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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Problemen
zurechtzukommen, sich nicht alle Arbeit von den Weißen abnehmen zu
lassen.«
    »Ich gehe nicht dorthin, um jemandem die Arbeit abzunehmen,
ich will einfach nur helfen. Es gibt so viel zu tun, und Mr. Greenfield
glaubt, ich könnte nützlich sein.«
    »Sicher glaubt er das, sonst hätte er nicht seine und Ihre
Zeit verschwendet. Was meinen Sie, was Sie zu bieten haben? Sie sind
Mitglied des Royal College und ein fähiger Chirurg, aber Sie sind kein
qualifizierter Lehrer, und mit den richtig komplizierten Fällen kommen
Sie allein noch nicht zurecht. Wenn Sie jetzt nach Afrika gehen, und
sei's nur für ein Jahr, dann hat das gravierende Auswirkungen auf Ihre
Karriere – falls Sie eine solche ernsthaft anstreben. Es war
schon nicht besonders hilfreich, dass Sie so lange hiergeblieben sind,
und darauf hab ich Sie hingewiesen, als Sie zu uns kamen. Diese neue
Approbationsordnung verschärft die Ausbildungsrichtlinien ganz
außerordentlich. Aus einstigen Medizinalassistenten sind jetzt
Probejahr-Ärzte geworden – wir wissen alle, was für einen
Unsinn die Regierung da gemacht hat –, ältere Praktikumsärzte
fallen durch den Rost, Krankenhausärzte sind zu Lehrlingen
chirurgischer Spezialisten geworden, und Gott weiß, wie lange das jetzt
so weitergeht, bis sie sich wieder etwas Neues ausdenken, noch mehr
Formblätter, die ausgefüllt werden müssen, noch mehr Bürokratie, noch
mehr Stolpersteine für Leute, die einfach nur in ihrem Beruf
vorankommen wollen. Aber eins ist sicher, wenn Sie eine Karriere als
Chirurg machen wollen, müssen Sie sich an die Ausbildungsrichtlinien
halten, und die lassen keine großen Spielräume mehr. Vielleicht könnte
man Sie wieder in den Gang der Dinge integrieren, und ich will dabei
gerne behilflich sein, aber wenn Sie jetzt nach Afrika absegeln, fährt
der Zug ohne Sie ab. Und aus religiösen Motiven werden Sie ja kaum
dorthin gehen. Meine Sympathie hätten Sie nicht, wenn es so wäre, aber
ich könnte es verstehen – oder, besser, ich könnte es
akzeptieren. Es gibt solche Menschen, aber Sie sind mir eigentlich nie
besonders fromm vorgekommen.«
    »Darauf könnte ich mich nicht herausreden.«
    »Und, worauf können Sie sich herausreden? Universelle
Wohltätigkeit? Oder postkoloniales schlechtes Gewissen? Soll immer noch
sehr beliebt sein.«
    »George, dort gibt es für mich sinnvolle Arbeit zu tun. Ich
will mich auf gar nichts herausreden, ich bin absolut überzeugt davon,
dass Afrika das Richtige für mich ist. Ich kann nicht ewig hierbleiben,
Sie haben es selber gesagt.«
    »Darum bitte ich Sie auch gar nicht. Ich bitte Sie nur, sich
gut zu überlegen, in welche Richtung Ihre Karriere gehen soll. Das
heißt, ob Sie eine chirurgische Karriere anstreben. Aber wenn Sie sich
bereits entschieden haben, sage ich kein Wort mehr. Ich schlage vor,
Sie denken noch mal darüber nach, und für den Augenblick gehe ich davon
aus, dass ich in drei Monaten einen Ersatz für Sie brauche.«
    »Ich weiß, welche Scherereien ich Ihnen damit mache, und es
tut mir leid. Und ich weiß auch, was Sie für mich getan haben. Dafür
bin ich dankbar. Dafür werde ich Ihnen immer dankbar sein.«
    »Jetzt hören Sie auf, mir etwas von Dankbarkeit vorzufaseln.
Das Wort existiert nicht unter Kollegen. Wir gehen jetzt davon aus,
dass Sie uns in drei Monaten verlassen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie in
Afrika finden, wonach Sie dort suchen. Oder laufen Sie vor etwas weg,
was es auch sein mag? So, und wenn es sonst nichts mehr gibt, hätte ich
mein Büro jetzt gerne für mich.«
    Es gab noch etwas, und Marcus sammelte den Mut, es zu
vorzubringen. Es waren Worte gefallen, die eine Beziehung zerstört
hatten. Das war schlimm genug. »Es geht um eine Patientin«, sagte er.
»Rhoda Gradwyn. Sie ist inzwischen hier.«
    »Ich weiß. Und in zwei Wochen kommt sie wieder, um sich
operieren zu lassen, es sei denn, es gefällt ihr nicht im Manor, und
sie entscheidet sich doch noch für ein Bett im St. Angela's.«
    »Wäre das nicht vielleicht besser?«
    »Für Miss Gradwyn oder für mich?«
    »Ich frage mich, ob es in Ihrem Sinne sein kann, in diesem
Hause investigativem Journalismus Vorschub zu leisten. Wenn eine kommt,
folgen womöglich andere nach. Ich kann mir gut vorstellen, was die
Gradwyn schreiben wird. Reiche Frauen geben ein Vermögen aus,
weil sie ihr Spiegelbild nicht mehr ertragen. Kostbare chirurgische
Kapazitäten sollten nutzbringender verwandt werden. Sie wird
ein Haar in der Suppe finden, das ist

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