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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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überzeugt von dem, was er sich vorgenommen hat. Vaters Testament
ist vollstreckt, das Geld ist da. Er muss niemandem zur Last fallen in
Afrika. Und er kommt nicht mit leeren Händen. Sie müssten doch
eigentlich verstehen, dass man sich nicht gegen etwas wehren kann, das
einem der ureigene Instinkt vorschreibt. Haben Sie Ihr Leben nicht auch
so gelebt? Treffen wir nicht alle hin und wieder Entscheidungen in der
Gewissheit, dass sie absolut richtig sind, dass ein Plan, eine
Veränderung absolut notwendig sind? Und selbst wenn man scheitert, das
Zurückweichen wäre ein viel größeres Scheitern. Ich glaube, manche
Menschen nennen so etwas einen Ruf Gottes.«
    »In Marcus' Fall scheint es mir eher ein Vorwand für eine
Flucht zu sein.«
    »Aber auch dafür gibt es den richtigen Zeitpunkt, für eine
Flucht. Marcus muss fort von diesem Ort, von seiner Arbeit, dem Manor,
von Ihnen.«
    »Von mir?« Es war eine ruhig ausgesprochene Replik, ohne
Ärger, als wäre es ein Aspekt, den es abzuwägen galt. Seine Miene
verriet nichts.
    Sie sagte: »Von Ihrem Erfolg, Ihrer Meisterschaft, Ihrer
Reputation, Ihrem Charisma. Er muss selber seinen Mann stehen.«
    »Ich wusste nicht, dass ich ihn daran hindere, seinen Mann zu
stehen, was immer das heißt.«
    »Nein, das wissen Sie nicht. Eben weil Sie es nicht wissen,
muss er gehen, und ich muss ihn dabei unterstützen.«
    »Sie werden ihn vermissen.«
    »Ja, George, ich werde ihn vermissen.«
    Darauf bedacht, nicht zu aufdringlich zu klingen, aber weil er
es wissen musste, fragte er: »Bleiben Sie noch eine Weile hier bei uns?
Ich denke, Helena würde sehr froh darüber sein. Jemand muss sie
ersetzen, wenn sie nach London fährt. Aber ich nehme an, Sie werden an
die Universität zurückgehen wollen.«
    »Nein, George, das kann ich nicht. Sie haben beschlossen, den
Fachbereich für Altphilologie zu schließen. Mangel an Bewerbern. Mir
haben sie eine Halbtagsstelle in einem der neuen Fachbereiche
angeboten, die sie jetzt einrichten – Komparative
Religionswissenschaft oder Britische Studien, was immer das ist. Und
weil mir die Lehrkompetenz fehlt, gehe ich nicht an die Uni zurück. Ich
würde gerne noch ein halbes Jahr hierbleiben, nachdem Marcus abgereist
ist. Neun Monate sollten reichen, um mir über meine Zukunft
klarzuwerden. Aber wenn Marcus fort ist, kann ich es nicht mehr
rechtfertigen, hier mietfrei zu wohnen. Ich wäre froh, wenn Sie etwas
Miete von mir annehmen, bis ich weiß, wie es weitergeht.«
    »Das wird nicht nötig sein. Ich möchte hier lieber kein
Mietverhältnis installieren, aber wenn Sie noch neun Monate oder so
bleiben können, würde es mich freuen, falls Helena einverstanden ist.«
    »Ich werde sie natürlich fragen«, sagte sie. »Ich würde gerne
ein paar Veränderungen vornehmen. Solange Vater am Leben war, konnte
man nichts machen, weil er jede Art von Lärm gehasst hat, besonders den
von Handwerkern. Aber die Küche ist bedrückend und zu klein. Wenn Sie
nach meinem Auszug Personal oder Besucher im Cottage unterbringen
wollen, müssen Sie sowieso etwas tun. Das Vernünftigste wäre, die alte
Speisekammer zur Küche umzubauen und das Wohnzimmer zu vergrößern.«
    Chandler-Powell stand nicht mehr der Sinn nach einer
Diskussion des Zustands der Küche. Er sagte: »Wir werden mit Helena
darüber reden. Und Sie sollten mit Lettie die Kosten einer Renovierung
des Cottage besprechen. Daran führt kein Weg vorbei. Ich glaube, ein
paar Verschönerungsarbeiten sollten wir uns erlauben können.«
    Er hatte seinen Kaffee ausgetrunken und erfahren, was er
wissen musste, aber bevor er sich erheben und gehen konnte, sagte sie:
»Noch etwas, George. Sie haben Rhoda Gradwyn im Haus, und ich habe
gehört, sie kommt in zwei Wochen wieder, um sich operieren zu lassen.
Es gibt doch noch Ihre Belegbetten im St. Angela's. London wäre für die
Frau doch ohnehin geeigneter. Hier langweilt sie sich bloß, und das
macht Frauen wie sie besonders gefährlich. Und sie ist gefährlich.«
    Er hatte sich also nicht getäuscht. Candace steckte hinter der
Paranoia um Rhoda Gradwyn. »Gefährlich?«, fragte er. »In welcher
Hinsicht gefährlich? Gefährlich für wen?«
    »Wenn ich das wüsste, würde ich mir weniger Sorgen machen.
Aber Sie kennen doch sicher ihren Ruf – falls sie etwas
anderes als chirurgische Zeitschriften lesen. Die Frau ist
Enthüllungsjournalistin, eine von der schlimmsten Sorte. Die schnüffelt
nach Klatschgeschichten wie ein Schwein nach Trüffeln. Sie hat es

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