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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Lösung gibt.«
    »Sicher«, meinte Rimskaya. »Ich nehme an, Sie haben sich mit unseren Hypothesen befaßt?«
    »Ja, sind mir eine Hilfe gewesen.« Was auch stimmte. Allerdings wollte sie deren Nutzen nicht überbewerten.
    »Schön. Waren sie an der Singularität?«
    Sie nickte. »Hätte ich nur das Multimeter schon gehabt.« Sie reichte ihm das Gerät, das er sich kopfschüttelnd genauer betrachtete.
    »Prima Idee. Sie kommen also gut voran. Viel besser als ich. So soll’s sein. Zur Expedition gehört ein Gentleman, der Ihnen sicher besser wird helfen können. Er heißt Takahashi, ist zweiter Expeditionsleiter. Ein sehr erfahrener Theoretiker. Ich schätze, Sie haben einige unsrer gemeinsamen Arbeiten gelesen.«
    »Ja. Sehr interessant.«
    Rimskaya fixierte sie mit strengem Blick; nach fünf bis zehn für Patricia sehr unangenehmen Sekunden nickte er. »Ich muß jetzt mit Farley sprechen«, erklärte er und marschierte davon.
    Die Expeditionsfahrzeuge hielten zwanzig Meter vor dem Zelt an. Lanier ging ihnen zur Begrüßung entgegen, während Carrolson bei Patricia blieb. »Das ist der bislang weiteste Vorstoß in den Korridor«, erklärte Carrolson. »Ihren Funksprüchen nach zu urteilen haben wir dennoch nicht viel entdeckt.«
    Die Heimkehr war enttäuschend. Niemand verließ die Fahrzeuge, die auf Laniers Anweisung nacheinander am Camp vorbei zur Rampe rollten und in den Tunnel zur sechsten Kammer verschwanden.
    Lanier kam mit drei Memoblöcken zurück. Einen gab er Carrolson und einen zweiten Patricia, während er den dritten in die eigene Tasche steckte. »Expeditionsbericht, ungekürzt«, erklärte er. »Nichts Spektakuläres laut Aussage von Takahashi außer…«
    Er blickte hinter sich zum Korridor.
    »Ja?« wollte Carrolson wissen.
    »Der zweite Zirkel besteht nicht nur aus schwebenden Kuppeln. Es befinden sich Öffnungen unter den Kuppeln. Sie scheinen so etwas wie Schächte zu sein. Sie fanden nicht heraus, wohin die Schächte führen, aber sie sind ohne Zweifel offen.«
    »Dann hat der Korridor Löcher«, stellte Carrolson fest. »Also, Patricia, es wird Zeit, daß wir Pläne für einen Ausflug zum ersten Zirkel machen. Wann hättest du Zeit dafür?«
    Patricia holte Luft. »Nun, jederzeit. Ich kann überall arbeiten.«
    »Stellt euch auf übermorgen ein«, sagte Lanier. »Patricia und ich haben noch in der Bibliothek zu tun.« Er bedeutete Carrolson diskret, sie solle gehen. Also entschuldigte sie sich und verschwand mit einem letzten Blick auf die beiden im Zelt.
    »Der zweite Einweisungsschritt beginnt in der nächsten Schicht«, erklärte er. »Der schwierigste Teil. Fühlst du dich dem gewappnet?«
    »Ich weiß nicht.« Ihre Kehle schnürte sich zusammen. »Muß ich wohl. Bisher hab’ ich’s überlebt.«
    »Gut. Wir treffen uns in zwölf Stunden an der Rampe.«

 
9. Kapitel
     
    Die Achsstadt hatte sich seit ihrer Erbauung vor fünf Jahrhunderten eine Million Kilometer durch den Korridor bewegt. Olmy und der Frant, die ihr Fahrzeug in einer sauberen, gestreckten Spirale um die Plasmaröhre steuerten, hatten diese Distanz in weniger als einer Woche zurückgelegt.
    In der Geschichte der Thistledown und des Weges war der Asteroid noch nie von außen betreten worden.
    Olmy und der Frant hatten die neue Besatzung der Thistledown zwei Wochen beobachtet und viel in Erfahrung gebracht. Es handelte sich in der Tat um Menschen, und nicht einmal Korzenowski selbst hätte mit dem rechnen können, was Olmy jetzt wußte.
    Die Thistledown hatte einen Kreis beschrieben. Geshel hatten vor einer räumlichen Verschiebung gewarnt, aber niemand hatte geahnt, was für eine Verschiebung mit welchen Folgen eintreten sollte.
    Nachdem Olmy seine grundsätzliche Schuldigkeit gegenüber dem Nexus erfüllt hatte, stellte er seine Daten- und Auftragsaufzeichnungen ein und kehrte in sein altes Heim in der dritten Kammer zurück. Der zylindrische Apartmentblock, wo seine triadische Familie gelebt, wo er zwei Jahre seiner Kindheit verbracht hatte, stand am Rand der Stadt Thistledown, keinen Kilometer von der Nordkappe entfernt. Früher hatte das Gebäude zwanzigtausend Personen beherbergt, hauptsächlich Geshel, Techniker und Forscher vom Projekt Kammer Sechs. Es hatte anschließend Hunderten von orthodoxen Naderiten, die vom Nexus aus Alexandria verstoßen worden waren, als vorübergehende Bleibe gedient. Nun stand es natürlich leer; es sprachen keine Anzeichen dafür, daß es von der neuen Besatzung des Asteroiden betreten

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