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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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anderen zu Mittag gegessen, nachmittags
in der Bibliothek Tee getrunken oder um acht Uhr das Abendessen
eingenommen hatten. Kate merkte, dass sie verärgert waren, weil sie so
genaue Zeitangaben machen mussten, genau wie alle anderen auch.
Immerhin war es für sie alle ein ganz gewöhnlicher Tag gewesen. Mog
sagte aus, er habe den Großteil des gestrigen Nachmittags im
Rosengarten verbracht und Tulpenzwiebeln in große Amphoren im
Ziergarten gepflanzt. Niemand erinnerte sich, ihn gesehen zu haben,
aber er konnte einen Eimer mit ein paar Zwiebeln vorzeigen, die noch
gepflanzt werden mussten, und die zerrissenen Beutel, in denen die
anderen Zwiebeln gesteckt hatten. Weder Kate noch Benton verspürten
Lust, zu seinem Amüsement beizutragen und in den Amphoren nach den
angeblich gesetzten Zwiebeln zu wühlen. Bei Bedarf konnte das
selbstverständlich nachgeholt werden.
    Sharon war überredet worden, einen Teil des Nachmittags in der
großen Halle, der Eingangshalle und der Bibliothek Möbel abzustauben
und zu polieren und den Fußboden zu saugen. Der Lärm des Staubsaugers
hatte andere im Manor natürlich gelegentlich gestört, aber niemand
konnte präzise angeben, wann er zu hören gewesen war und wann nicht.
Benton wies darauf hin, dass man einen Staubsauger laufen lassen kann,
ohne ihn auch wirklich zu benutzen; Kate fiel es schwer, diese
Bemerkung ernst zu nehmen. Sharon hatte außerdem Dean und Kimberley in
der Küche geholfen. Sie sagte bereitwillig aus, aber sie ließ sich
unverschämt viel Zeit damit, die Fragen zu beantworten. Sie starrte
Kate mit neugierigem Interesse und einer Spur Mitleid an, was Kate mehr
verstörte als die offene Feindseligkeit, mit der sie gerechnet hatte.
    Am späten Nachmittag hatten sie jedenfalls das Gefühl, bisher
nur wenig erreicht zu haben. Es war jedem einzelnen Bewohner des Manor,
auch Marcus auf dem Weg nach Bournemouth, möglich gewesen, einen
Abstecher zum Stone Cottage zu machen, aber wer außer den Westhalls
hätte Robin ins Cottage locken, ihn töten und unbemerkt am Wachdienst
vorbei ins Manor gelangen können? Als Hauptverdächtige musste eindeutig
Candace Westhall gelten, die sicherlich die Kraft besaß, Boyton in die
Gefriertruhe zu befördern, aber es war verfrüht, sich auf einen
Hauptverdächtigen festzulegen, solange sie noch keinen hinreichenden
Beweis dafür hatten, dass es wirklich Mord war.
    Es war schon fast fünf Uhr, als sie schließlich die Bostocks
befragten. Die Vernehmung fand in der Küche statt, wo Kate und Benton
in bequemen Sesseln vor dem Fenster versanken, während sich die
Bostocks zwei Stühle vom Tisch heranzogen. Bevor sie sich setzten,
hatten sie Tee für alle vier gekocht und den Sofatisch festlich
eingedeckt. Ihren Besuchern boten sie an, von Kims Gebäck zu versuchen,
frisch aus dem Ofen und noch warm. Ein unwiderstehlich würziger Duft
drang aus der offenen Ofentür. Die Kekse, beinahe noch zu heiß zum
Anfassen, waren hauchzart und knusprig und schmeckten köstlich. Kim
lächelte wie ein glückliches Kind, während sie aßen, und forderte sie
auf, sich nur nicht zurückzuhalten – es sei genügend da. Dean
schenkte den Tee ein; die Atmosphäre wurde heimelig, beinahe gemütlich.
Draußen drückte die regengeschwängerte Luft gegen das Fenster wie
Nebel, und durch die hereinbrechende Dunkelheit war bis auf die
geometrischen Formen des Boskettgartens nichts mehr zu erkennen,
während die hohe Buchenhecke in der Ferne verschwamm. Im Inneren war
nur Licht, Farbe und Wärme, dazu erfüllte der behagliche Duft von Tee
und Gebäck den Raum.
    Die Bostocks konnten einander gegenseitig ein Alibi liefern.
Sie hatten fast jede der zurückliegenden vierundzwanzig Stunden
gemeinsam verbracht. Meistens waren sie in der Küche gewesen, oder sie
hatten Mogs vorübergehende Abwesenheit genutzt und waren zusammen in
den Küchengarten gegangen, wo sie Gemüse für das Abendessen aussuchten.
Mog nahm ihnen jede Lücke übel, die in seinen sorgsam gepflanzten
Reihen entstand. Nach ihrer Rückkehr hatte Kim die Hauptmahlzeiten
serviert und danach den Tisch abgeräumt, aber meistens war noch jemand
mit im Raum gewesen, Miss Cressett oder Mrs. Frensham.
    Beide Bostocks wirkten schockiert, aber weniger besorgt oder
verängstigt, als Kate und Benton erwartet hatten. Kate nahm an, ein
Grund dafür sei auch, dass Boyton nur ein gelegentlicher Gast war, für
den sie nicht verantwortlich waren und dessen seltenes Erscheinen, das
weit davon entfernt war, zur

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