Aerzte zum Verlieben Band 58
scheiden lassen.
Fabio schloss die Haustür auf und warf seine Schlüssel so heftig auf den Couchtisch, dass es klirrte. Sein Anrufbeantworter blinkte, aber er ignorierte das rote Lämpchen und ging in die Küche. Dort holte er Orangensaft aus dem Kühlschrank und goss sich ein Glas ein. Er trank niemals Alkohol. Bei seinem Vater hatte er erlebt, was Abhängigkeit ausrichten konnte. Es störte ihn zwar nicht, wenn andere tranken, aber er zog es vor, sich auf natürliche Weise seinen Kick zu holen.
Mit dem beschlagenen Glas in der Hand stellte er sich ans Fenster und schaute auf die funkelnden Lichter von Westminster.
Wieso war er so unruhig? Katie kam ihm wieder in den Sinn. Wenn er mit ihr zusammen war, empfand er seltsamerweise einen tiefen inneren Frieden, der ihm sonst fremd war.
Aber jetzt, wo er wieder allein war, gingen ihm Fragen durch den Kopf, an die er nicht denken wollte. Ob er vielleicht etwas verpasst hatte … ob es nicht schön wäre, jemanden zu haben, der ihm etwas bedeutete … ob er nicht ein besserer Mensch werden wollte.
Diese Gedanken ängstigten ihn mehr als steile Klippen oder turmhohe Wellen. Seine Unabhängigkeit ging ihm über alles. Bestimmt fühlte er sich zu Katie hingezogen, weil sie liebenswert war und einen Freund brauchte. Sie war ein empfindsamer Mensch, was seinen Beschützerinstinkt weckte.
Das war alles.
Katie schlich sich leise ins Haus. Zum Glück schlief Suzy schon. Sie hätte ihr auf den ersten Blick angesehen, dass sie geweint hatte.
Katie dachte über den Abend nach. Fabio war einfühlsam und verständnisvoll gewesen, und es hatte ihr wirklich gutgetan, über Richard zu sprechen. Aber das war nicht alles. Bei ihm hatte sie das Gefühl, als wäre das Leben wieder lebenswert. Als gäbe es eine Zukunft für sie.
Sie stöhnte auf und barg ihr Gesicht in den Händen. Sosehr sie sich auch dagegen wehrte, sie war dabei, sich in ihn zu verlieben.
Ausgerechnet in Fabio, den Mann, der das Risiko liebte und für Beziehungen nichts übrighatte. Ihr fiel wieder die Unterhaltung mit seinem Cousin ein. Katie fuhr ihren PC hoch und suchte im Internet nach „Big Wave Surfen“. Sie fand einen Link und klickte das Video an.
Ihr sträubten sich die Nackenhaare bei dem, was sie sah. Ein Mann auf dem Surfbrett ließ sich von einem Jetski in die höchste Welle ziehen, die sie je gesehen hatte. Der Surfer löste die Leine und ritt auf dem Wellenkamm, bis es plötzlich steil bergab ging. Tonnenschwere Wassermassen brachen sich über ihm, während er sich in atemberaubender Geschwindigkeit seinen Weg suchte. Ein einziger winziger Fehler, und er würde unter ihnen begraben werden.
Dem Kommentator nach gab es auf der ganzen Welt Verrückte, die ständig auf der Suche waren nach haushohen Brechern, die nur per Hubschrauber und Jetski erreicht werden konnten. Und er nannte die Orte, an denen es die besten Monsterwellen der Welt gab. Mullaghmore in Irland gehörte dazu.
Katie gab „Basejumping“ in die Suchmaschine ein und bekam eine Gänsehaut, als sie die Berichte las. In jeder Woche kam irgendwo ein Springer ums Leben. Ein Grund mehr, sich von Fabio fernzuhalten. Sie konnte ihr Herz nicht einem Mann anvertrauen, der wieder und wieder nur zum Spaß sein Leben riskierte.
Doch der Gedanke tat weh, und sie hatte das Gefühl, dass es längst zu spät war. Sie hatte ihr Herz schon längst an Fabio Lineham verloren …
7. KAPITEL
Ein paar Tage später kam Fabio in Katies Behandlungsraum. Seit dem Premierenabend war sie ihm aus dem Weg gegangen. Sie fürchtete, dass er in ihren Augen lesen könnte, was sie für ihn empfand.
Zwar hatte er sie angerufen und sich erkundigt, ob es ihr besser gehe, aber ansonsten beschränkten sich ihre Gespräche aufs Berufliche.
„Ich habe gerade mit Amelia gesprochen. Sie macht sich Sorgen um Lucy, und ich wollte hinfahren. Haben Sie Zeit mitzukommen?“
„Wenn Sie eine halbe Stunde warten können, gern. Ich habe noch einen Patienten.“
Fabio nickte. Er wirkte besorgt. Hoffentlich hat Lucy keine Brustinfektion, dachte Katie. Nach jeder Infektion blieben Vernarbungen in der Lunge zurück, die die Lebenserwartung des Mädchens minderten.
Amelia wartete an der Haustür auf sie. Sie war blass, und zum ersten Mal erlebte Katie sie nicht durchgestylt. Das Haar hatte sie zu einem schlichten Pferdeschwanz gebunden, und anstatt des maßgeschneiderten Hosenanzugs trug sie Jogginghose und T-Shirt.
„Hi, Amelia, wo ist denn unsere kleine
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