gewissenhaft ab, möglich, dass er sich reingeschlichen und
dort rumgeschnüffelt hat, nachdem ich weg war. Und Sie haben recht.
Wenn er weder in einem der Cottages noch hier ist, sollten wir die
Polizei informieren. Wenn ernsthaft nach ihm gesucht werden muss, dann
wird das wohl die örtliche Polizei übernehmen. Sehen Sie doch, ob sie
Sergeant Benton-Smith oder DC Warren finden. Ich nehme Sharon mit. Sie
scheint ja die meiste Zeit gar nichts zu tun.«
    Lettie, die noch dastand, dachte einen Augenblick nach. »Ich
glaube nicht, dass wir Sharon mit einbeziehen sollten. Seit Commander
Dalgliesh gestern nach ihr geschickt hat, war sie in einer merkwürdigen
Stimmung, manchmal trotzig und zurückgezogen, dann wieder
selbstzufrieden, beinahe triumphierend. Aber falls Robin wirklich
vermisst wird, sollten wir sie besser außen vor lassen. Wenn Sie die
Suche ausweiten wollen, komme ich mit. Ehrlich gesagt weiß ich nicht,
wo wir noch suchen sollen, wenn er nicht hier und in keinem der
Cottages ist. Wir überlassen es besser der Polizei.«
    Candace nahm ihre Jacke von dem Haken an der Tür. »Sie haben
wahrscheinlich recht, was Sharon betrifft. Sie wollte auch nicht von
ihrem Zimmer im Manor zu uns ins Stone Cottage umziehen, und ehrlich
gesagt war ich froh darüber. Das gehörte nicht zu meinen besten Ideen.
Aber sie war einverstanden, mir ein paar Stunden pro Tag mit den
Büchern von Vater zu helfen, wahrscheinlich will sie einen Vorwand, um
der Küche zu entfliehen. Sie ist nie gut mit den Bostocks klargekommen.
Aber der Umgang mit den Büchern scheint ihr Spaß zu machen. Ich habe
ihr ein paar geliehen, die sie interessiert haben.«
    Wieder war Lettie überrascht. Sharon Bücher auszuleihen, war
eine freundliche Geste, die sie von Candace nicht erwartet hatte.
Candace hatte das Mädchen bislang eher widerwillig toleriert als ihm
wohlwollendes Interesse entgegengebracht. Vielleicht flammte ihre
pädagogische Berufung wieder auf. Zudem verspürte jeder Bücherliebhaber
sicher den natürlichen Impuls, einem jungen Menschen ein Buch zu
leihen, der sich dafür interessiert. Sie hätte es genauso gemacht. Als
sie neben Candace herging, hatte sie plötzlich Mitleid. Sie kamen bei
ihrer gemeinsamen Arbeit gut miteinander aus, genau wie mit Helena,
aber sie waren sich nie nähergekommen und waren eher Kolleginnen als
Freundinnen. Doch im Manor leistete sie nützliche Arbeit. Die drei
Tage, die Candace vor ein paar Wochen bei ihrem Besuch in

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