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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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ich dich holen kam, über dich Bescheid. Nun, dieser Pater Aba hätte euch diese alte Redensart beibringen sollen: Wer die Mandel haben will, muss den Kern zerbrechen. Der Tod deines Freundes war ein notwendiges Übel. Er bewies unsere Entschlossenheit, dich zu finden, und ließ uns als eine Bande blutrünstiger Ungeheuer erscheinen …«

    Sie lächelte.
    »Das erschwert denen, die uns finden wollen, erheblich die Aufgabe. Glaubst du, sie könnten sich uns beide hier vorstellen, wo wir aufgenommen werden wie eine Adlige, die mit ihrem Erben reist?«
    Perrot verharrte einen Augenblick schweigend, bevor er fortfuhr: »Pater Aba hat uns jedenfalls gelehrt, welche Strafe dem droht, der einem anderen das Leben raubt. Ihr werdet für den Tod Maurins in die Hölle kommen!«
    Até lachte schallend.
    »Eines Tages wirst du alte Texte kennen lernen, in denen dir erklärt wird, dass Frauen keine Seele besitzen. Ja, Perrot, ich habe keine Seele, und ich gehöre zu den wenigen Frauen meiner Rasse, die darüber froh sind: Ich kann nicht verdammt werden für die Gräueltaten, die ich begehe! Hast du dich nie gefragt, weshalb die Frau so leicht als Hexe und Zauberin dargestellt wird? Eben weil der Teufel keine Macht über uns hat. Ich habe keine Seele, Perrot, mir ist alles erlaubt!«
    Der Junge runzelte die Stirn.
    »Das glaube ich nicht. Meine Mutter hat eine Seele, das weiß ich!«
    Até zuckte die Schultern. »Wenn du es sagst …« Belustigt sah sie die zornige Miene, die das Kind aufgesetzt hatte.
    »Ich will zu meinen Eltern zurück«, sagte es plötzlich. »Ich will wieder nach Cantimpré!«
    »Das hängt nicht von mir ab«, antwortete Até nun wieder ernst.
    »Was wird mit mir geschehen? Wann kann ich meine Familie wiedersehen?«
    »Auch darüber bin ich nicht zu entscheiden befugt. Ich weiß nur, dass ihr erwartet werdet, das Mädchen und du. Ich muss euch gewissen Personen übergeben. Danach sollen große Dinge geschehen!«

    »Wer sind diese Personen?«, fragte der Junge.
    Sein Gesicht war verschlossen und sein Blick starr.
    Ihr missfiel der Ton, in dem er seit Kurzem mit ihr sprach.
    »Wer?«, beharrte er.
    Plötzlich stieß Até einen Schrei aus und richtete sich in ihrem Bad auf.
    Sie strich mit der Hand über ihre rechte Schulter, an der sie soeben ein schreckliches Brennen verspürt hatte.
    Entsetzt bemerkte sie, dass ihr Hemd rot vor Blut war; die Narbe war wieder aufgebrochen und blutete heftig!
    Sie warf Perrot einen schreckensstarren Blick zu.
    Dieser war selbst bleich geworden.
    Er war bestürzt über das, was er in einem Anfall von Zorn bewirkt hatte …

XV
    P ater Aba ritt auf einem Esel den Waldweg entlang, während Isarn zu seiner Rechten auf einem Pferd saß. Viele Tage schon zog der Priester inmitten der Räuberbande aus Toulouse durch die Grafschaft.
    An diesem Tag hatten Aba und Isarn sich an die Spitze der Truppe gesetzt und an einem Waldrand, eine Viertelmeile vor dem befestigten Schloss von Mollecravel, haltgemacht.
    Die ringförmige, gemauerte Umfriedung erhob sich auf einer Kuppe von etwa dreihundert Fuß Seitenlänge und war von einem Graben mit Brackwasser umgeben. Der Bergfried stand im Zentrum der Burg und überragte die Pechnasen; er maß hundertzwanzig Fuß Höhe, war aus gleichmäßigen Steinblöcken gefügt und hatte einen Vorsprung, der auf die Zugbrücke hinausragte, welcher wiederum von zwei Erkertürmen verteidigt wurde.
    »Hier residiert Hue de Montmorency«, sagte Isarn, »ein Cousin mütterlicherseits der englischen Familie der Montforts. Dieses Schloss wurde ihm von der Kirche zum Geschenk gemacht, nachdem es von katharischen Aufrührern beschlagnahmt worden war.«
    Die Burg lag mitten in der Wildnis; kein Haus, kein Nutzgebäude außerhalb war daran angeschlossen. Sie war von Wäldern umgeben.

    »Dieser Platz wird nicht leicht einzunehmen sein«, stellte Isarn fest. »Die Klappe der Zugbrücke ist hochgezogen. Es gibt keinen anderen Weg, dort einzudringen …«
    »Ihr habt vor, die Burg anzugreifen?«, fragte Pater Aba ungläubig.
    Isarn und Althoras hatten ihren Plan noch nicht enthüllt.
    Isarn nickte.
    »Deine Zweifel sind berechtigt«, räumte er ein. »Ohne Wurfmaschinen oder einen Geschützturm werden wir hier nichts ausrichten können.«
    »Wie wollt Ihr es also anstellen?«
    Isarn lächelte.
    »Es gibt nur einen Weg: Verrat. Wir haben drei unserer Männer bei Montmorency eingeschleust so wie an allen anderen wichtigen Punkten in der Region. Im vereinbarten Moment werden

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