Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
blinzeln, bevor sie weiter zurückweicht.
»Warten Sie«, sagt Caitlin. »Bitte warten Sie. Ich weiß, dass Sie Penn den Zettel im Ramada Inn gegeben haben. Ich weiß auch, dass Sie sich verkleidet hatten, aber er hat Sie erkannt. Er dachte, Sie seien in einem Restaurant beschäftigt, doch ich habe Sie trotzdem gefunden.«
»Ich habe früher in einem Restaurant gearbeitet«, erwidert das Mädchen wie benommen. »Franky’s Pizza. Dort hat’s mir gefallen, aber ich habe ziemlich zugenommen. Deshalb musste ich kündigen.«
Caitlin nickt.
»Aber von ’nem Brief weiß ich nichts«, behauptet Darla, deren Stimme zweimal so laut ist wie zuvor.
Caitlin kann ein Lächeln über diese offenkundige Lüge nicht unterdrücken.
»Und doch wussten Sie genau, wovon ich gesprochen habe, als ich das Ramada Inn und Penn Cage erwähnte.«
Darla leckt sich die Lippen und schaut sich dann um, als würde sie von einer verdächtigen Gestalt beobachtet.
»Ja, ich war im Ramada«, sagt sie. »Genau wie eine Menge andere Leute. Und ich hab den Bürgermeister dort gesehen. Aber ich weiß nichts von ’nem Brief. Seit der Grundschule hab ich Männern keinen Zettel mehr gegeben.«
Caitlin macht einen Schritt nach vorn und spricht mit schwesterlicher Vertrautheit. »Ich versuche, Linda Church zu helfen. Sie ist in schrecklicher Gefahr. Ich weiß, dass auch Sie sich bemüht haben, ihr zu helfen, Sie und Ihre Freunde. Aber das reicht nicht.«
Ein Ausdruck der Furcht erscheint in Darlas Augen. »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich nichts weiß. Muss zurück an die Arbeit. Hab Kunden.«
»Ich sehe keine Kunden«, widerspricht Caitlin sanft. »Aber ich werde gerne etwas kaufen, wenn Sie mir wenigstens einen kleinen Teil der Wahrheit anvertrauen könnten.«
»Das hab ich doch«, beharrt Darla.
»Haben Sie Linda persönlich gesehen? Ich frage wegen Ihres Augen-Make-ups. Sie wussten anscheinend nicht, wie man es aufträgt, und ich dachte, wenn Linda mit Ihnen zusammen gewesen wäre, hätte sie es in Ordnung gebracht.«
Darla scheint den Tränen nahe zu sein. Ihr Hals ist fleckig, und sie atmet flach. »Ich kann nicht mehr mit Ihnen reden. Bitte gehen Sie. Lassen Sie mich in Ruhe.«
Caitlin greift in ihre Handtasche und reicht Darla eine Karte mit Ihrer Handynummer. »Ich wünsche mir das Gleiche wie Sie, Darla. Ich möchte, dass Linda in Sicherheit ist. Bitte rufen Sie mich später an. Denken Sie über alles nach. Sie werden wissen, was richtig ist.«
Darla nimmt die Karte mit zitternden Fingern entgegen, dreht sich dann um und eilt durch den Gang zu einer Ansammlung chinesischer Rasenmäher.
Caitlin weiß, dass das Mädchen gelogen hat, aber manchmal muss man aufhören zu drängen und die Kontaktperson ihre eigene Entscheidung treffen lassen. Bei einem so furchtsamen Wesen wie Darla McRaney sollte es nicht lange dauern.
40
A utotüren schließen sich auf Friedhöfen mit einer beunruhigenden Endgültigkeit. Tim liegt nun unter der Erde, mit ein paar Blumen auf seinem Sarg, die Angehörige und Freunde hinuntergeworfen haben. Er wurde nicht auf dem Catholic Hill beigesetzt, doch sein Grab ist in Sichtweite des Hügels. Das war keine Strafe, sondern eine Folge des Platzmangels. Ein grüner Kunstrasenteppich verbirgt den Sandhaufen, mit dem der Löffelbagger das Grab füllen wird. Der vertraute grüne Baldachin von McDonoughs Beerdigungsinstitut schützt die wenigen noch zurückgebliebenen Personen vor der Sonne: Dr. Jessup und seine Frau, einige Verwandte aus Kalifornien, Julia und das Baby.
Eine zweite Gruppe ist mehrere Meter von der ersten entfernt. Sie besteht hauptsächlich aus Sargträgern, und ich bin einer von ihnen. Diese Männer, die ich schon als Jungen kannte, sind von weit her gekommen, um ihre traurige Pflicht zu tun, und obwohl die meisten einander in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren nicht begegnet sind, fühlen wir uns so entspannt wie Brüder, die an unterschiedlichen Küsten leben. Paul Labry ist unter uns und wartet, wie ich ihn gebeten habe.
Nach ein paar leisen Witzen, dem einen oder anderen gut verborgenen Lächeln und wohlgemeinten, doch leeren Versprechen, in Verbindung zu bleiben, gehen die Männer zu ihren Mietwagen. Nachdem die kurze Fahrzeugreihe auf dem Weg verschwunden ist, drehe ich mich zu Paul um, stehe jedoch Julia Jessup gegenüber. Sie hat Tim junior bei seiner Großmutter zurückgelassen. Ihre Augen sind blutunterlaufen.
Labry tritt aus Höflichkeit einen Schritt zurück, doch ein finsterer
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