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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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hatte sie die Affäre beendet und mochte
die Entscheidung nicht bedauern. Für sie war es unerträglich, einen
Partner zu haben, der nicht treu war. Sie hatte nie auf die
Dauerhaftigkeit einer Beziehung gebaut; nichts in ihrer Kindheit und
Jugend hatte ihr jemals Hoffnung darauf gemacht. Aber sie hatte als
Verrat erlebt, was für ihn nur eine Bagatelle war. Sie hatte ihn aus
ihrem Leben hinausgeworfen und seitdem nichts mehr von ihm gehört. Erst
im Rückblick war ihr klargeworden, wie naiv sie von Anfang an gewesen
war. Sein Ruf war ihr schließlich nicht unbekannt gewesen. Zum Bruch
kam es, als sie sich im letzten Moment entschieden hatte, sich kurz bei
Sean McBrides Abschiedsparty blicken zu lassen. Es versprach das
übliche Besäufnis zu werden, und eigentlich war sie über
Abschiedspartys hinaus, aber in ihrer Zeit als Detective Constable
hatte sie für eine Weile mit Sean zusammengearbeitet, und er war ein
guter Vorgesetzter gewesen, hilfsbereit und ohne das damals allzu
verbreitete Vorurteil gegen weibliche Polizeibeamte. Sie wollte nur
kurz reinschauen und ihm alles Gute wünschen.
    Als sie sich durch die Menge drängte, sah sie Piers inmitten
einer lärmenden Gruppe stehen. Die Blonde, die sich um ihn geschlungen
hatte, war so spärlich bekleidet, dass die Männer nicht wussten, ob sie
ihr Augenmerk zuerst auf die Brüste oder den Unterleib richten sollten.
Am Charakter der Beziehung konnten keine Zweifel bestehen, ein
Preisbumsen stand ins Haus, und keiner von beiden machte einen Hehl
daraus. Er erspähte Kate durch eine Lücke in der dichtgedrängten Menge.
Ihre Blicke begegneten sich kurz, aber ehe er Zeit fand, sich zu ihr
durchzukämpfen, war sie bereits gegangen.
    Früh am nächsten Morgen war er gekommen, und sie hatten sich
getrennt. Vieles, was damals gesagt worden war, hatte sie vergessen,
aber zusammenhanglose Fetzen hallten ihr noch wie ein Mantra durch den
Kopf.
    »Hör mal, Kate, das hat keine Bedeutung. Überhaupt keine. Sie
bedeutet mir nichts.«
    »Ich weiß. Genau das finde ich ja so widerlich.«
    »Du verlangst viel von mir, Kate.«
    »Ich verlange gar nichts von dir. Wenn du so leben willst,
dann tu das. Ich teile dir nur mit, dass ich mit keinem Mann ins Bett
gehe, der mit anderen Frauen schläft. Das klingt vielleicht unmodern in
einer Welt, in der jeder One-Night-Stand eine Kerbe im Schlagstock ist,
aber so bin ich nun mal, und ich will mich nicht ändern, also ist es
aus und vorbei mit uns beiden. Wir können froh sein, dass keiner in den
anderen verliebt ist. Damit ersparen wir uns die Tränen und die
Schuldzuweisungen.«
    »Ich könnte sie aufgeben.«
    »Und die Nächste, die Übernächste? Du hast mich nicht mal im
Ansatz verstanden. Ich biete Sex nicht als Belohnung für Wohlverhalten.
Ich will keine Erklärungen, Entschuldigungen, Versprechungen. Es ist
aus.«
    Und es war aus. Seit sechs Monaten war er vollständig aus
ihrem Leben verschwunden. Sie redete sich ein, sich an ein Leben ohne
ihn gewöhnt zu haben, aber zuerst war es nicht leicht gewesen. Ihr
hatte mehr gefehlt als die gegenseitige Erfüllung des miteinander
Schlafens. Das Lachen, die Drinks in ihren Lieblingspubs am Fluss, die
unangestrengte Kameradschaft, die Mahlzeiten in seiner Wohnung, die sie
zusammen gekocht hatten, das alles gab ihr zum ersten Mal im Leben eine
unbeschwerte Zuversicht, wie sie sie nie zuvor im Leben gekannt hatte.
    Sie wollte mit ihm über die Zukunft reden. Sonst gab es ja
niemanden, dem sie vertraute. Der nächste Fall könnte gut und gerne ihr
letzter sein. Es war sicher, dass die Spezialeinheit in ihrer
gegenwärtigen Form nicht fortbestehen würde. Bis dahin hatte Commander
Dalgliesh alle offiziellen Pläne vereitelt, Einzelgruppen im Personal
wegzurationalisieren, ihre Funktionen in einem zeitgenössischen Jargon
zu definieren, der mehr verdunkelte als erhellte, das Team in eine
orthodoxere bürokratische Struktur zu integrieren. Die Spezialeinheit
hatte wegen ihrer unbestrittenen Erfolge überlebt, wegen ihrer relativ
geringen Kosten – in den Augen mancher keine zweckmäßige
Tugend –, und weil an ihrer Spitze einer der hervorragendsten
Kriminalisten des Landes stand. Die Gerüchtemühle der Met mahlte
unentwegt und brachte gar nicht selten ein Korn zwischen lauter Spreu
hervor. Sämtliche aktuellen Gerüchte waren ihr zu Ohren gekommen:
Dalgliesh, der die Politisierung der Met und vieles mehr beklagte,
wolle von sich aus den Polizeidienst quittieren; AD hege keinesfalls
die

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