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13 | Das zelluläre Gehirn
»Die Lieb’ wär’ keine Liebe,
würd’ sie mit jeder Änderung sich ändern.«
William Shakespeare
Seit Watson und Crick die DNA entdeckten und herausfanden, auf welche Weise ihre Abfolge die Bildung jener Proteine beeinflusst, die uns letztlich irgendwie zu den Menschen machen, die wir sind, ist eine große Erwartungshaltung bezüglich neuer Entdeckungen zum menschlichen Genom entstanden. So kam es zu der logischen Überlegung, dass der Zellkern, in dem sich die DNA befindet, sozusagen unser »zelluläres Gehirn« darstellt. Dennoch möchte ich die Frage aufwerfen: Ist das Gehirn nun der Ort der Entscheidung oder der Ort der Ausführung? Auch wenn die Antwort darauf nicht so leicht ist, wie sie zunächst erscheint, könnten wir grundsätzlich wohl behaupten, dass normalerweise das Gehirn die Entscheidungen trifft, denen sich die anderen Organe zu unterwerfen haben. Wenn dies allerdings der Fall wäre, gäbe es kein »zelluläres Gehirn« im Zellkern, wie viel DNA er auch enthalten mag. Die DNA dient der Ausführung von Befehlen, über die bestimmte Gene– als Funktionseinheiten der DNA – aktiv werden oder eben nicht. Nicht einmal eineiige Zwillinge, die exakt dieselben Erbanlagen haben, entwickeln einen identischen Charakter oder leiden zwingend an denselben Krankheiten. Es gibt also noch etwas anderes, das wir irgendwie lange übersehen haben. Das Zytoplasma der Zelle, in dem über die Mitochondrien bedarfsgerecht Energie erzeugt wird und über das endoplasmatische Retikulum die von der DNA bestimmten Proteine hergestellt werden, ist von der sogenannten Zellmembran umgeben. Wie wichtig diese Membran für das Leben der Zelle ist, erkennen wir daran, dass eine Zelle ohne Zellkern zunächst noch lebensfähig bleibt. Sie kann zwar keine neuen Proteine mehr herstellen und sich auch nicht mehr in zwei Tochterzellen teilen, aber sie lebt noch viele Tage weiter. Nach dem Verlust der Zellmembran stirbt sie jedoch umgehend ab. Deshalb wird inzwischen immer klarer, dass das eigentliche »Gehirn« der Zelle nicht im Zellkern, sondern in der Membran verankert ist. Die Membran ist der Ort, der ständig mit allen chemischen Substanzen in Kontakt steht, die im Blut zirkulieren, von den sogenannten »Gefühlsmolekülen« bis hin zu den Elementen, die aus unserer Umgebung in den Körper gelangt sind. Es ist die Zellmembran mit ihren vielen Rezeptoren oder Eintrittspforten, die extrem empfindlich auf die chemische Umwelt reagiert, in der sie lebt. Es gibt Moleküle, die– ob indirekt über die Membran oder über eine direkte Wirkung auf den Zellkern– dafür sorgen, dass bestimmte Gene aktiviert werden oder eben nicht. Wie wir bereits gesehen haben, ist diese Erkenntnis von größter Bedeutung, weil sie überdeutlich auf die Möglichkeit verweist, dass der Mensch über seine Grundeinstellung beeinflussen kann, ob bestimmte Gene aktiv werden oder nicht. Es zeigt sich zunehmend, dass die Medizin uns im Kampf gegen Erkrankungen zwar ausgezeichnet unterstützt, wir aber durchaus selbst dazu beitragen können, Krankheiten schon im Keim zu ersticken oder nach ihrer Entstehung aktiv zu bekämpfen. Deshalb haben Menschen mit einer positiven Einstellung häufig bessere Heilungschancen.
»Wer sich daran gewöhnt hat, in seinem Leben an einer bestimmten Persönlichkeit zu kleben, steckt zugleich– ohne dies zu wissen– in einer Art Schublade fest.«
Um bestimmte Dinge nachzuvollziehen, die ansonsten völlig unbegreiflich erscheinen würden, ist nun ein Sprung zu ganz anders gearteten Konzepten erforderlich. Wer sich daran gewöhnt hat, in seinem Leben an einer bestimmten Persönlichkeit zu kleben, steckt zugleich– ohne dies zu wissen– in einer Art Schublade fest, einem regelrechten Gefängnis. Dieser Bereich, der uns so vertraut ist, dass wir ihn als unsere »Komfortzone« bezeichnen, ist ausgesprochen begrenzt, weil er uns das vorenthält, was wir nun schon so oft angesprochen haben: unsere persönliche Freiheit. Innerhalb dieser Zone haben wir uns daran gewöhnt, auf eine bestimmte Weise zu denken und zu fühlen. Wir haben uns sogar daran gewöhnt, dass unser Blut eine bestimmte chemische Zusammensetzung hat, die dazu dient, bestimmte Gefühle auszulösen, die wiederum die bewährte Art zu denken und zu fühlen widerspiegeln. Es gibt Menschen, die bei der kleinsten Provokation in die Luft gehen.
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