Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
Vom Netzwerk:
heirateten, aber das
war kaum eine Entschuldigung, und ich habe nie verstanden, warum sie
die Schwangerschaft nicht abbrechen ließ. Weil die Mutterschaft so ein
ganz neues Gefühl war, vermute ich. Keith war oberflächlich betrachtet
durchaus reizvoll, aber ich habe in meinem Leben keinen Menschen
kennengelernt, der offensichtlicher aufs Geld aus war als er. Er war
Grafiker, zumindest behauptete er das, und gelegentlich hatte er sogar
Aufträge. Dazwischen verdiente er ein bisschen Geld mit
Gelegenheitsarbeiten, einmal hat er, glaube ich, per Telefon
Doppelverglasungen verkauft. Jedenfalls war nichts von Dauer. Meine
Tante, die als Sekretärin arbeitete, war der Hauptverdiener. Aus
irgendeinem Grund hielt die Ehe, vor allem wohl deshalb, weil er auf
sie angewiesen war. Laut Robin starb sie jedenfalls an Krebs, als er
sieben war, und Keith hat sich eine andere Frau gesucht und ist nach
Australien ausgewandert. Seitdem hat niemand wieder etwas von ihm
gehört.«
    »Wann hat Robin regelmäßigen Kontakt zu Ihnen aufgenommen?«,
fragte Dalgliesh.
    »Als Marcus hier bei Chandler-Powell zu arbeiten anfing und
wir Vater im Stone Cottage untergebracht haben. Er hat sich dann öfter
für ein paar Tage Urlaub im Gästehaus einquartiert, wohl in der
Hoffnung, eine Art verwandtschaftliches Gefühl in mir oder Marcus zu
wecken. Doch offen gesagt, das gab es nicht. Ich hatte trotzdem ein
schlechtes Gewissen, ein bisschen zumindest. Das habe ich immer noch.
Ab und zu habe ich ihm mit kleineren Beträgen ausgeholfen,
zweihundertfünfzig hier, fünfhundert da, wenn er mich gefragt hat und
recht verzweifelt tat. Bis ich zu der Überzeugung kam, dass es nicht
klug ist. Wieso sollte ich mich auf eine Verpflichtung einlassen, die
ich eigentlich nicht akzeptierte. Vor einem Monat verfiel er
schließlich auf eine unglaubliche Idee. Mein Vater starb nur
fünfunddreißig Tage nach meinem Großvater. Wenn es weniger als
achtundzwanzig Tage gewesen wären, hätte es ein Problem mit dem
Testament gegeben. Es gibt da eine Klausel, die besagt, dass ein
Begünstigter den Erblasser um achtundzwanzig Tage überleben muss, um
das Erbe antreten zu können. Wenn mein Vater nicht vom Testament meines
Großvaters profitiert hätte, dann hätte es nichts an uns zu vererben
gegeben. Robin hat sich eine Kopie von Großvaters Testament besorgt und
kam auf die absurde Idee, unser Vater wäre vor dem achtundzwanzigsten
Tag gestorben und Marcus und ich oder einer von uns hätte seine Leiche
in der Gefriertruhe im Stone Cottage versteckt. Nach ein paar Wochen
hätten wir ihn wieder aufgetaut und den alten Dr. Stenhouse geholt,
damit er den Totenschein ausstellt. Die Gefriertruhe hat letzten Sommer
den Geist aufgegeben, aber damals funktionierte sie noch, auch wenn sie
selten benutzt wurde.«
    »Wann hat er Sie zum ersten Mal mit diesem Verdacht
konfrontiert?«, fragte Dalgliesh.
    »Während der drei Tage, in denen Rhoda Gradwyn zu ihrem ersten
Besuch hier war. Er war an dem Vormittag nach ihrer Ankunft
eingetroffen. Ich glaube, er wollte sie besuchen, aber sie wollte unter
keinen Umständen Besuch haben, und soweit ich weiß, wurde ihm nie
Zutritt zum Manor gewährt. Vielleicht steckte sie hinter der Idee. Und
ich habe keinen Zweifel daran, dass die beiden einer Meinung waren.
Weshalb hätte Rhoda Gradwyn sich sonst für das Manor entscheiden sollen
und warum war es so wichtig für Robin, hier bei ihr zu sein? Der ganze
Plan könnte irgendein Unfug von ihr gewesen sein, den sie kaum ernst
genommen haben kann, aber für ihn war das alles todernst.«
    »Wie hat er Sie darauf angesprochen?«
    »Er hat mir ein altes Taschenbuch gegeben. Der Tote
von Exmoor von Cyril
Hare. Es ist ein Krimi, in dem die Todeszeit gefälscht wird. Er hat ihn
mir gleich nach seiner Ankunft vorbeigebracht und gesagt, das würde
mich sicher interessieren. Ich habe das Buch vor vielen Jahren mal
gelesen, und soviel ich weiß, ist es vergriffen. Ich habe ihm gesagt,
ich hätte keine Lust, es noch einmal zu lesen, und habe es ihm
zurückgegeben. Aber jetzt wusste ich, was er vorhatte.«
    »Aber das war doch eine aberwitzige Idee, vielleicht für einen
raffinierten Krimi geeignet, aber nicht auf die Situation hier
übertragbar. Hat er allen Ernstes geglaubt, es könnte so passiert
sein?«, fragte Dalgliesh.
    »Und ob. Es gab sogar eine ganze Anzahl von Tatsachen, die
seinem Hirngespinst Glaubwürdigkeit zu verleihen schienen. So absurd,
wie sie klingt, war die Idee gar nicht. Wir hätten die

Weitere Kostenlose Bücher