Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod
Blick zu. »An dem Abend, an dem
Miss Gradwyn hier ankam. Donnerstag, der siebenundzwanzigste, oder? Von
den Gästen wird erwartet, dass sie sich selbst versorgen. Sie gehen
entweder hier einkaufen oder essen auswärts. Ich lasse immer Milch im
Kühlschrank und Tee, Kaffee und Zucker, aber mehr nicht, außer sie
bestellen vorab Vorräte, dann geht Mog für sie einkaufen. Mr. Boyton
rief an, um zu sagen, dass er vergessen habe, Butter mitzunehmen, und
ob er ein Päckchen haben könne. Er wollte herkommen und es sich
abholen, aber ich war nicht darauf aus, dass er hier in der Küche
herumschnüffelt, deshalb habe ich gesagt, dass ich es ihm rüberbringe.
Es war halb sieben, und das Cottage sah aus, als wäre er gerade
angekommen. Seine Sachen standen alle auf dem Küchenboden. Er wollte
wissen, ob Miss Gradwyn schon da ist und wann er sie besuchen kann,
aber ich habe geantwortet, dass ich gar nichts dazu sagen kann, was die
Patienten betrifft, und dass er lieber die Oberschwester oder Mr.
Chandler-Powell fragen soll. Und dann hat er wie nebenbei angefangen,
nach der Gefriertruhe zu fragen – wie lange sie schon da
drüben steht, ob sie noch funktioniert, ob Miss Westhall sie benutzt.
Ich habe ihm erklärt, dass sie alt und wertlos ist und kein Mensch sie
mehr benutzt. Und ich habe ihm erzählt, dass Miss Westhall Mog gebeten
hat, sie zu entsorgen, aber der hat sich geweigert und gesagt, das wäre
nicht seine Aufgabe. Die Gemeinde muss sie abholen, hat er gesagt, und
Miss Cressett oder Miss Westhall sollen dort anrufen. Ich glaube nicht,
dass eine von beiden das gemacht hat. Dann hat er aufgehört zu fragen.
Er hat mir ein Bier angeboten, aber ich wollte nicht mit ihm
trinken – ich hab sowieso nicht die Zeit dafür –,
also bin ich zurück ins Manor gegangen.«
»Aber die Gefriertruhe stand doch nebenan im Stone Cottage«,
gab Kate zu bedenken. »Woher wusste er davon? Es muss doch schon dunkel
gewesen sein, als er ankam.«
»Ich schätze, er hat sie bei einem früheren Besuch gesehen.
Irgendwann muss er im Stone Cottage gewesen sein, zumindest nachdem der
alte Mann gestorben war. Er hat immer sehr betont, dass er der Cousin
von den Westhalls ist. Oder er hat dort herumgeschnüffelt, als Miss
Westhall nicht da war. Hier macht sich kaum einer die Mühe, die Tür
abzuschließen.«
»Außerdem gibt es eine Tür von der alten Speisekammer durch
den Wintergarten nach draußen in den Garten«, fügte Kim hinzu. »Die
könnte doch offen gewesen sein. Oder er hat die Gefriertruhe durch das
Fenster gesehen. Trotzdem seltsam, dass er sich so dafür interessiert
hat. Es ist doch bloß eine alte Gefriertruhe. Sie funktioniert nicht
mal mehr. Im August ist sie kaputtgegangen. Weißt du noch, Dean? Du
wolltest die Hirschkeule damals über den Feiertag darin aufbewahren und
hast festgestellt, dass sie nicht funktioniert.«
Wenigstens hatten sie etwas erreicht. Benton warf Kate einen
kurzen Blick zu. Ihre Miene war ausdruckslos, aber er wusste, sie beide
dachten parallel. »Wann wurde die Gefriertruhe zuletzt als solche
benutzt?«, fragte sie.
»Das weiß ich nicht«, antwortete Dean. »Niemand hat mir
Bescheid gesagt, dass sie nicht mehr geht. Wir hatten sie ja nie im
Einsatz, außer an Feiertagen und wenn Mr. Chandler-Powell Gäste hatte,
denn dann konnten wir sie gut brauchen. Der Gefrierschrank hier ist
normalerweise völlig ausreichend.«
Kate und Benton erhoben sich zum Gehen. »Haben Sie jemandem
von Mr. Boytons Interesse an der Gefriertruhe erzählt?«, fragte Kate.
Die Bostocks blickten einander an, dann schüttelten sie eifrig den
Kopf. »Bitte behalten Sie das unbedingt für sich. Sprechen Sie mit
niemandem im Manor über die Truhe.«
Mit großen Augen fragte Kimberley: »Ist das denn wichtig?«
»Wahrscheinlich nicht, aber wir können jetzt noch nicht
wissen, was wichtig ist oder wichtig sein könnte. Deshalb hätte ich
gerne, dass Sie darüber schweigen.«
»Das tun wir«, sagte Kim. »Ich schwöre es! Mr. Chandler-Powell
hat es sowieso nicht gerne, wenn wir klatschen, und das tun wir auch
nie.«
Kaum waren Kate und Benton aufgestanden und hatten Dean und
Kimberley für Tee und Kekse gedankt, als Kates Handy klingelte. Sie
lauschte, bestätigte den Anruf und sprach erst, als sie draußen waren:
»Das war AD. Wir sollen sofort in die Alte Wache kommen. Candace
Westhall möchte eine Aussage machen. Sie ist in fünfzehn Minuten dort.
Es sieht so aus, als würden wir endlich ein Stück weiterkommen.«
11
S
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