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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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deren Kapazität durch die hohe Gleitgeschwindigkeit entlang des Defekts bereits erschöpft war. War es machbar?
    Ja – beschlossen die Physiker. Gerade noch.
    Ebenfalls abzuschirmen war der Defektkanal; der Defekt würde hohe Dosen tödlicher Strahlung aussenden. Wäre die erforderliche Abschirmung konstant zu halten?
    Ja. Aber mit noch größeren Bedenken.
    Trotz der Ungewißheit herrschte eine erstaunliche Einmütigkeit bei den Bewohnern der beiden Bezirke. Sie wollten nicht zur Erde zurückkehren; sie hatten ihren Blick auf die Zukunft gerichtet, nicht die Vergangenheit. Und nach dem vierhundertjährigen Kampf gegen die Jarts waren sie nicht bereit, ihnen nun den ganzen Weg abzutreten.
    Rimskaya, der vor seiner Kugel durch den Wald schwebte, mied alle Einzelheiten hierüber. Er betete inständig; wer ihn dabei sah und wie man darauf reagierte, war ihm gleichgültig. Seine einzige Sorge war nämlich, ob Gott Gebete hören kann, die außerhalb der normalen Raum-Zeit-Verhältnisse gesprochen werden. Ob der Moment kommen wird, wo sie vollständig von Gott abgeschnitten sind.
    Der ihm zugewiesene Betreuer, eine homomorphe Frau, hielt auf seine Bitte hin Abstand; sie sah ein, daß sie wenig tun könne, um ihm Gewißheit zu verschaffen.
    Für sie fielen seine Fragen in ein ausgestorbenes Wissensgebiet und waren so sinnlos wie etwa die Überlegung, wie viele Engel auf einem Stecknadelkopf tanzen könnten.
    Rodenski und Mirski, die auf Nachrichten vom endgültigen Vorgehen warteten, schwebten in wenigen Metern Abstand durch die grüne Landschaft. Ein makrameeartiges Flechtwerk aus Lichtschlangen erhellte eine dreidimensionale Lichtung unterhalb ihrer Quartiere und warf den Schatten von Blättern darauf.
    Mirski beobachtete den jungen Unteroffizier und studierte den Glanz seiner Haut, die seine Lippen umspielende Aufregung, die munteren, großen Augen. Die Zukunft ist wie eine Droge für ihn, dachte Mirski. War’s für ihn selbst auch so?
    »Ich kapier’ so wenig«, gab Rodenski zu und zog sich an einem Zweig näher zu Mirski, der in einer Astgabel hockte. »Aber ich meine, ich kapier’s schon noch. Die sind so hilfsbereit! Wir sind für die ganz schön eigenartig, nicht wahr? Trotzdem haben sie uns mit offenen Armen aufgenommen!«
    »Wir sind eine Novität«, sagte Mirski. Er wollte dem Unteroffizier nichts von seinen eigenen Bedenken zeigen. Mirskis Herz schlug jedesmal schneller, wenn er sich vorstellte, was ihnen bevorstand.
    Die dem mürrischen Amerikaner zugeteilte Homomorphe fraktionierte zu ihnen.
    »Euer Freund macht mir Kummer«, sagte sie. »Wir überlegen, ob wir ihn zu euren Leuten zurückschicken sollten… Er gesteht es sich zwar nicht ein, aber ich meine, er hat die falsche Wahl getroffen.«
    »Laßt ihm Zeit!« sagte Mirski. »Wir haben alle viel zurückgelassen. Wir werden alle Heimweh kriegen. Ich red’ mal mit ihm.«
    »Ich auch«, sagte Rodenski begeistert.
    »Nein«, erwiderte Mirski und winkte ab. »Nur ich. Ich habe schon mal mit ihm geredet bei meinen Verhandlungen mit den Amerikanern.«
    Rodenski fügte sich etwas verlegen mit einem kurzen Nicken.
    So klopfte Mirski an die perlweiße, durchschimmernde Außenhülle der Kugel. Drinnen antwortete Rimskaya in Englisch: »Ja? Was gibt’s?«
    »Pawel Mirski.«
    »Keine weiteren Gespräche, bitte.«
    »Wir haben nicht viel Zeit. Entweder du gehst gleich zurück oder bleibst bei deiner Entscheidung.«
    »Laß mich in Ruhe!«
    »Darf ich reinkommen?«
    Die Tür der Sphäre schob sich blendenartig auf, und Mirski zog sich hinein.
    »Sie brechen bald auf«, sagte er. »Es bleibt dir keine Wahl mehr, sobald sie gestartet sind. Mußt ewig hierbleiben.«
    Rimskaya sah unheimlich schlecht aus; sein rotes Haar stand in alle Richtungen vom Kopf ab, sein Gesicht war blaß und schon vier Tage unrasiert. »Ich bleibe«, sagte er. »Mein Entschluß steht fest.«
    »Das habe ich deiner Betreuerin auch gesagt.«
    »Du redest für mich?«
    »Nein.«
    »Was macht es dir schon aus? Du bist von den Toten zurückgekehrt. Dir ist deine Position schnuppe – deine eigenen Leute haben versucht, dich umzubringen. Ich, ich habe… Aufgaben zurückgelassen, Pflichten.«
    »Und warum?«
    »Scheiße. Was weiß ich.«
    »Vielleicht weiß ich es.«
    Rimskaya beäugte ihn argwöhnisch.
    »Du willst das Letzte, das Äußerste sehn«, stellte Mirski fest.
    Rimskaya reagierte nicht.
    »Du, ich, Rodenski, vielleicht auch die Frau – wir sind jemand, der sich seiner Umgebung nicht

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