Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
hyperventiliere und etwas brauche, in das sie hineinhecheln könne.« Michael warf mir einen ratlosen Blick zu. »Ich habe ihr keinerlei Hoffnungen gemacht, also weiß ich wirklich nicht, wie sie darauf kommt.«
»Na ja, objektiv gesehen bist du wohl ein guter Fang«, sagte ich. »Du siehst super aus und machst all die Dinge, die Leute wie Heidi für wichtig zu halten scheinen, und du bist beliebt.«
»Wenn du das so sagst, klingt es, als ob das alles ziemlich schlimme Sachen wären«, blaffte Michael. Er blieb stehen. »Also hör mal, erst habe ich mich wegen Heidi wie Scheiße gefühlt und jetzt gibst du mir auch wieder durch und durch ein Scheißgefühl. Das kotzt mich an. Ich geh nach Hause.«
Er ging, und ich blieb zurück und glotzte auf den Punkt auf dem Gehsteig, an dem er gestanden hatte. Ich hatte nicht gewollt, dass er sich schlecht fühlte, und überhaupt, er war Michael Lee. Er war aus Gold. Er fühlte sich nicht schlecht, weil er so war, wie er war, denn abgesehen von einer Menge elterlichem Druck war sein Leben perfekt. Er war perfekt.
Die Vorstellung, dass er vielleicht doch nicht ganz so perfekt war, wie ich gedacht hatte, wurde plötzlich das Allerattraktivste an ihm, und so oder so hatte ich ja eigentlich versucht, etwas Nettes zu tun, als ich ihn zur Aftershow-Party eingeladen hatte, und jetzt hatte ich alles kaputt gemacht.
Ich hatte keine andere Wahl, als ihm hinterherzulaufen. Aber ich war alles andere als perfekt, und Laufen war auch wieder so eine Sache auf der langen Liste von Dingen, in denen ich echt scheiße war. Da lief er mit seinen großen, langbeinigen Schritten die Straße entlang und entfernte sich immer weiter von mir, während ich hinter ihm her hoppelte, aber ihn niemals würde erreichen können.
»Michael!«, war ich gezwungen zu rufen. »Bitte zwing mich nicht, hinter dir her zu laufen. Das ist ein so dummes Klischee, und ich habe High Heels an, und mein Knöchel ist auch nicht mehr derselbe, seit du mich versehentlich vom Fahrrad geworfen hast.«
Damit hatte ich seine Aufmerksamkeit. Ich hatte das schon so im Gefühl gehabt. Er drehte sich um.
»Bitte geh mit mir auf die Aftershow-Party«, bettelte ich, und dabei war es absolut nicht so, dass ich zu ängstlich gewesen wäre, allein in einen Club zu gehen. Es würden tonnenweise Leute dort sein, die ich kannte. Aber keiner von ihnen ging auf unsere Schule, und ausnahmsweise dachte ich diesmal, es könnte Spaß machen, etwas zusammen zu unternehmen, das nichts mit Küssen oder Fummeln zu tun hatte. »Es gibt Drinks umsonst, und ich stelle dich der Band vor, nicht auf diese beschissene ›Hey, ich kenne die Band‹-Art und Weise, sondern – weißt du – einfach so, weil ich es kann. Ach, komm schon … Bitte, bitte geh mit mir auf die Party!«
»Ich weiß nicht …«
»Aber ich bettle nicht«, fügte ich hinzu, damit dieser Punkt zwischen uns ganz klar war. »Also, hör auf zu schmollen und schieb deinen Arsch hier rüber.«
»Du weißt wirklich, wie man ein erfolgreiches Streitgespräch führt, nicht wahr?«, sagte Michael, als er mich erreichte.
»Ich wette, du hättest mich gerne im Schuldebattierclub«, sagte ich, als er neben mir her ging, und er blieb auch an meiner Seite, ohne herumzuzappeln oder gereizt zu werden, als ich mich lange mit Debbie, der Türsteherin, über eine Mütze, die sie gerade strickte, unterhielt und als wir die klapprigen Treppen zur Bar im ersten Stock hochstiegen und mir klar wurde, dass praktisch jeder, den ich jemals in meinem ganzen Leben getroffen hatte, in diesem Raum anwesend war. Michael wurde nicht sauer, weil ich anhalten und mit den Leuten reden musste.
Bei Barney hatte es Monate gedauert, bevor er ordentlich stubenrein gewesen war und ein höfliches Gespräch auch mit einem völlig Fremden führen konnte, ohne an mir zu zerren und mit weinerlicher Stimme zu fragen, wie lange es denn noch dauern würde. Michael war überhaupt nicht so. Er kam mit jedem ins Gespräch, sogar mit Mad Glen, den ich normalerweise mied, weil er, na ja, weil er wirklich total durchgeknallt war.
Man erzählte sich, dass er irgendwann in den Neunzigern versautes Ecstasy genommen hatte, und er hatte außerdem ein Hygieneproblem, aber Michael sprach mit ihm über seine irren Verschwörungstheorien zum 11. September und die Mondlandung, um dann nahtlos mit Tom über Fußball zu plaudern, während ich mich mit Tabitha über das Kleid unterhielt, das ich trug und das sie für mich aufgetrieben hatte, und
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