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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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das vor Wut und Abscheu
plötzlich ganz verändert wirkte, fiel es Dalgliesh nicht schwer zu
glauben, dass zumindest diese letzten Worte die Wahrheit waren.

11
    D algliesh ging allein in den Garten, um
Rhoda Gradwyns Mutter anzurufen. Ihm graute vor diesem Anruf. Es war
schon schwierig genug, persönlich zu kondolieren, was eine örtliche
Polizistin ihm bereits abgenommen hatte. Kein Polizeibeamter kam dieser
Pflicht gerne nach, und wie oft hatte er es schon tun müssen, hatte
zögernd an Türen klopfen müssen, die sich immer gleich öffneten, und in
verwirrte, flehende, hoffnungsvolle oder verzweifelte Augen geschaut,
mit Nachrichten, die Leben veränderten. Sicher hätten manche seiner
Kollegen diesen Anruf an Kate delegiert. Es war ihm immer wie eine
Taktlosigkeit erschienen, einem trauernden Hinterbliebenen sein
Mitgefühl telefonisch zu übermitteln, gleichzeitig hatte er es immer
als das Recht der Angehörigen betrachtet, den leitenden Beamten einer
Morduntersuchung zu kennen und über den Fortgang der Ermittlungen auf
dem Laufenden gehalten zu werden, soweit das Vorgehen das erlaubte.
    Es meldete sich eine männliche Stimme. Sie klang verwirrt und
besorgt zugleich, als wäre das Telefon ein technisches Gerät, aus dem
keine guten Nachrichten zu erwarten waren. Ohne seinen Namen zu nennen,
sagte er hörbar erleichtert: »Polizei, sagten Sie? Einen Augenblick
bitte. Ich hole meine Frau.«
    Dalgliesh stellte sich ein zweites Mal vor und drückte sein
Mitgefühl so behutsam wie möglich aus, auch wenn er wusste, dass sie
bereits die Nachricht bekommen hatte, die keine Behutsamkeit zu mildern
vermochte. Zunächst antwortete ihm ein Schweigen. Dann sagte sie mit
tonloser Stimme, als hätte er eine unwillkommene Einladung zum Tee
überbracht: »Sehr freundlich von Ihnen, dass Sie anrufen, aber wir
wissen schon Bescheid. Eine junge Dame vom hiesigen Polizeirevier hat
uns die Nachricht überbracht. Sie war von der Polizei in Dorset
angerufen worden. Um zehn ist sie wieder gegangen. Sie war sehr nett.
Wir haben zusammen Tee getrunken, aber viel konnte sie mir nicht
erzählen. Nur, dass man Rhoda tot aufgefunden hat und dass es kein
natürlicher Tod war. Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich meine,
wer könnte Rhoda Böses wollen? Ich habe sie gefragt, wie das passiert
war und ob die Polizei schon weiß, wer das getan hat, aber darauf
konnte sie mir keine Antwort geben, weil eine andere Abteilung
zuständig ist, und Sie würden sich melden. Sie ist nur gekommen, um die
Nachricht zu überbringen. Aber es war trotzdem nett von ihr.«
    »Wissen Sie, ob Ihre Tochter irgendwelche Feinde hatte, Mrs.
Brown?«, fragte Dalgliesh. »Jemand, der ihr Böses wollte?«
    Jetzt konnte er einen verärgerten Unterton deutlich
heraushören. »Muss ja wohl, oder? Sonst wäre sie wohl kaum ermordet
worden. Sie war in einer Privatklinik. Rhoda gab sich nicht mit
billigen Sachen zufrieden. Weshalb hat man dort nicht besser auf sie
aufgepasst? Die Klinik muss sehr achtlos gewesen sein, eine Patientin
einfach umbringen zu lassen. Sie hatte noch so viel vom Leben zu
erwarten. Rhoda war sehr erfolgreich. Sie hatte eine Menge Verstand,
wie ihr Dad.«
    »Hat sie Ihnen erzählt, dass sie sich in der
Cheverell-Manor-Klinik ihre Narbe entfernen lassen wollte?«
    »Sie hat mir erzählt, dass sie die Narbe entfernen lassen
wollte, aber nicht wann und wo. Rhoda war immer sehr für sich. Schon
als Kind hatte sie ihre Geheimnisse und wollte niemandem an ihren
Gedanken teilhaben lassen. Wir haben uns nicht mehr oft gesehen,
nachdem sie von zu Hause weggezogen war, aber zu meiner Hochzeit im Mai
ist sie gekommen, und da hat sie mir erzählt, dass sie ihre Narbe
loswerden will. Sie hätte natürlich schon vor Jahren etwas machen
lassen müssen. Über dreißig Jahre ist sie damit herumgelaufen. Als sie
dreizehn war, ist sie mit dem Gesicht in die Küchentür gelaufen.«
    »Über ihre Freunde und ihr Privatleben können Sie uns also
nicht viel erzählen?«
    »Das sage ich ja. Sie war sehr verschwiegen. Ich weiß nichts
über ihre Freunde oder ihr Privatleben. Und ich weiß auch nicht, was
mit der Beerdigung wird, ob sie in London stattfinden soll oder hier.
Ich weiß nicht einmal, ob es Dinge gibt, die ich erledigen muss.
Normalerweise muss man Formulare ausfüllen. Das muss man den Leuten
doch sagen. Meinen Mann möchte ich damit nicht behelligen. Er regt sich
furchtbar auf. Er hat Rhoda gemocht, als sie sich kennenlernten.«
    »Es wird natürlich eine

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