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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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seiner Ursprungsepoche erfüllt. Wo er diese Bedingungen übersteigt, also verläßt, erreicht er natürlich andere Räume.«
    »Kann die Axis City so weit reisen?« wollte Prescient Oyu wissen.
    »Weiß ich nicht. Wenn der Defekt aufhört, müßten sie umrüsten… Wäre nicht einfach. Und wenn’s ab einem gewissen Punkt keinen Defekt mehr gibt…«
    »… ist der Weg selbsterhaltend«, vervollständigte Yates für ihn.
    »Das ist er. Er benötigt weder Maschinerie der sechsten Kammer noch eine Verbindung zur Thistledown.«
    »Sieht leer aus«, bemerkte Lanier, der nicht wußte, ob er sich in die Diskussion einmischen sollte. »Ich seh’ keinerlei Verkehr. Es tut sich nichts.«
    Yates wies den Monitor an, die Gegend zu erkunden. Die Bilder wurden stark vergrößert und zeigten die zyklopischen Strukturen im Detail. Der Weg war voll davon; einige flogen über Zehntausende von Kilometern hinweg von Seite zu Seite; dazwischen schlängelte sich die Plasmaröhre.
    Sämtliche Strukturen, auch die frei schwebenden, waren bedeckt mit kuppelähnlichen Schalen, die jeweils die offenkundigen Pusteln offener Tore schützten. Das Bild wurde nochmals vergrößert. Schimmernde Lichtperlen passierten stark verkettet zwischen den dichten Toren. Da war also Verkehr, Handel irgendeiner Art! Allerdings in unvorstellbar großem Rahmen und in einer völlig neuen Art.
    Pikts gesellten sich zu den Bildern. »Eindeutig kein Defekt«, bestätigte Yates. »Der Weg ist an dieser Stelle völlig stabil und geordnet.«
    Patricia wirkte schläfrig. Sie hatte wieder ihren Zustand, wie Lanier auffiel. Sie versuchte konzentriert, zu verstehen, was da vor sich ging, was Laniers Horizont völlig überstieg.
    »Kausal verbunden«, sagte sie.
    »Wie bitte?« fragte Lanier und blickte zu den andern und legte ihr die Hand auf den Arm. Sie riß die Augen auf und starrte ihn an.
    »Wenn die Axis City mit fast Lichtgeschwindigkeit durch den Weg fährt, wird das geschehen – noch bevor die Fahrt beginnt. Der Weg liegt im wesentlichen außerhalb der Zeit und hat jedes Ereignis in seiner Länge unterzubringen. Das wird geschehen – insbesondere wenn das Thistledown-Ende abgedichtet wird.«
    »Ja? Bitte, sprechen Sie weiter!« drängte Yates.
    »Sie hat recht«, sagte Korzenowski. »Ganz offensichtlich. Und da bedient sich jemand – keine Menschen, keine Jarts, nicht mal welche aus unserm Universum – der Adaption.«
    Ry Oyu lächelte. »Ich fürchte, das leuchtet uns nicht ein. Fahren Sie doch fort!«
    Patricia blickte zum Ingenieur und hatte eine aufwühlende Erkenntnis. Sie erkannte sich wieder. Korzenowski nickte ihr zu. »Ganz recht so«, sagte er.
    »Wir sehen vor uns die in Superraum-Vektoren fortgeführten Resultate dessen, was mit dem Weg geschehen wird«, fuhr sie fort. »Ich dachte an diese Möglichkeit schon vor der Fahrt nach Timbl, nach dem Erscheinen des Schelms in meiner Unterkunft. Wenn die Axis City mehr als ein Drittel Lichtgeschwindigkeit erreicht, verdreht sie den Weg und erzeugt eine Raum-Zeit-Schockwelle, die die Lichtgeschwindigkeit übersteigt und der Axis City vorauseilt. Die Schockwelle wird außerhalb der Zeit wirken und vor ihrer Auslösung ankommen. Die Schockwelle hat diese Stelle hier schon passiert: vielleicht vor Jahrhunderten, vielleicht schon vor Öffnung des Wegs. Wenn sich etwas mit fast Lichtgeschwindigkeit auf der Singularität – dem Defekt – bewegt, wird sie überfordert. Partikel werden in Energie umgewandelt: sie verstahlt, >verdampft<.« Patricia holte tief Luft und schloß die Augen; während sie sprach, wurde vor ihrem geistigen Auge die Mathematik dazu abgewickelt. »Der Weg wurde gewaltsam in eine stabile Konfiguration erweitert. Der Defekt ist verschwunden.«
    Olmy sagte nichts, sondern lauschte Korzenowski und Patricia. Er ist stolz, dachte Lanier.
    »Einige Lichtjahre vor der Stadt wird alles sterilisiert – bis der Weg sich erweitert und die Schockwelle der Stadt verklingt. Nichts wird in diesen Abschnitten mehr bleiben als die Stadt. Alles wird glattgebügelt, alle Tore werden zugeschmolzen.« Sie deutete auf die Strukturen. »Offensichtlich hat sich der Weg hier erweitert, so daß relativistische Objekte entlang des Wegs hier nicht die große Wirkung haben.«
    Lanier versuchte zu enträtseln, wie der Defekt schon vor Konstruktion des Objekts verschwinden könne, der die >Verdampfung< des Defekts erst auslösen würde: Er verwickelte sich rasch in Widersprüche, während weder Korzenowski noch die

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