Aerzte zum verlieben Band 43
sie durch diesen Mittelgang gegangen waren.
âGenug gesehen?â, fragte Jonathan schlieÃlich. Er stand hinter ihr, den Blick aufmerksam auf sie gerichtet.
Rose nickte. Je mehr sie über ihn erfuhr, desto mehr wünschte sie, die Dinge lägen anders. Der Jonathan, den sie hier kennenlernte, war ein Mann, mit dem sie sich durchaus eine Zukunft vorstellen konnte. Falls es überhaupt eine für sie gab. Die Gewissheit, dass sie die Praxis bald verlassen und ihn vermutlich nie wiedersehen würde, zerriss ihr schier das Herz.
âFalls Sie sich noch ein bisschen umschauen wollen, hole ich schon mal unser Picknick aus dem Autoâ, sagte Jonathan. âWenn Sie fertig sind, warten Sie einfach unten am Fluss auf mich. Ich bin gleich wieder da.â
Rose wanderte noch ein wenig umher. In dieser Kapelle konnte sie die Hoffnung zulassen, dass doch noch alles gut ausgehen würde. Dass irgendein Wunder geschehen könnte. Doch selbst wenn ihr Aneurysma sich niemals veränderte, konnte sie es nicht riskieren, Kinder zu bekommen.
Ein quälender Schmerz durchzuckte sie. Sie hätte so gerne Kinder gehabt. Zwei oder drei. Warum war das Leben bloà so ungerecht? Ãrgerlich wischte sie sich die Tränen aus den Augen. Selbstmitleid brachte sie nicht weiter. In Edinburgh hatte sie eine Arbeit, die ihr gefiel, viele Freunde und ihre Musik. Das musste eben genügen.
Als sie zum Fluss hinunterging, hatte Rose sich wieder gefasst. Sobald Jonathan mit dem Picknickkorb erschien, brach sie in Gelächter aus.
âWas um alles in der Welt haben Sie denn da drin? Eine ganze Küche?â
âKeine Ahnung, aber der Korb ist verdammt schwerâ, gab er zurück. âSie haben mich die ganze Zeit mit Fragen gelöchert, was ich haben möchte. Und da ich nicht sicher war, habe ich zu allem Ja gesagt. Offenbar ist alles dabei: Wein, Teller, Besteck und eine Tischdecke. Wahrscheinlich haben sie Tisch und Stühle auch noch gleich mit eingepackt.â
âNa ja, solange wir mit dem Gewicht nicht untergehen.â
âNein, ich denke, das geht.â Er schleppte den Korb die Uferböschung hinunter.
Nach einem kurzen Wortwechsel mit dem Bootsvermieter sprang Jonathan in einen Kahn und stellte den Korb darin ab. Dann half er Rose an Bord. Erfreut registrierte sie den bequem gepolsterten Sitz. Entspannt lehnte sie sich zurück und lieà ihre Hand durchs Wasser gleiten, während Jonathan das Boot mit einer langen Stange vom Ufer abstieÃ.
Die Augen geschlossen, hielt Rose ihr Gesicht in die warme Sonne. Das leise Plätschern des Wassers wirkte beruhigend. Der Weg führte sie unter den überhängenden Zweigen von Trauerweiden hindurch, und Rose war angenehm überrascht. Das war ein Ausflug, wie sie ihn liebte. Jonathan hatte genau ins Schwarze getroffen. Wie sollte sie nur die Kraft finden, ihn zu verlassen, wenn es so weit war? Entschlossen verbannte sie diesen Gedanken. Keinen Augenblick wollte sie von der kostbaren Zeit verschwenden, die ihr noch mit ihm zusammen blieb.
âMöchten Sie mir kein Ständchen bringen?â, neckte sie ihn. âGehört das nicht eigentlich mit zum Standardprogramm?â
âSie haben mich noch nicht singen hören. Sonst würden Sie das nicht vorschlagen.â Er lachte. âAber Sie können gut genug für uns beide singen.â
Schläfrig schüttelte sie den Kopf. âOhne meine Gitarre kann ich nicht singen. Ich weià nicht, wieso. Vielleicht, weil ich mich dahinter verstecken kann.â
Erstaunt sah Jonathan sie an. âWarum wollen Sie sich verstecken? Wissen Sie wirklich nicht, wie schön Sie sind?â
Rose lachte trocken. âHeben Sie sich Ihre Komplimente für jemanden auf, der Ihnen glaubt.â
âHat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie unglaublich kratzbürstig sind? Oder dass man ein ernst gemeintes Kompliment auch annehmen sollte?â
âIn diesem Fall danke ich Ihnen, Sir. Im Ãbrigen finde ich, dass Sie hervorragende Stak-Qualitäten besitzenâ, entgegnete sie.
Jonathan wischte sich die Stirn. âEs ist viel wärmer, als ich dachte. Hätten Sie was dagegen, wenn ich mein Hemd ausziehe?â
Wie immer, ein wahrer Gentleman. Doch als er das Hemd abstreifte, biss Rose sich auf die Lippen. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, ihn zu bitten, es anzubehalten.
âMöchten Sie das Staken auch mal probieren?â, bot er an.
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