Adler schießen nicht
nicht da
steht, wo Sie sagen, wird es sehr üble Folgen für Miss Donovan haben .«
»Ich lüge nicht«, murmelte ich
schwach.
»Das hoffe ich auch .«
Er blickte auf die Uhr, dann zu
Mathis. »Hast du einen Mann, auf den du dich verlassen kannst ?«
»Ein halbes Dutzend«,
antwortete Simon.
»Jetzt ist es ein Uhr«,
konstatierte Standish. »Das Rendezvous findet um halb drei statt. Den
Treffpunkt kennst du ja. Alles, was die anderen noch brauchen, ist die genaue
Zeit .«
»Ich kümmere mich sofort
darum«, versprach Simon Mathis eilfertig und ging hinaus.
Standish grinste mich an. »Der
alte Knabe hat sich furchtbar über das Durcheinander aufgeregt, das Sie in
seinem Palast anrichteten. Von den Wächtern erst gar nicht zu reden. Ich glaube
nicht, daß Sie es sich leisten können, je wieder nach Hongkong zurückzukehren .«
Ein lautes Klopfen ertönte an
der Tür, dann ging sie auf, und ein Riese betrat das Zimmer. Ich erkannte ihn
sofort und war gar nicht froh darüber: der glatzköpfige Barbar aus Maos Palast
— Chan.
Standish grinste ihn an, dann
sprach er zu ihm in Kantonese . »Du siehst, wir haben
Mr. Kane zu Gast, Chan. Ich möchte, daß du ihm deinen neuesten Trick vorführst .«
Chan lachte hämisch und leckte
seine gelblichen Zähne.
Wie ein dressierter Affe,
dachte ich und wartete auf die große Schau.
Es ging alles blitzschnell.
Chans Hand fuhr in die Hosentasche, bedeckte dann kurz sein rechtes Auge, fiel
schlaff herunter. Er grinste einfältig. Das Stückchen Glas in seinem Gesicht
reflektierte die Deckenlampe und schien mir zuzuwinken.
»Das ist doch ein
ausgezeichneter Trick, finden Sie nicht, mein Guter ?« meinte Standish stolz.
Ich fragte mich, seit wann Chan
wohl ein Monokel trug. Dann fiel mir die Antwort ein. Natürlich seitdem er
seinen Besitzer getötet hatte, Kurt von Nagel.
10
Wir standen ungefähr fünfzig Meter
vom Strand entfernt im Schatten eines Baumes.
»Das Ganze ist sehr einfach«,
erklärte Standish. »Sie rufen Ihre beiden Schützlinge, Kane. Wenn sie
herauskommen, wird ihnen nichts geschehen. Wenn Sie allerdings versuchen
sollten, sie zu warnen, werden beide erschossen .«
»Verstehe«, antwortete ich.
»Also gut, dann wollen wir
keine Zeit verlieren. Sie gehen voraus .« Um seine
Worte zu bekräftigen, drückte er mir den Revolver in den Rücken.
Die Dschunke lag noch an
demselben Platz und schaukelte auf den Wellen. Aus dem Schatten, den der Kajütenaufbau warf, trat eine Gestalt.
»Sie, Boss ?« fragte Charlie.
»Komm sofort an Land«, sagte
ich. »Und bring Miss Green mit .«
»Sie schlafen, Boss. Ich gehen und nachsehen«, antwortete er und verschwand unter
Deck.
Kurze Zeit danach erschien er
mit Sadie.
»Hast du Kurt gefunden ?« rief sie eifrig.
»Sicher«, antwortete ich, »Komm,
wir müssen uns beeilen .«
»Hände hoch«, befahl Standish,
als Charlie und Sadie den Strand hinaufkamen. Im gleichen Moment traten Chan
und Mathis, beide mit Revolvern in der Hand, aus dem Dunkel.
»Boss«, krächzte Charlie, als
er die Hände hob.
»Tut mir leid«, versicherte ich
ihm. »Wenn ich euch nicht an Land gelockt hätte, wärt ihr erschossen worden .«
»Was ist denn passiert ?« fragte Sadie mit schriller Stimme. »Habt ihr Kurt nicht
gefunden ?«
Chan stieß ein heiseres Lachen
aus. Ich sah, daß er sich das Glas ins Auge klemmte und sich dann zu Sadie
umdrehte.
Im Mondlicht funkelte das
Monokel noch gemeiner. Sadie stieß einen lauten Schrei aus, bevor sie zu einem
elenden, kleinen Bündel neben Charlie zusammensank.
Tess fegte an mir vorbei und
kniete sich neben sie. »Sie ist ohnmächtig«, sagte sie leise.
»Macht nichts«, meinte
Standish. »Lassen Sie sie liegen .« Er blickte auf die
Uhr. »Bist du sicher, daß dein Vertrauensmann ihnen Bescheid gesagt hat ?« fragte er Mathis. »Es ist genau halb drei .«
»Geht schon klar«, fauchte der
Barbesitzer. »Fünf Minuten Verspätung sind nicht die Welt .«
»Sonst sind sie immer so
pünktlich«, konstatierte Standish. »Bist du ganz sicher, daß dein Mann ihnen
die richtige Bucht genannt hat ?«
»Hör auf mit dem Gejammer«,
befahl Mathis kurz. »Ich habe ihm detaillierte Instruktionen gegeben. Sie
werden jeden Moment... Was ist das ?«
»Was denn?«
»Ich höre einen Motor. Ruhe !«
Mathis hatte recht .
Jetzt war das Tuckern deutlich zu hören. Ein paar Sekunden später sah ich, wie
eine Motorbarkasse schnell in die Bucht einfuhr und neben der Dschunke anlegte.
Ein
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