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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Morde zu begehen. Sie war die einzige
Person, die Boyton getrost in die alte Speisekammer locken konnte, weil
sie sicher sein konnte, dass sie allein waren. Sie besaß die nötige
Kraft, ihn in die Gefriertruhe zu befördern, und sie hatte nachträglich
für eine Erklärung gesorgt, dass sich ihre Fingerabdrücke auf dem
Deckel befanden. Außerdem hatte sie sichergestellt, dass jemand bei ihr
war, als die Leiche gefunden wurde, und bis zur Ankunft der Polizei
auch bei ihr blieb. Aber das alles waren nur Indizien, und sie war
intelligent genug, das zu wissen. Momentan konnte er nicht mehr tun,
als ein formelles Verhör durchzuführen.
    Da kam ihm eine Idee, und er handelte sofort, bevor ihn
etwaige Zweifel daran hindern konnten. Jeremy Coxon trank offenbar gern
noch bis spätabends in seinem Pub. Vielleicht war sein Handy noch
eingeschaltet. Wenn nicht, wollte Dalgliesh es am nächsten Morgen
wieder versuchen.
    Er erreichte Jeremy Coxon im Pub. Die Lautstärke im
Hintergrund machte eine sinnvolle Unterhaltung unmöglich. Als Coxon
begriff, dass Dalgliesh am Apparat war, sagte er: »Warten Sie einen
Moment, ich gehe nach draußen. Ich kann Sie hier nicht gut verstehen.«
Einen Augenblick später fragte er: »Gibt es Neuigkeiten?«
    »Im Moment keine«, antwortete Dalgliesh. »Wir melden uns bei
Ihnen, sobald es neue Entwicklungen gibt. Es tut mir leid, dass ich so
spät noch anrufe. Es geht um etwas anderes, aber es ist wichtig. Wissen
Sie noch, was Sie am 7. Juli gemacht haben?«
    Coxon schien zu überlegen, dann fragte er: »Sie meinen an dem
Tag der Bombenattentate in London?«
    »Ja, am 7. Juli 2005.«
    Wieder folgte eine Pause, und Dalgliesh vermutete, dass Coxon
den Gedanken verwarf, ihn zu fragen, was der 7. 7. mit Robins
Tod zu tun hatte. Stattdessen sagte er: »Das weiß doch jeder! Das ist
wie der 11. September oder der Tag der ersten Mondlandung. So etwas
merkt man sich.«
    »Damals waren Sie doch schon mit Robin Boyton befreundet.
Erinnern Sie sich, was er am 7. 7. gemacht hat?«
    »Ich weiß noch, was er mir erzählt hat. Er war in London, in
der Stadtmitte. Er ist kurz vor elf Uhr nachts in der Wohnung in
Hampstead aufgetaucht, in der ich damals gewohnt habe. Bis in die
frühen Morgenstunden hat er mich mit einem Vortrag über sein knappes
Entrinnen und dem langen Weg nach Hampstead gelangweilt. Er war in der
Tottenham Court Road, in der Nähe der Bombe, die in dem Bus explodiert
ist. So eine alte Schachtel hatte sich an ihn geklammert. Sie stand
wohl ziemlich unter Schock, und er hat eine Weile gebraucht, sie zu
beruhigen. Sie hat ihm erzählt, dass sie in Stoke Cheverell lebte und
am Tag zuvor nach London gekommen war, um eine Freundin zu besuchen und
ein wenig einkaufen zu gehen. Sie hatte vor, am nächsten Tag
zurückzufahren. Robin hatte Angst, sie nicht mehr loszuwerden, aber er
hat es geschafft, vor Heal's ein Taxi zu bekommen. Er hat ihr zwanzig
Pfund für das Taxi in die Hand gedrückt, und sie ist einigermaßen
beruhigt abgefahren. Das war typisch Robin. Besser, sich von zwanzig
Pfund trennen, als den Rest des Tages die Alte am Hals zu haben, hat er
gesagt.«
    »Hat er Ihnen den Namen genannt?«
    »Nein. Ich weiß weder den Namen der Frau noch die Adresse
ihrer Freundin – und die Nummer des Taxis übrigens auch nicht.
Es war keine große Sache, aber so war es.«
    »Und an mehr erinnern Sie sich nicht, Mr. Coxon?«
    »Mehr hat er mir nicht erzählt. Da fällt mir noch etwas ein.
Ich glaube, er hat erwähnt, dass sie eine Hausangestellte im Ruhestand
war und seinem Cousin und seiner Cousine geholfen hat, einen alten
Verwandten zu pflegen, den sie am Hals hatten. Tut mir leid, dass ich
Ihnen nicht hilfreicher sein kann.«
    Dalgliesh dankte ihm und klappte sein Handy zu. Wenn es
stimmte, was Coxon ihm erzählt hatte, und wenn die Hausangestellte
Elizabeth Barnes war, dann konnte sie unmöglich am 7. Juli 2005 das
Testament unterzeichnet haben. Aber war es wirklich Elizabeth Barnes
gewesen? Es hätte jede Frau aus dem Dorf sein können, die im Stone
Cottage aushalf. Mit Robin Boytons Hilfe hätten sie sie aufspüren
können. Aber Boyton war tot.
    Es war bereits nach drei Uhr. Dalgliesh war immer noch wach
und ruhelos. Coxons Erinnerung an den 7. Juli war nur ein Bericht aus
zweiter Hand, und nachdem jetzt sowohl Boyton als auch Elizabeth Barnes
tot waren, was hatten sie da noch für Chancen, die Freundin ausfindig
zu machen, bei der sie gewohnt hatte, oder das Taxi, mit dem sie
dorthin gefahren

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