Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
Vom Netzwerk:
Waschbecken sowie der Plastiktüte mit
ihren Putzutensilien. In dem Korb konnte sie zwei Säckchen Anschürholz
aus dem Schuppen des Rose Cottage holen, eine alte Wäscheleine, die
jemand dort abgelegt hatte, und zwei Kanister Petroleum, die sie in die
alten Zeitungen wickelte, mit denen sie sonst die frisch gewischten
Böden auslegte. Petroleum roch stark, selbst wenn man es vorsichtig
transportierte. Wo im Manor sollte sie es aufbewahren? Sie beschloss,
die zwei Kanister in Plastiktüten zu stecken und sie nach Einbruch der
Dunkelheit unter dem Laub und dem Gras im Graben an der Hecke zu
verstecken. Der Graben war so tief, dass man die Kanister nicht sah,
und in der Plastiktüte würden sie trocken bleiben. Das Anschürholz und
die Leine konnte sie in ihrem großen Koffer unter dem Bett
einschließen. Dort würde es niemand finden. In ihrem Zimmer musste sie
selber Ordnung halten und das Bett machen, mit der Wahrung der
Privatsphäre nahm man es im Manor sehr genau.
    Als ihre Uhr zwanzig vor drei anzeigte, war sie bereit zum
Aufbruch. Sie zog sich ihre dunkelste Jacke an, in deren Tasche sie
zuvor schon eine große Schachtel Streichhölzer verstaut hatte, und band
sich einen Schal um den Kopf. Vorsichtig schob sie die Tür auf und
wartete einen Augenblick. Sie wagte es kaum zu atmen. Im Haus war alles
still. Da kein Risiko bestand, dass jemand vom Wachdienst nachts
patrouillierte, musste sie keine wachsamen Augen oder gespitzten Ohren
fürchten. Nur die Bostocks schliefen im Mittelteil des Manor, und an
deren Tür musste sie nicht vorbei. Vorsichtig einen Schritt vor den
anderen setzend, schlich sie mit den zwei Säckchen Anschürholz in der
Hand und der aufgerollten Wäscheleine über der Schulter den Gang
entlang, über die Seitentreppe ins Erdgeschoss und hinüber zur
westlichen Tür. Wie zuvor musste sie sich auf die Zehenspitzen stellen,
um den Riegel zurückzuschieben. Sie ließ sich Zeit, achtete darauf,
dass in der Stille kein Geräusch zu hören war. Dann drehte sie
vorsichtig den Schlüssel, trat in die Nacht hinaus und zog die Tür
hinter sich zu.
    Es war eine kalte Nacht, die Sterne standen hoch am Himmel,
ein Schimmern lag in der Luft, und ein paar zarte Wolken zogen über die
helle Mondsichel. Wind kam auf, nicht gleichmäßig, sondern in kurzen
asthmatischen Stößen. Wie ein Geist lief sie durch die Lindenallee,
huschte von einem Baumstamm zum nächsten, um sich zu verbergen.
Eigentlich befürchtete sie gar nicht, gesehen zu werden. Der westliche
Flügel lag in völliger Dunkelheit, und sonst gab es keine Fenster, von
denen man die Lindenallee einsehen konnte. Als sie die Steinmauer
erreichte und die vom Mondlicht gebleichten Steine vollständig zu sehen
waren, fuhr ein Windstoß durch die dunklen Hecken, unter dem die kahlen
Zweige knarzten und die langen Gräser hinter dem Steinkreis sich
flüsternd wiegten. Die Launen des Windes beunruhigten sie. Das Feuer
würde zwar besser brennen, aber es war gefährlich, dass der Wind so
unberechenbar war. Immerhin sollte das eine Gedenkzeremonie werden,
keine zweite Opferung. Sie musste aufpassen, dass das Feuer ihr nicht
zu nahe kam. Um die Windrichtung zu bestimmen, streckte sie einen
befeuchteten Finger in die Höhe, dann schlich sie ganz langsam zwischen
den Steinen hindurch, als hätte sie Angst, dahinter könnte ihr jemand
auflauern, und legte die Säckchen mit dem Holz neben den Mittelstein.
Danach ging sie zum Graben.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis sie die Plastiktüten mit dem
Petroleum gefunden hatte; sie dachte, sie hätte sie näher an die Steine
gelegt, und der schnelle Wechsel zwischen Mondlicht und Wolkenschatten
erschwerte die Orientierung. Sie kroch am Graben entlang, tief in der
Hocke, ertastete aber nur Unkraut, Gras und den kalten Schlamm.
Schließlich fand sie, was sie gesucht hatte, und trug die Kanister
hinüber zum Holz. Sie hätte ein Messer mitnehmen sollen. Das erste Netz
war fester, als sie gedacht hatte, und sie musste eine Weile daran
zerren, bis es aufriss und das Holz herausfiel.
    Die kleinen Holzscheite legte sie nun zu einem Kreis innerhalb
der Steine aus. Zu weit außen durfte er nicht sein, sonst würde es kein
vollständiger Kreis werden, aber auch nicht zu weit innen, sonst könnte
das Feuer sie erwischen. Sie ging methodisch vor, bis sie schließlich
den Ring zu ihrer Zufriedenheit vollendet hatte. Dann schraubte sie
vorsichtig den Deckel des ersten Kanisters ab, bückte sich und benetzte
nach und nach jedes

Weitere Kostenlose Bücher